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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

HK. IX. STEIN-, THON- UND GLAS-INDUSTRIE. 
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von gewissen Specialitäten, z. B. Rörstran- 
der "Majolica” und Gustafsberger ”Parian” 
aucli nach andern Ländern. Von den Bob- 
stoffen werden die Thone von England 
(Devonshire, Dorsetshire und Cornwall), die 
Feuersteine von Dänemark (Möen) und 
Frankreich (aus der Gegend von Dieppe), 
Quarz und Feldspath von den Stockholmer 
Skären, feuerfester Thon theils von Höga- 
näs und theils von England geholt. Zur 
Feuerung werden hauptsächlich englische 
Steinkohlen angewendet. Die beiden Fa 
briken haben die in den letzten Jahren 
gemachten Erfindungen und Verbesserungen 
in der Keramik ausgebeutet, haben sich 
auch an den meisten grösseren Ausstellun 
gen sowohl in Schweden als im Auslande be 
theiligt und sind mit Preisen belohnt worden. 
Die Fabriken in Höganäs bereiten Röh 
ren, Wasserleitungsröhren und andere Ge 
genstände theils aus einer braunfarbigen 
im Bruche festen Masse, welche mit Salz 
glasirt wird, theils aus einer hellgelben, die 
mit Blei glasirt wird, sowie ausserdem Zie 
gel und andere Gegenstände von unglasir- 
tem feuerfestem Thon. Die Rohstoffe be 
stehen theils in feuerfestem Thon aus den 
Kohlengruben bei Höganäs und theils in 
Thonarten aus andern Gegenden von Skäne. 
Als Brennmaterial werden Steinkohlen an 
gewendet, die an Ort und Stelle gewonnen 
werden. 
Die Anfertigung von Kachelöfen ist in 
Schweden, wo solche fast ausschliesslich 
zur Erwärmung der Wohnstätten angewen 
det werden, recht bedeutend, und es giebt 
in den meisten Städten die eine oder die 
andre Kachelfabrike sowie auch viele auf 
dem platten Lande. Gewöhnlich werden 
die Kacheln von eisenhaltigen Mergelthon 
arten mit oder ohne Zusatz von feinem 
Sande angefertigt und entweder mit einei 
durchsichtigen Bleiglasur überzogen, welche 
gewöhnlich grün oder braun gefärbt, bis 
weilen auch ungefärbt ist, sodass die na 
türliche gelbe oder gelblich weisse Farbe 
des Thons durchschimmert, oder auch mit 
einer zinn- und bleihaltigen undurchsichti 
gen Glasur, welche der Oberfläche ein dem 
Porzellan gleichendes Aussehen verleiht. 
Unter dem Mergelthonarten, welche ange 
wendet werden, ist die aus der Gegend von 
Uppsala bekannt wegen ihrer Anwendbar 
keit. Die Kachelfabrikation wurde in den 
184Oger Jahren in hohem Grade von dem 
Stockholmer Fabrikanten Westman ver 
bessert. Dieser führte theils bessere Ar 
beitsmethoden ein, und theils gelang es ihm, 
eine schöne und recht haltbare Glasur dar 
zustellen. Jetzt werden Kachelöfen von 
recht schönem Aeussem und guter Beschaf 
fenheit von den meisten grösseren Fabri 
ken angefertigt, besonders bei der Äker- 
lind’schen Fabrik in Stockholm, bei C. A. 
Pettersson in Stockholm, B. H. Lundgren 
in Stockholm, A. Ringner in Göteborg, V. 
E. Ringner in Malmö, in der Kachelfabrik 
zu Örebro, sowie in der Fabrik Rörstrand, 
wo sie von weisser Fayencemasse mit durch 
sichtiger Glasur angefertigt werden. Ge 
wöhnliche Fayence mit durchsichtiger Gla 
sur wird, wie bereits erwähnt, bei Höga 
näs, ausserdem auch in Helsingborg, Oscars- 
hamn, Gefle und andern Orten angefertigt. 
Die Construction der schwedischen Ka 
chelöfen hat sich einen guten Ruf erwor 
ben, sodass schon seit vielen Jahren deutsche 
Töpfergesellen nach Schweden gereist sind, 
um die Kunst des Ofensetzens hier zu erler 
nen, und sie darauf in ihrem Vaterlande 
ausüben zu können. 
Töpferwaaren sowie Ziegel und Ziegel 
röhren werden an sehr vielen Orten ange 
fertigt und gewöhnlich in der Nähe des 
Fabrikationsortes abgesetzt. 
Glaswaaren. I. J. 1741 wurde in 
Schweden die Glasfabrik Kosta und 1748 
Limmared angelegt. Seit dieser Zeit ist 
die eine Glashütte nach der andern ent 
standen, sodass ihrer i. J. 1871 24 in 
Gang waren, ausser 3, in denen kein Glas 
blasen stattfand. Die meisten Glashütten 
liegen in Smäland, Vestergötland und Verm- 
land; doch giebt es solche auch in andern 
Gegenden des Reiches, sogar in Norrland. 
Bei den grösseren Werken beträgt gegen 
wärtig derProduktionswerth jährlich 100,000 
.—200,000 R:dr, und für das Jahr 1871 
haben die sämmtlichen Glasfabriken Schwe 
dens denselben angegeben zu 1,784,000 
R:dr; i. J. 1872 aber steigt er wahrschein 
lich auf über 2 Mill. R:dr. Die Zahl der 
dabei verwendeten Arbeiter ist für 1871 
in den officiellen Berichten zu 1,310 an 
gegeben. 
Der Rohstoff Quarz ist gewöhnlich in 
der Nähe der Glasfabriken vorhanden. Sand 
von gewöhnlicher Beschaffenheit wird von 
den Ufern des Wetter-Sees genommen, am
	        
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