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steht eine isolirte Puste, welche nach dev dortigen slavischen
Mundart Belansko genannt wird.
Die Fenster der Gaststube eröffnen die Aussicht auf den
Krivän und vor unseren Augen breitet sich das grossartige Pano
rama aus, welches diese Gebirgsmasse mit ihren Vorgebirgen und
der unter derselben liegenden Hochebene bietet. — Weiter unten
liegt eine üppig grünende Wiesenfiäche, aus deren dichtem und bun
tem Rasen hie und da sich eine Sahlweide, eine Erle, eine Weiss
birke oder eine schlanke Pappel erhebt. Weiter gegen den Fuss
des Berges kommen die Tannen schon dichter vor, während endlich
der Fuss des Krivän von dunklem Nadelholz bedekt wird. Dieser
dichte Wald umgibt beiläufig ein Drittheil des Gebirges, welches
von hier bis auf den Gipfel grösstentheilg kahl ist und nur hie
und da von kleinen Rasenplätzen und kaum fortkommenden
Moosen und Flechten bedeckt ist. Die nackten Felsen und kanti
gen Firste mit düstern Bergschluchten, Felsenklüften und klaf
fenden Abgründen abwechselnd, aus welchen das obere Drittheil
des Krivän besteht, bilden den Glanzpunkt der Landschaft. Die
ses wilde Aeussere wird noch durch die geneigte Stellung des
Gipfels, welcher jeden Momment herabzustürzen droht, bedeutend
vermehrt.
Doch treten wir hinaus auf die Wicseniläche. Unsere Tritte,
welche wenig sicher sind, bringen einen hohlen Ton hervor; die
Erde, auf welcher wir stehen gibt unter unsern Füssen nach und
bei einem weitern Schritte schnellt der Rasen wieder in seine
frühere Stelle zurück. Unser Fuss sinkt öfters tiefer in die ela
stische Erde ein, und wird derselbe daraus beireit, so ist er
mit schwarzem Moraste bedeckt. Alles Dieses zeigt, dass wir auf
keinem gewöhnlichen Boden, auch auf keinem unorganischen
Grunde, sondern auf organischem Wiesenboden stehen.
Es ist noch sehr früh ; die Augen Floras sind jedoch schon
geöffnet und wir können unter dieser ungescheut Umschau halten.
Die flores minorum gentium stehen unordentlich zerstreut umher.
—- Hier der wollige Schneeball (Viburuum Lantana L.) und der
Haselnnssstrauch, dort die drei Weiden-Arten (Salix pentandraL.,
Caprea L. es Arbuscula L.). Alle diese haben zahlreiche Verehrer,
welche ihnen treu folgen. In dem kühlen Schatten finden sichere
Plätze das Melampyrum silvaticum L., Rhinanthus minor L., Lych-
nes diurna Sibth. An moorigen und sumpfigen Stellen wuchert die
Parnassia palustris L, Pingvicula vulgaris L., Pedicularis silva-
tica L. und Crepis paludosa; während an mageren und trockenen