GR. XVII. MARINEWESEN.
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Gruppe XVII.
Marinewesen. x )
Unter den Männern, welche sich das
grösste Verdienst um den schwedischen
Schiffbau erworben haben, nimmt der Ad
miral Fredrik Henrik af Chapman (geb.
16 /g 1721, gest. ,9 / g 1808) den ersten Platz
ein. Dieser arbeitete die Schiffbaukunst zu
einer theoretischen Wissenschaft aus. Auf
die in seinen Schriften angeführten theore
tischen Data gründen sich noch heutiges
Tages die meisten Schiffsconstructionen,
natürlich mit den Modificationen. welche
die in neueren Zeiten eingeführte Anwen
dung von Dampfmaschinen und Panzerbe-
kleidung verursacht hat.
In den zahlreichen Schiffswerften, die
Schwedens lange Küstenerstreckung auf
zuweisen hat, wird alljährlich eine Menge
von Handelsfahrzeugen gebaut, zu denen
das Holzmaterial aus den eigenen W äldern
des Landes genommen wird. Die nördli
chen Werfte am Gestade des Bottnischen
Meerbusens verwenden besonders Föhren
holz zum Schiffbau. Die angrenzenden
Provinzen besitzen grosse Waldungen von
dieser Holzart, welche vorzugsweise dort
von der Beschaffenheit ist, dass sie mit
Vortheil zum Schiffbau benutzt werden
kann. Wo diese Waldungen sich nicht
bis an die Küste herab erstrecken, wird
auf den zahlreichen Flüssen, welche diese
nördlichsten Landschaften Schwedens durch-
schneiden, das Bauholz herabgeflösst.
Was die Eichenwälder betrifft, so fin
den keine so günstigen Umstände statt.
In den Provinzen, in denen diese Vorkom
men, nämlich in den südlich von der Dal-
elf belegenen, reicht gleichwohl der Vorrath
an Eichen noch aus zur Befriedigung des
Bedürfnisses bei dem Bau der Handels-
fahrzenge. Die zu den Kriegsfahrzeugen
erforderlichen gröberen eichenen Blöcke
dagegen hat man schon seit vielen Jahren
aus dem nördlichen Deutschland einführen
müssen.
Bei den mechanischen Werkstätten des
Landes, welche sich mit dem Schiffbau be-
') Theilweise nach Mittheilung vom Bureau des
Marine-Ministeriums.
fassen, unter denen Motala mit ihren Filial-
abtheilungen in Göteborg und Norrköping
den ersten Platz einnimmt, wird besonders
einheimisches Eisen als Baumaterial ver
wendet. Bei der erwähnten Werkstatt sind
mehre Kriegsfahrzeuge gebaut. Zu den
vornehmsten unter diesen können 4 Moni
tors für die schwedische und ein solcher
für die norwegische Flotte gezählt werden.
Handelsflotte.
Die schwedische Handelsflotte ist von
so weit zurück, als man darüber sichere
Angaben besitzt, in steter Zunahme begrif
fen gewesen sowohl hinsichtlich der An
zahl als auch der Tragfähigkeit. Diese
Entwickelung ist gleichwohl nicht in glei
chem Masse den verschiedenen Schifffahrt
treibenden Ortschaften des Landes zu
Gute gekommen; im Gegentheil haben
einige einen merkbaren Rückschritt ge
zeigt. In diesem Falle zeichnet sich be
sonders die Hauptstadt aus: im Anfänge
dieses Jahrhunderts besass dieselbe 234
Segelfahrzeuge mit einer Tragfähigkeit von
37,830 Tons, 1870 aber nur 150 Fahr
zeuge von 15,795 Tons, unter denen beinahe
100 Dampfer waren, wovon die meisten
nur 5—15 Pferdekraft hatten. Anders ist
es mit der zweiten Stadt des Reiches oder
Göteborg, welche im J. 1800 168 Segler
mit 20,660 Tons besass, welche Zahlen
um 1835 auf 70 Fahrzeuge mit 11,582
Tons herabsanken, sich dann aber allmäh
lich gehoben haben zu 174 Fahrzeugen
mit 50,050 Tons, so dass jetzt Göteborg
die an Fahrzeugen reichste Stadt in Schwe
den ist. Den zweiten Rang nimmt Gefle ein,
welche zu Anfang des Jahrhunderts 54
Fahrzeuge mit 7,832 Tons besass, 1870
dagegen sich 72 Fahrzeuge mit 27,600
Tons erworben hatte. Die vornehmsten
unter den Schifffahrt treibenden Städten
sind demnächst die norrländischen Städte
Sundsvall und Hernösand, und erst nach
ihnen hat Stockholm seinen jetzigen Platz.
In ganz Schweden berechnete man i. J.
1871 die Handelsflotte (Segel-und Dampf
schiffe) so: