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anf den Markt zn bringen vermag, welche bezüglich der Qualität
selbst den besten englischen Fabricaten nicht nachstehen.
Nachdem die Erzeugung der rohen Häute ungenügend ist,
so mussten die Lederfabriken der ungarischen Hauptstadt diesel
ben aus grösseren Provinzial-Städten, ja selbst aus Wien beziehen ;
ausserdem werden auch eine grosse Menge überseeischer Häute
hier verarbeitet, welche hauptsächlich aus Südamerika über Ant
werpen, London und Hamburg bezogen werden.
Als Gerbstoff benützt man grösstentheils Knoppern, deren
Hauptbezugsquellen Slavonien, Serbien und Bosnien, in unserm
Lande aber die Gegend von Arad, Nagykäroly und Miskolcz,
sowie das Somogyer Comitat bilden. Vor einigen Jahren war ein
gänzlicher Mangel an Knoppern eingetreten und unsere Gerber
mussten sich mit V alonea aushelfen, welche besonders in Smyrna
und auf den griechischen Inseln vorkömmt und die Knoppern
ganz gut ersetzen kann. Aber auch ausser den Knoppern haben
die Gerber an Gerbstoffen Mangel und wurden dieselben früher
aus dem Liptauer und Arvaer Comitate auf Flössen auf der Waag,
in der neuesten Zeit aber auf der Eisenbahn über Neusohl zuge
führt, einen Theil davon liefern auch Steiermark, Krain und
Kärnthen.
Das erzeugte Leder wird grösstentheils im Lande
selbst verbraucht, mit Sohlenleder versieht sich das zur Ausrüs
tung der Armee gegründete Consortium zum Theil auch von Bu
dapest. Ebenso wird auch Oberleder der besten Qualität erzeugt,
welches mit dem österreichischen concurrirt. Ausserdem gibt es
bei uns auch mehrere Weissgerbereien, welche zum Theil
Summach, zum Theil lohgares Bock- und Schafleder, sowie auch
alle Gattungen gefärbtes Leder von guter Qualität erzeugen.
Eine besondere Art des Gerbergewerbes bilden die zahl
reichen Schwarzgerber (Varga), welche schwarzes Kuhleder
für Bauernstiefel von ausgezeichneter Beschaffenheit besonders
in der Gegend von Debreczin, Kecskemet, Theresiopel u. s. w.
produciren.
Nur selten zwar, aber doch kommtauch bei uns die Erzeugung
feinerer Leder arbeiten, der sogenannten Galanterie-
Lederwaaren vor, welche in der Regel kein eigenes Gewerbe
bildet, sondern meist von den bessern Buchbindern und den Ga-
lanteriewaaren-Erzeugern betrieben wird.
Mit der Leder- und Le derwaaren-Erzeugung
befassen sich 20 Fabriken, welche nahezu 700 Arbeiter beschäf-