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GB. IX. STEIN-, THON- UND GUAS-INDUSTRIE.
manland ein anderer ähnlicher Bruch er
öffnet worden, und auf Singön in Boslagen
giebt es Lager, welche die Gegenstände der
Bearbeitung gewesen sind. Ausser diesen
Stellen aber giebt es viele andere, an denen
Marmor gebrochen werden könnte, obgleich
die Steinart gewöhnlich nur zum Kalkbren
nen benutzt wird. Dieser Marmor ist Ur-
kalkstein (krystallinischer Kalkstein), wel
cher viel Serpentin enthält, wodurch der
Stein grünlich und flammig wird. Zu der
im Bau befindlichen Oper in Paris ist ein
Theil des Marmors von dem Kolmärden
geholt worden.
Leichter zu bearbeiten und daher stärker
angewendet ist der silurische Kalkstein,
welcher gebrochen und zu Fussböden, Trep
pensteinen, äusseren Wandbekleidungen u.
s. w., aber auch zu feineren Arbeiten, z. B.
Brochen, Ohrgehängen u. dgh, benutzt
wird. Das Hauen dieses Marmors geschieht
besonders auf Gotland und Öland, sowie
in Östergötland, Vestergötland und Nerike.
Der Stein ist grau; aber es wird bisweilen
auch rother gebrochen; er lässt sich leicht
in passende Platten spalten und kann auch
Politur annehmen. Bedeutende Quantitäten
dieses Steines werden auch zu Kalk gebrannt
und dabei Alaunschiefer oft als Brennma
terial angewendet.
Sandsteine werden zwar als Baumaterial
an verschiedenen Stellen in Schweden ge
brochen, aber doch nicht in solcher Menge,
wie in andern Ländern, wozu u. a. die
Ursache in dem Ueberflusse an Granit zu
suchen ist. Statt dessen wird Sandstein
viel zu Schleif- und Mühlsteinen gebrochen, z.
B. in Dalarne, Westergötland, Hör in Skäne,
auf Öland u. a. m. Die Mühlsteine von
dem Kirchspiel Lugnäs in Westergötland
sind im Lande die berühmtesten; sie sind
gleich anderen Steinen des Festlandes in
der Begel quarzreich und hart. Dagegen
sind die von der Insel Öland mit ihrem
kalkreichen Bindungsmittel loser und wer
den daher meistens zu feinerem Mehle an
gewendet. In gewissen Gegenden bricht
man auch Glimmerschiefer zu Mühlsteinen.
Eine vor einigen Jahren bei Motala ange
legte Fabrik zur Zubereitung von artifici-
ellem Sandstein hat wieder aufgehört.
Verschiedene zur Urformation gehörende
Thon- oder Glimmerschieferarten werden als
Dachschiefer angewendet. Der bekannteste
Schieferbruch ist der im Kirchspiel Fröde-
ryd in Smäland, dessen Schiefer wegen
seiner rothbraunen Farbe den Namen Kup
ferschiefer erhalten hat; ausserdem giebt es
Brüche in Dalsland (Hällan und Källsviken),
Glafva in Wermland u. a. in. Im Allge
meinen wird der Schiefer nicht viel zum
Dachdecken in Schweden gebraucht, sondern
lieber Platten oder Ziegel und Holzspäne.
Ein talkreicher Glimmerschiefer ist zu
Gestellsteinen in Hohöfen gesucht. Noch
talkreichere Steinarten, darunter der sog.
Topfstein, wird an verschiedenen Orten zu
kleineren Hausgeräthsartikeln, z. B. Grapen,
Mörsern u. dgl. m., verarbeitet.
Gement ist lange unweit Wenersborg
zubereitet worden; dazu wird gebrannter
und zermahlener Alaunschiefer von dem
nahe belegenen Hunneberg und gebrannter
Kalk von dem Kinnekulle angewendet.
Die Schleusen des Trollhätta-Kanals sind
mit diesem Cement gemauert. Ganz neu
lich ist bei Lomma unweit Malmö ein Ce-
mentwerk angelegt, welches in grossem
Massstabe betrieben werden soll, wobei aber
nicht Alaunschiefer, sondern geschlämmter
Ihon aus der Umgegend ein Bestandtheil
werden wird. Man macht nunmehr Cement
auch an anderen Orten in Schweden.
Tlionwaaren. Die Anfertigung von
Waaren aus Thon wird in diesem Augen
blicke in Schweden betrieben von den bei
den Porzellan- und Fayenöe-Fabriken Bör-
strand (angelegt 1726) und Gustafsberg
(angelegt 1830), erstere dicht bei und
letztere 2 scl.w. Meilen östlich von Stock
holm, von den Steingut- und Ziegelfabriken
in Höganäs und von einer grösseren Anzahl
Fabriken und Werkstätten zur Anfertigung
von Kachelöfen, gröberer Fayence, gewöhn
lichen Töpferwaaren, Ziegelröhren und Zie
geln.
Die Fabrikationen von Rörstrand und
Gustafsberg umfassen beinahe alle Arten
Thonwaaren von dem feldspathechten Por
zellan bis zu der feinen Fayence. Die bei
den Fabriken sind so ziemlich von gleicher
Grösse; sie beschäftigen zusammen etwa
1000 ^Personen, und der Werth ihrer zu
sammengelegten Fabrikation i. J. 1872
betrug 1,600,000—1,700,000 B:dr. Der
grösste Theil ihrer Fabrikation wird in
Schweden abgesetzt, aber es findet auch
eine nicht unbedeutende Ausfuhr nach Nor
wegen, Dänemark und Bussland statt, sowie