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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GR. XII. GRAPHISCHE KÜNSTE UND GEWERBLICHES ZEICHNEN. 
Steindruck. Von den verschiedenen 
Arten der Vervielfältigung einer Zeichnung 
sind in Schweden wie anderwärts die ver 
schiedenen Zweige der Lithographie die am 
meisten angewendeten. Diese Kunst wurde 
um das Jahr 1818 ins Land gebracht, aber 
anfangs nur unbedeutend für den künst 
lerischen Bedarf verwendet, für welchen 
noch der Kupferstich in der Form von Mez 
zotintomanier beibehalten wurde. Nach der 
Mitte der 1820ger Jahre machten sich in 
zwischen auch hier die grossen Fortschritte 
der Lithographie in andern Ländern gel 
tend und, nachdem K. v. Scheele in Mün 
chen sich unter Senefelder’s eigner Anlei 
tung gründliche Kenntnisse in der Technik 
erworben und einige sehr hervorragende 
Künstler im Kupferstich der Lithographie 
sich gewidmet hatten, entstand bald eine 
für unsere Verhältnisse wirklich glänzende 
Ausübung der vervielfältigenden Kunst. 
Wenn auch in Schweden verschiedene von 
den Umständen nicht vorhanden gewesen 
sind, welche im andern Ländern die jetzige 
grossartige Anwendung der Lithographie 
haben hervorrufen und aufrecht halten kön 
nen, so dürfte sich doch sagen lassen, 
dass die verschiedenen Zweige dieser Re- 
productionsweise in der auf die erwähnte 
erste Blüthe folgenden Zeit im Allgemeinen 
mit den anderswo gemachten Fortschritten 
gleichen Schritt gehalten haben. 
Dies dürfte gleichwohl am wenigsten der 
Fall sein mit der eigentlichen Kunstlitho 
graphie und zwar aus dem ganz natürlichen 
Grunde, dass dergleichen sehr theure Arbei 
tenin einem weniger volkreichen Lande, wie 
Schweden, den grossen Absatz nicht finden 
können, welcher ihr Entstehen ermöglicht. 
In der letzten Zeit hat es gleichwohl den 
Anschein gehabt, als wollte eine Verände 
rung zu dem Bessern eintreten, sodass jetzt in 
Stockholm eine lithographische Anstalt vor 
handen ist, welche sich beinahe ausschlisslich 
mit Reproductionen der schönen Kunst be 
schäftigt. Noch soll die Errichtung einer ähn 
lichen Anstalt in der nächsten Zeit bevorste 
hen, und ausserdem sind neulich verschiedene 
Arbeiten dieser Art aus einem andern hier 
befindlichen Etablissement hervorgegangen. 
Auch sind verschiedene verdienstvolle Zeich 
nungen in Crayon-Manier ausgeführt worden. 
Von der Stichmanier in Stein dürfte 
sich sagen lassen, dass sie hier einen ver 
gleichsweise sehr hohen Standpunkt ein 
nimmt. Als besonders verdienstvolle Ar 
beiten dieser Art verdienen verschiedene 
Illustrationen in wissenshaftlichen Werken, 
vorzugsweise in den von der Königl. Aka 
demie der Wissenschaften herausgegebenen, 
sowie mehre kartographische Arbeiten her 
vorgehoben zu werden. Zwei von den of- 
ficiellen Kartenwerken werden mittelst Stein 
druck veröffentlicht; ersteres, zugleich un 
sere vornehmste chromographische Arbeit, 
ist bis jetzt in der lithographischen Anstalt 
(Inrättning) des Generalstabes — einem 
privaten Etablissement mit einem gewissen 
officiellen Gepräge — gestochen und ge 
druckt worden; letzteres ist grösstentheils 
von den bei der Kartenanstalt angestollten 
weiblichen Gravirern gestochen und in ei 
ner privaten Druckerei gedruckt worden. 
Die lithographische Schnellpresse kam 
hier schon früh in Gebrauch und ist jetzt 
sehr allgemein. 
In der Absicht die Vei'wendung der 
Hülfsmittel neuerer Zeiten in der reprodu- 
cirenden Kunst, vorzugsweise in der Kar 
tographie, zu befördern, ist neulich infolge 
eines Regierungsbeschlusses und mit der 
Unterstützung des Staates (in der Gestalt 
eines freien Lokals) ein Etablissement er 
richtet worden unter der Benennung "Li 
thographische Anstalt des Generalstabes”. 
Diese Anstalt, in welche die eben erwähnte 
lithographische Anstalt (Inrättning) des Ge 
neralstabes aufgegangen ist, soll ausserdem 
mit einem photographischen und galvano 
plastischen Atelier versehen werden und zu 
gleich eine Kupferdruckerei enthalten. 
Ausser in Stockholm, wo abgesehen von 
vielen kleineren mehre recht bedeutende li 
thographische Etablissements vorhanden sind 
(Schlachter & Seedorff, die lithographische 
Anstalt des Generalstabes, A. L. Norman, 
die Stockholmer artistische lithographische 
Anstalt, A. Schumburg), wird diese Indu 
strie in bedeutendem Massstabe, beinahe 
ausschliesslich für industriellen und mer 
kantilen Bedarf, in Norrköping betrieben 
von der lithographischen Aktiengesellschaft, 
(Lithographiska Aktiebolaget), welche da 
neben auch Anfertigung von Schachteln, 
Couverten u. a. m. in dem Papierfache be 
treibt. Ausserdem giebt es lithographische 
Druckereien in Jönköping, Örebro, Göteborg, 
Malmö, Gefle, u. a. m. In 5 von diesen 
lithographischen Fabriken, über welche of-
	        
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