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Volltext: Ungarn auf der Wiener Weltausstellung 1873 : Special-Catalog der ausgestellten Gegenstände der Urproduction, Gewerbe, Wissenschaft und Kunst

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anf den Markt zn bringen vermag, welche bezüglich der Qualität 
selbst den besten englischen Fabricaten nicht nachstehen. 
Nachdem die Erzeugung der rohen Häute ungenügend ist, 
so mussten die Lederfabriken der ungarischen Hauptstadt diesel 
ben aus grösseren Provinzial-Städten, ja selbst aus Wien beziehen ; 
ausserdem werden auch eine grosse Menge überseeischer Häute 
hier verarbeitet, welche hauptsächlich aus Südamerika über Ant 
werpen, London und Hamburg bezogen werden. 
Als Gerbstoff benützt man grösstentheils Knoppern, deren 
Hauptbezugsquellen Slavonien, Serbien und Bosnien, in unserm 
Lande aber die Gegend von Arad, Nagykäroly und Miskolcz, 
sowie das Somogyer Comitat bilden. Vor einigen Jahren war ein 
gänzlicher Mangel an Knoppern eingetreten und unsere Gerber 
mussten sich mit V alonea aushelfen, welche besonders in Smyrna 
und auf den griechischen Inseln vorkömmt und die Knoppern 
ganz gut ersetzen kann. Aber auch ausser den Knoppern haben 
die Gerber an Gerbstoffen Mangel und wurden dieselben früher 
aus dem Liptauer und Arvaer Comitate auf Flössen auf der Waag, 
in der neuesten Zeit aber auf der Eisenbahn über Neusohl zuge 
führt, einen Theil davon liefern auch Steiermark, Krain und 
Kärnthen. 
Das erzeugte Leder wird grösstentheils im Lande 
selbst verbraucht, mit Sohlenleder versieht sich das zur Ausrüs 
tung der Armee gegründete Consortium zum Theil auch von Bu 
dapest. Ebenso wird auch Oberleder der besten Qualität erzeugt, 
welches mit dem österreichischen concurrirt. Ausserdem gibt es 
bei uns auch mehrere Weissgerbereien, welche zum Theil 
Summach, zum Theil lohgares Bock- und Schafleder, sowie auch 
alle Gattungen gefärbtes Leder von guter Qualität erzeugen. 
Eine besondere Art des Gerbergewerbes bilden die zahl 
reichen Schwarzgerber (Varga), welche schwarzes Kuhleder 
für Bauernstiefel von ausgezeichneter Beschaffenheit besonders 
in der Gegend von Debreczin, Kecskemet, Theresiopel u. s. w. 
produciren. 
Nur selten zwar, aber doch kommtauch bei uns die Erzeugung 
feinerer Leder arbeiten, der sogenannten Galanterie- 
Lederwaaren vor, welche in der Regel kein eigenes Gewerbe 
bildet, sondern meist von den bessern Buchbindern und den Ga- 
lanteriewaaren-Erzeugern betrieben wird. 
Mit der Leder- und Le derwaaren-Erzeugung 
befassen sich 20 Fabriken, welche nahezu 700 Arbeiter beschäf-
	        
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