HK. IX. STEIN-, THON- UND GLAS-INDUSTRIE.
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von gewissen Specialitäten, z. B. Rörstran-
der "Majolica” und Gustafsberger ”Parian”
aucli nach andern Ländern. Von den Bob-
stoffen werden die Thone von England
(Devonshire, Dorsetshire und Cornwall), die
Feuersteine von Dänemark (Möen) und
Frankreich (aus der Gegend von Dieppe),
Quarz und Feldspath von den Stockholmer
Skären, feuerfester Thon theils von Höga-
näs und theils von England geholt. Zur
Feuerung werden hauptsächlich englische
Steinkohlen angewendet. Die beiden Fa
briken haben die in den letzten Jahren
gemachten Erfindungen und Verbesserungen
in der Keramik ausgebeutet, haben sich
auch an den meisten grösseren Ausstellun
gen sowohl in Schweden als im Auslande be
theiligt und sind mit Preisen belohnt worden.
Die Fabriken in Höganäs bereiten Röh
ren, Wasserleitungsröhren und andere Ge
genstände theils aus einer braunfarbigen
im Bruche festen Masse, welche mit Salz
glasirt wird, theils aus einer hellgelben, die
mit Blei glasirt wird, sowie ausserdem Zie
gel und andere Gegenstände von unglasir-
tem feuerfestem Thon. Die Rohstoffe be
stehen theils in feuerfestem Thon aus den
Kohlengruben bei Höganäs und theils in
Thonarten aus andern Gegenden von Skäne.
Als Brennmaterial werden Steinkohlen an
gewendet, die an Ort und Stelle gewonnen
werden.
Die Anfertigung von Kachelöfen ist in
Schweden, wo solche fast ausschliesslich
zur Erwärmung der Wohnstätten angewen
det werden, recht bedeutend, und es giebt
in den meisten Städten die eine oder die
andre Kachelfabrike sowie auch viele auf
dem platten Lande. Gewöhnlich werden
die Kacheln von eisenhaltigen Mergelthon
arten mit oder ohne Zusatz von feinem
Sande angefertigt und entweder mit einei
durchsichtigen Bleiglasur überzogen, welche
gewöhnlich grün oder braun gefärbt, bis
weilen auch ungefärbt ist, sodass die na
türliche gelbe oder gelblich weisse Farbe
des Thons durchschimmert, oder auch mit
einer zinn- und bleihaltigen undurchsichti
gen Glasur, welche der Oberfläche ein dem
Porzellan gleichendes Aussehen verleiht.
Unter dem Mergelthonarten, welche ange
wendet werden, ist die aus der Gegend von
Uppsala bekannt wegen ihrer Anwendbar
keit. Die Kachelfabrikation wurde in den
184Oger Jahren in hohem Grade von dem
Stockholmer Fabrikanten Westman ver
bessert. Dieser führte theils bessere Ar
beitsmethoden ein, und theils gelang es ihm,
eine schöne und recht haltbare Glasur dar
zustellen. Jetzt werden Kachelöfen von
recht schönem Aeussem und guter Beschaf
fenheit von den meisten grösseren Fabri
ken angefertigt, besonders bei der Äker-
lind’schen Fabrik in Stockholm, bei C. A.
Pettersson in Stockholm, B. H. Lundgren
in Stockholm, A. Ringner in Göteborg, V.
E. Ringner in Malmö, in der Kachelfabrik
zu Örebro, sowie in der Fabrik Rörstrand,
wo sie von weisser Fayencemasse mit durch
sichtiger Glasur angefertigt werden. Ge
wöhnliche Fayence mit durchsichtiger Gla
sur wird, wie bereits erwähnt, bei Höga
näs, ausserdem auch in Helsingborg, Oscars-
hamn, Gefle und andern Orten angefertigt.
Die Construction der schwedischen Ka
chelöfen hat sich einen guten Ruf erwor
ben, sodass schon seit vielen Jahren deutsche
Töpfergesellen nach Schweden gereist sind,
um die Kunst des Ofensetzens hier zu erler
nen, und sie darauf in ihrem Vaterlande
ausüben zu können.
Töpferwaaren sowie Ziegel und Ziegel
röhren werden an sehr vielen Orten ange
fertigt und gewöhnlich in der Nähe des
Fabrikationsortes abgesetzt.
Glaswaaren. I. J. 1741 wurde in
Schweden die Glasfabrik Kosta und 1748
Limmared angelegt. Seit dieser Zeit ist
die eine Glashütte nach der andern ent
standen, sodass ihrer i. J. 1871 24 in
Gang waren, ausser 3, in denen kein Glas
blasen stattfand. Die meisten Glashütten
liegen in Smäland, Vestergötland und Verm-
land; doch giebt es solche auch in andern
Gegenden des Reiches, sogar in Norrland.
Bei den grösseren Werken beträgt gegen
wärtig derProduktionswerth jährlich 100,000
.—200,000 R:dr, und für das Jahr 1871
haben die sämmtlichen Glasfabriken Schwe
dens denselben angegeben zu 1,784,000
R:dr; i. J. 1872 aber steigt er wahrschein
lich auf über 2 Mill. R:dr. Die Zahl der
dabei verwendeten Arbeiter ist für 1871
in den officiellen Berichten zu 1,310 an
gegeben.
Der Rohstoff Quarz ist gewöhnlich in
der Nähe der Glasfabriken vorhanden. Sand
von gewöhnlicher Beschaffenheit wird von
den Ufern des Wetter-Sees genommen, am