280
Mit der Entstehung der Giessereien wurden meist auch-
Werkstätten, wenn auch anfänglich nur im kleineren Massstabe
errichtet, um theils die Anfertigung der nöthigen Werkzeuge,
theils aber wenigstens die Reparatur derselben in loco bewerk
stelligen zu können. Allmälig wurden zur Schmiede-Esse auch
Schraub- und Feilbänke und Bohrvorrichtungen angeschafft,
welche, sich insolange als genügend erwiesen, als die Giesse
reien sich darauf beschränkten, blos Gusssachen zu verfertigen
und dieselben, wenn auch in halb rohem Zustande, in den Han
del zu bringen.
Der Uebergang zur eigentlichen Mas ch inen fab r i ca-
t i o n wurde lange Zeit dadurch verhindert, dass die Giesserei-
besitzer, da sie meist Gfesser oder Modellirer waren, nicht die
gwadi'ige technische Bildung besassen und sich von den Maschi-
nen-Ingenieuren fern hielten, die wiederum von unserer Ein
richtung der Giessereien wenig praktische Erfahrung hatten.
Lange Zeit wurden in den Giessereien nicht einmal die gehörigen
Maschinerieen angewendet unjj demgemäss konnte natürlich das
Produkt selbst den Anforderungen keineswegs entsprechen, was
das consumirende Publikum und die Maschinen benöthigenden
grösseren Grundbesitzer zum Ankauf ausländischer Waaren
bewog.
Erst als die Giessereibesitzer im wohlverstandenen eigenen
Interesse auch ihre Maschinenwerkstätten in Vefbin-
dung mit ihren Giessereien immer vollständiger einrichteten, er
wies sich von da an auch die Giesserei als ein vortheilhaftes, ja
in vieler Hinsicht sogar glänzendes Geschäft.
Wären diese Verhältnisse früher eingetreten, um wie viel
vortheilhafter wäre es gewesen, wenn z. B. bei der Pest-Ofner
Kettenbrücke die den 7 "»brweg tragenden gusseisernen Traversen
aus dem weit stärkeren und dauerhafteren ungarischen Holzkohle-
Eisen, statt aus englischem Roheisen, verfertigt worden wären.
Nur dem Mangel an gehörig eingerichteten Giessereien ist es ferner
zuzuschreiben, dass die colossalen Eisenpfeiler der Szegediner
Eisenbahnbrücke Uber die Theis mit einem Gewicht von vielen
tausend Zentnern von Hamburg über Bodenbach importirt wur
den, wo sie doch im Lande aus besserem Material hätten ge
gossen werden können.
Trotzdem liess der Fortschritt nicht auf sich warten, zumal
nach dem Jahre 1848, wo intelligente junge Leute in grösserer
Anzahl im Auslande reisteD, Erfahrungen machten und Verglei-