GE. XVI. HEERESWESEN.
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der Haide Tanga, belegen an der Eisen
bahn, welche Stockholm mit Göteborg ver
bindet, 6 Meilen von der letzteren Stadt.
Während der Theilnahme an dieser Schiess
schule, welche im Monate Juli 16 Tage bei
sammen ist, und zu welcher jährlich eine
gewisse Anzahl (wechselnd zwischen 20 und
36) von der Kriegshochschule ausexami-
nirter Artillerie-Officiere commandirt wird,
wechseln Schiessübungen mit Vorträgen ab.
Die Feldübungen der Fortification in
Karlsborg. Zu diesen Uebungen werden
ausser den von der Kriegshochschule aus-
examinirten Officieren auch aller übrige Be
fehl und Unterbefehl bei der Fortification,
der bei anderem Dienste entbehrlich ist,
commandirt, und ausserdem nehmen daran
von der Mannschaft der Fortification alle
diejenigen Theil, welche zu Korporälen be
fördert werden sollen, und ebenfalls, wie
oben vermeldet, 30 Tage lang diejenigen
Officiere der Infanterie, welche zu Pio-
nier-Officieren ausgebildet werden sollen.
Die Schule ist in der Festung Karlsborg
zusammengezogen und die Dauer derselben
auf 35 Tage bestimmt.
g) Kartographie.
Schon zu Anfang des siebzehnten Jahr
hunderts begann in Schweden die Karten-
thätigkeit auf Kosten des Staates durch
die damals errichtete ”Landmesserei"', de
ren Aufgabe war, sowohl geographische
Karten über Schwedens Land und Wasser
als auch sog. geometrische Karten über klei
nere Gßbiete zur Sicherung des Besitzrech
tes und zur Schlichtung von Streitigkeiten
zwischen Nachbarn über Landbesitz zu ver
fassen. Auch wurden geographische Kar
ten über das ganze Reich und mehre Theile
desselben veröffentlicht; aber durch zuneh
mende Arbeiten mit geometrischen Karten
hörte die geographische Thätigkeit der Land
messerei auf, sodass seit 1789 keine geo
graphische Karte von derselben veröffent
licht worden ist.
Die Thätigkeit der Landmesserei in die
ser Richtung wurde fortgesetzt von einem
Privatmann, dem Freiherrn S. G. Hermelin,
welcher mit unbedeutendem Beitrage vom
Staate und mit Aufopferung seines bedeu
tenden Vermögens theils selbst und theils
durch eine von ihm unter dem Namen der
geographischen Anstalt gebildete Interessent
schaft über die sämmtlichen Län in Schwe
den und Finland in Kupfer gestochene Kar
ten anfertigen und herausgeben liess. Die
ses Kartenwerk mit allen seinen Platten u.
a. ist von dem Staate eingekauft, und mehre
von den Karten desselben werden noch jetzt
auf Veranstaltung des topographischen Corps
herausgegeben.
Ein vollständigerer Atlas über das ganze
Reich kam gleichwohl erst zu Stande mit
dem i. J. 1805 errichteten Feldvermessungs-
Corps, welches seit 1831 unter der Be
nennung des Topographischen Corps einen
Theil des Generalstabes bildet, und dem
unter andern Obliegenheiten die Anfertigung
vollständiger Militärkarten über das Reich
anbefohlen ist.
Die bei dem Kartenwerke desselben an
gewendete Projectionsmethode ist eine schnei -
dene konische und erfüllt die Bedingung,
dass die projiciirte Oberfläche in ihren klein
sten Theilen mit derjenigen, welche abge
bildet werden soll, gleichförmig sein muss.
Die Meridiane werden durch gerade Linien
und die Parallelkreise durch concentrische
Kreise bezeichnet. Der Kegel, durch dessen
Ausbreitung man die Kartenfläche erhält,
schneidet die sphäroidische Erdkugel längs
zwei Parallelen, 56° 57' 3D5" und 64°
22' 59’5", bei denen der Projectionsfehler
Null ist. Der grösste Projectionsfehler be
trägt 0'0021 und trifft ^in bei den ange
nommenen Grenzenlatituden im Norden und
Süden, 65° 50' 20'4' und 55° 21' 19-4"
sowie auch bei dem Breitengrade, welcher
gleich ist mit der halben Gradzahl des Ke
gelwinkels oder 60° 44' 29’6 ". Als Haupt
meridian ist derjenige angenommen, welcher
5 Grade westlich von dem Stockholmer Ob
servatorium geht, und welcher zugleich ziem
lich genau mit dem Mittfelmeridian für die
skandinavische Halbinsel zusammenfällt.
Ein Triangelnetz von der ersten Ord
nung umgiebt die Küsten des südlichen
und mittleren Schwedens, und ausserdem
sind andere mit diesem Netze zusammen
hängende Tri angelketten in der Richtung
sowohl der Meridiane als auch der Paral
lelen mit eben so grosser Genauigkeit aus
geführt. Durch Triangelmessung von der
zweiten und niedrigeren Ordnung zwischen
den Ketten des Hauptnetzes und innerhalb
derselben hat man in diesen Theilen des
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Schweden.