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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GB. IX. STEIN-, THON- UND GUAS-INDUSTRIE. 
manland ein anderer ähnlicher Bruch er 
öffnet worden, und auf Singön in Boslagen 
giebt es Lager, welche die Gegenstände der 
Bearbeitung gewesen sind. Ausser diesen 
Stellen aber giebt es viele andere, an denen 
Marmor gebrochen werden könnte, obgleich 
die Steinart gewöhnlich nur zum Kalkbren 
nen benutzt wird. Dieser Marmor ist Ur- 
kalkstein (krystallinischer Kalkstein), wel 
cher viel Serpentin enthält, wodurch der 
Stein grünlich und flammig wird. Zu der 
im Bau befindlichen Oper in Paris ist ein 
Theil des Marmors von dem Kolmärden 
geholt worden. 
Leichter zu bearbeiten und daher stärker 
angewendet ist der silurische Kalkstein, 
welcher gebrochen und zu Fussböden, Trep 
pensteinen, äusseren Wandbekleidungen u. 
s. w., aber auch zu feineren Arbeiten, z. B. 
Brochen, Ohrgehängen u. dgh, benutzt 
wird. Das Hauen dieses Marmors geschieht 
besonders auf Gotland und Öland, sowie 
in Östergötland, Vestergötland und Nerike. 
Der Stein ist grau; aber es wird bisweilen 
auch rother gebrochen; er lässt sich leicht 
in passende Platten spalten und kann auch 
Politur annehmen. Bedeutende Quantitäten 
dieses Steines werden auch zu Kalk gebrannt 
und dabei Alaunschiefer oft als Brennma 
terial angewendet. 
Sandsteine werden zwar als Baumaterial 
an verschiedenen Stellen in Schweden ge 
brochen, aber doch nicht in solcher Menge, 
wie in andern Ländern, wozu u. a. die 
Ursache in dem Ueberflusse an Granit zu 
suchen ist. Statt dessen wird Sandstein 
viel zu Schleif- und Mühlsteinen gebrochen, z. 
B. in Dalarne, Westergötland, Hör in Skäne, 
auf Öland u. a. m. Die Mühlsteine von 
dem Kirchspiel Lugnäs in Westergötland 
sind im Lande die berühmtesten; sie sind 
gleich anderen Steinen des Festlandes in 
der Begel quarzreich und hart. Dagegen 
sind die von der Insel Öland mit ihrem 
kalkreichen Bindungsmittel loser und wer 
den daher meistens zu feinerem Mehle an 
gewendet. In gewissen Gegenden bricht 
man auch Glimmerschiefer zu Mühlsteinen. 
Eine vor einigen Jahren bei Motala ange 
legte Fabrik zur Zubereitung von artifici- 
ellem Sandstein hat wieder aufgehört. 
Verschiedene zur Urformation gehörende 
Thon- oder Glimmerschieferarten werden als 
Dachschiefer angewendet. Der bekannteste 
Schieferbruch ist der im Kirchspiel Fröde- 
ryd in Smäland, dessen Schiefer wegen 
seiner rothbraunen Farbe den Namen Kup 
ferschiefer erhalten hat; ausserdem giebt es 
Brüche in Dalsland (Hällan und Källsviken), 
Glafva in Wermland u. a. in. Im Allge 
meinen wird der Schiefer nicht viel zum 
Dachdecken in Schweden gebraucht, sondern 
lieber Platten oder Ziegel und Holzspäne. 
Ein talkreicher Glimmerschiefer ist zu 
Gestellsteinen in Hohöfen gesucht. Noch 
talkreichere Steinarten, darunter der sog. 
Topfstein, wird an verschiedenen Orten zu 
kleineren Hausgeräthsartikeln, z. B. Grapen, 
Mörsern u. dgl. m., verarbeitet. 
Gement ist lange unweit Wenersborg 
zubereitet worden; dazu wird gebrannter 
und zermahlener Alaunschiefer von dem 
nahe belegenen Hunneberg und gebrannter 
Kalk von dem Kinnekulle angewendet. 
Die Schleusen des Trollhätta-Kanals sind 
mit diesem Cement gemauert. Ganz neu 
lich ist bei Lomma unweit Malmö ein Ce- 
mentwerk angelegt, welches in grossem 
Massstabe betrieben werden soll, wobei aber 
nicht Alaunschiefer, sondern geschlämmter 
Ihon aus der Umgegend ein Bestandtheil 
werden wird. Man macht nunmehr Cement 
auch an anderen Orten in Schweden. 
Tlionwaaren. Die Anfertigung von 
Waaren aus Thon wird in diesem Augen 
blicke in Schweden betrieben von den bei 
den Porzellan- und Fayenöe-Fabriken Bör- 
strand (angelegt 1726) und Gustafsberg 
(angelegt 1830), erstere dicht bei und 
letztere 2 scl.w. Meilen östlich von Stock 
holm, von den Steingut- und Ziegelfabriken 
in Höganäs und von einer grösseren Anzahl 
Fabriken und Werkstätten zur Anfertigung 
von Kachelöfen, gröberer Fayence, gewöhn 
lichen Töpferwaaren, Ziegelröhren und Zie 
geln. 
Die Fabrikationen von Rörstrand und 
Gustafsberg umfassen beinahe alle Arten 
Thonwaaren von dem feldspathechten Por 
zellan bis zu der feinen Fayence. Die bei 
den Fabriken sind so ziemlich von gleicher 
Grösse; sie beschäftigen zusammen etwa 
1000 ^Personen, und der Werth ihrer zu 
sammengelegten Fabrikation i. J. 1872 
betrug 1,600,000—1,700,000 B:dr. Der 
grösste Theil ihrer Fabrikation wird in 
Schweden abgesetzt, aber es findet auch 
eine nicht unbedeutende Ausfuhr nach Nor 
wegen, Dänemark und Bussland statt, sowie
	        
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