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Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
Nr. i.
TAFEL-ERKLÄRUNGEN.
Tafel 1 u. 2. Das amerikanische Einfamilienwohnhaus (siehe erster Artikel).
Tafel 3, 4 u. 5. Villa des Herrn Architekten Julius Schweiger, Budapest, Stephaniestrasse. Die hier
dargestellte Villa ist Eigenthum des Architekten Julius Schweiger, auch von ihm entworfen und gebaut. Sie lie»t
in sehr schöner Lage an der Stephaniestrasse, nahe dem Stadtwald, angrenzend an den Parkclub, mit
der Fernsicht auf die Ofner Berge und die Stadt. Das Parterre, durchwegs styl voll eingerichtet bewohnt
Herr Schweiger selbst, dort befindet sich auch sein Atelier. Die Kuchen und Dienerräume sind im
Souterrain. Der erste Stock ist vermiethet, auch der Stall gehört zu dieser Wohnung, welche emene
Zugänge, Vestibüle und Stiegenhaus hat, und ist derart angelegt,' dass der Eigenthümer mit der Mieth-
partei in gar keine Berührung kommt. Die Villa wurde erbaut im Jahre 1890—1891 und heuer
durch einen bedeutenden Zubau vergrössert. Die Fresken sind von Otto Settz in München, die
Kunstschlosser-Arbeiten von Schlossermeister Ferdinand Pader in Budapest. Die Baukosten betru°-en
rund 70.000 Gulden.
Situation.
Tafel 6
Gartengrundstückes
die Anlage der
Wohnräume ausge
nützt, während an
der West- und Nord
seite Stiegen- und
Nebenräume ange
ordnet erscheinen.
Entsprechend den
Bedürfnissen des
Bauherrn musste die
Villa die nöthigen
Räume für den Auf
traggeber und dessen
Familie, sowie eine
ganz getrennt von
diesen befindliche
Wohnung für eine
andere Familie
enthalten. Diese
letzteren Räume
wurden im rechten
Flügel des 1. Stockes
an der Ost- und
theilweise Südseite,
untergebracht,
Villa von Schreiber in Purkersdorf. Die Villa liegt
einer Berglehne, die an der Höhe dichte Bewaldung
inmitten eines circa
zeigt. Die Ost- und
4 Joch umfassenden
Südseite wurde für
liehe Theil dieses
Stockwerkes die
Schlafräume, Kinder
zimmer und Bade
zimmer enthält. Das
Hochparterre ent
hält nur Räume für
Zwecke des Haus
herrn, unti zw; >- »ine
grosse Halle, e en
daran stossenden
Salon, welcher
wieder inVerbindung
mit einem Speise
zimmer steht, an
welches sich ein
Rauchzimmer, sowie
eine offene, jedoch
verschliessbare
Loggia anreiht.
Küche, Speise,Office,
Dienerzimmer,
sowie eine Neben
stiege bilden den
... i Gärtnenvohming. IxeSL dieSCS ICChtell
wahrend der rest- Flügels. Auf der
anderen Seite der Halle, welche auch die Hauptstiege aufnimmt, liegen die Fremdenzimmer sammt Nebenräumen
und Dienerzimmer. Stiegenhaus, Halle und Gesellschaftsräume sind durch Centralheizung zu erwärmen. Zur Beleuchtung
der Villa mit elektrischem Licht wurde eine stationäre Accumulatoren-Batterie aufgestellt, welche durch eine Fern
leitung mit elektrischem Strom gespeist wird. Die Gartenanlagen, welche von dem bekannten Gartenbau Architekten
Svenson entworfen und ausgeführt wurden, sind reichlich mit Wasserleitung versehen; ein am höchsten Punkte
errichtetes Reservoir ermöglicht die Wasserzuführung bis in die höchstgelegenen Räume der Villa. Die Villa
wurde im heurigen Sommer durch Baumeister Johann Kernast ausgeführt.
E. Bressler.
Tafel 7 u. 8. „Pallas,“ Literarische und Druckerei-Actiengesellschaft in Budapest. Erbaut vom
Architekten L. Josef Kauser daselbst. Das Gebäude mit drei Fronten zur Kaiman-, Gorove- und Honvëdgasse. befindet
sich in der Leopoldstadt, die einer raschen Entwicklung entgegengeht. Die Bestimmung des Gebäudes nicht ausser
Acht lassend, war der projectirende Architekt bemüht, das Aeussere monumental auszubilden, wobei ihm die
Höhendimensionen und zum Zwecke der Beleuchtung gross angelegten Fenster behilflich waren. In den 4'60 in im
Lichten hohen Kellerräumen, die vollkommen isolirt sind, befindet sich das Maschinenbaus, Elektromotoren, Dynamos
und zum Theile auch kleine Druckmaschinen. Irp unterkellerten Hofe ist das geräumige Papierdepöt untergebracht.
Im Hochparterre befindet sich der in gewaltigen Dimensionen gehaltene Maschinensaal (circa 700 wF), ausserdem die
Buchbinderei. Im I. Stocke sind die Directionsräume, die Verlags-Administration, sowie die Redaction des grossen
„Pallas Lexikon“. Mit grossem Verständnis . ist der II. Stock als mustergiltige Setzerei ausgebildet (1000 ;« s );
25 grosse Fenster (â 11 m' 1 ') versehen selbe mit Licht und Luft zur Genüge. Im HI. Stocke sind die Giesserei und
die Wohnungen solcher Beamten, deren beständiger Aufenthalt im Gebäude von Vortheil ist, untergebracht. Der
Dachboden ist im „RabitzSystem“ feuersicher hergestellt, grosse Qberlichten bringen Licht zu und dient der
selbe als Dépöt fertiger Drucksorten. Zur Vermittlung des guten Verkehres im Gebäude dienen eine Haupttreppe
aus Karstmarmor, 2 Nebentreppen (die eine aus Granit), eine gusseiserne Wendeltreppe, wie auch 7 Lastenaufzüge.
Gegen die Honvédgasse, im Keller, Erdgeschoss, I. Stock und auch ausschliesslich hier eingeschobenen Mezzanin
befinden sich die Räume der Zeitungsverlags-Actiengesel Ischaft „Magyar Hirlap“. Der Bau wurde im
Herbst 1894 begonnen und am 15. August 1895 seiner Bestimmung übergeben. Um den fortwährenden Erschütterungen
der Maschinen entgegenzuwirken, und in Anbetracht der riesigen Deckenbelastungen, sind Keller und Parterre aus
schliesslich, der I. und II. Stock zum grössten Theil in Portland-Cementmörtel gemauert. Der Sockel der Fagade
ist aus rothem Marmor, die ganze Fagade ist in steinartigem Verputz und mit Formziegeln ausgeführt. Der Betrieb
ist elektrisch, und zwar derart, dass eine jede Arbeitsmaschine durch einen separaten Elektromotor betrieben wird.
Die Heizung geschieht durch eine Niederdruck-Dampfheizungsanlage.
Herausgeber und Verleger: MORITZ PERLES.
Verantwortlicher Redacteur: Ingenieur^PAUL BENZION.