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GR. XI. PAPIER-INDUSTRIE.
eine nicht unbedeutende Ausfuhr von Lum
pen statt, welche gleichwohl zum Theil durch
die Einfuhr ersetzt wird, die 1871 sogar
grösser war als die Ausfuhr (Imp.: 26,415
Ctn, Exp.: 18,320 Ctn).
Eben so wie bei verschiedenen anderen
Industriezweigen ist auch bei den Papier
fabriken und ihren Fabrikationen einge-
troifen, dass die kleinen Werke genöthigt
gewesen sind, den grösseren zu weichen,
welche statt dessen den Betrag ihrer Fa
brikation ganz ausserordentlich vermehrt
haben. Vor 20 Jahren zählte man hier
im Lande 90 solche Fabriken mit einem
zusammengelegten Werth der Fabrikation
von 2 Milk R:dr; i. J. 1871 dagegen gab
es nur 50, welche mit 2000 Arbeitern für
zusammen 4,750,100 B:dr zubereiteten, und
unter diesen 50 Fabriken waren doch noch
viele, deren Fabrikation nur einen Werth
von einigen 1,000 R:dr hatte. Die eigent
lichen Maschinenfabriken sind der Zahl nach
13. Bei Korndal, der grössten derselben,
wurden 1872 6,800,000 U Papier verschie
dener Art, meistens Druckpapier, fabricirt,
aber durch die beschlossene und schon in
Anlage begriffene Erweiterung hofft man
im nächsten Jahre die Fabrikation verdop
peln zu können. Das angewendete Roh
material besteht zu 85 % in sowohl mecha
nisch als auch chemisch zubereiteter Holz
masse, sowie aus Stroh.
Die Papiersorten, welche fabricirt wer
den, sind die gewöhnlichen, nämlich Post-,
Schreib-, Druckpapier u. a. m.; Verhäutungs-
papier, ”Pappe in langen Bahnen” u. dgh,
(welche Sorten wegen klimatischer Umstän
de in neueren Zeiten viel zur inneren Beklei
dung der Wohnzimmer Anwendung finden),
werden in grossem Massstabe in Munksjö (bei
Jönköping) fabricirt. Banknoten und Stem
pelpapier wird nur in der ein paar Meilen
im Süden von Stockholm belegenen, dem
Staate zugehörigen Papierfabrike Tumba an
gefertigt. Das weltbekannte schwedische
Filtrier-Papier wird nur in Grycksbo (in
Dalarne) zubereitet. Die Möglichkeit dieser
äusserst genauen Zubereitung beruht theils
darauf, dass man so reines Wasser hat,
dass es beinahe chemisch rein genannt wer
den kann, und theils auf dem Klima, in
dem es bei der Bereitung der Masse zu
dieser Papiersorte auch gehört, dass diese
einmal gefrieren soll.
Hohmassen-Papier. Als der deutsche
Ingenieur H. Völter i. J. 1846 seine Ver
suche begann, anstatt der Pflanzenfibern
von Flachs oder Baumwolle zur Papierfa
brikation Holzfibern anzuwenden, welche er
aus Holzstücken mittelst ganz einfacher
mechanischer Hülfsmittel erhielt, so lag
hierin der Anfang zu einem Industriezwei
ge, der für Schweden schon von ausser
ordentlich grosser Wichtigkeit ist und dies
in der Zukunft noch mehr zu werden ver
spricht, indem unser Land gerade dasjeni
ge besitzt, was hauptsächlich dazu erfor
derlich ist, nämlich reiche Vorräthe an Tan
nenwäldern und an grossen Wasserfällen.
Die erste i. J. 1857 nach dieser Völterschen
Methode angelegte Fabrik bei Trollhättan
war hier 10 Jahre lang die einzige in
ihrer Art, bis man hier und dort im Lan
de anfing mehre einzurichten, sodass es
1870 6 gab; aber bei dem raschen Unter
nehmungsgeiste, der die beiden letzten Jahre
ausgezeichnet hat, ist es mit der Anlage
solcher Fabriken so rasch gegangen, dass
es zu Anfang 1873 schon 27 fertige oder
beinahe fertige Holzmassenfabriken gab.
Diese schnelle Entwickelung ist um so an-
merkenswerther, als die Einrichtung manches
dieser Etablissements mehre Hunderttau
sende von R:dr kostet.
Die in der neueren Zeit in diesem Indu
striezweige gemachten Erfindungen und Er
fahrungen sind der Aufmerksamkeit in un
serem Lande nicht entgangen, und daher
sind die angelegten Fabriken berechnet,
theils nach der mechanischen und theils
nach der chemischen Methode betrieben zu
werden. Die chemische Methode ist noch
so neu, dass schwer zu sagen ist, welche
Entwickelung sie erhalten wird. Zwar ist es
gewiss, dass man auf diese Art eine bessere
und fibrösere Masse erhält, aber diese wird
auch in Vergleich mit der geschliffenen theu-
rer, besonders seitdem das zur Zubereitung
erforderliche kaustische Natron bedeutend
im Preise gestiegen ist. Die bei den me
chanischen Methoden bis her verwendeten
Schleifsteine sind bis jetzt im Allgemeinen
aus Deutschland bezogen worden, wozu
nicht die Ursache die sein dürfte, dass in
unserem Lande das hierzu erforderliche Ma
terial fehlt, sondern vielmehr dass man bei
den neu angelegten Werken fürs erste noch
Versuche hat vermeiden wollen, wesshalb
man die Steine von dort geholt hat, wo