GB. XVIII. BAU- UND OIVILINGENIEURWESEN.
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fend, Anlage und Verbesserungen von Ka
nälen, Schleusen, Wegen und anderen Wasser-
und Landcommunicationen, Hafenbauten
und Baggerungen, Stromreinigungen und
Arbeiten zur Bereitung grösserer Unter
nehmungen für den Anbau mittels Abgrabun
gen oder Trockenlegung sumpfiger Gregen
den und Seen. Diese Direction soll auch
dergleichen Arbeiten controliren, wenn sie
von Gesellschaften, Behörden oder Einzel
nen mit Unterstützung von Staatsmitteln
ausgeführt werden.
Hinsichtlich der Besorgung allgemeiner
Weg- und Wasserbauten nebst der Unter
haltung der dazu gehörenden Anlagen wird
das Reich in 5 Distrikte getheilt, jeder
unter seinem Chef mit seinen Adjutanten.
Diese Beamten sowie auch die Höchsten
in der Direction gehören zu dem Corps
der Weg- und Wasserbauten. Dieses ist
zwar auf militärischem Pusse geordnet,
daher es auch in Kriegszeiten zu Ingenieur-
Diensten bei der Armee befehligt werden
kann, aber dennoch (ausser den bei dem
Königl. technologischen Institut und der
Chalmerschen Gewerbeschule ausexaminirten
Civil-Ingenieuren) das eigentliche Corps für
die civile Baukunst in Schweden, daher
auch die Officiere desselben, wenn sie nicht
direct im Dienste des Staates beschäftigt
sind, bei der Anlage privater Eisenbahnen,
bei privaten Hafenarbeiten, bei der Anlage
smn Wasserleitungen in Städten und mehr
dergleichen Anstellung haben. Einige sind
sogar in ausländischen Diensten angestellt.
Das Corps besteht aus: 1 Oberst, 1 Oberst
lieutenant und 5 Majoren sowie (für die Ge
genwart 22) Capitains und (38) Lieutenants.
Die Königl. Direction über die Eisen
bahnbauten des Staates übt (seit 1863)
die höchste Leitung der Neubauten an den
Stammbahnen des Staates aus, welche nach
ihrer Vollendung durch die Königl. Direc
tion über den Eisenbahntrafik des Staates
trafikirt und unterhalten werden.
Zu der Aufführung von Gebäuden be
sitzt unser Land einen reichen Vorrath an
Materialien. So z. B. besitzen wir überall
gute Vorräthe von Granit zu Fundamenten;
wir haben Sandstein in mehren Provinzen;
wir haben Kalk in allen Landschaften,
auch Thon und Sand zur Anfertigung von
Ziegeln, einen fast unbegrenzten Vorrath
an'Holz sowie auch an Eisen-Platten und
Nägeln, Schiefer u. a. m. Ueber die Ver-
fahrungsart bei der Verwendung aller dieser
Materialien dürfte man im Allgemeinen
sagen können, dass sie hier gleich der im
Auslande ist; gleichwohl sind natürlich in
einem Waldlande, wie Schweden, die hölzer
nen Gebäude mehr allgemein, als in solchen
Gegenden, wo Holz von andern Gegenden
für theure Preise gekauft werden muss.
Das allgemeinste Material zum Häuser
bau ist daher für den Einzelnen überall
auf dem Lande (ausser in Skäne) und in
den kleineren Städten das Holz (vgl. Gr.
19 und 20). Zu monumentaleren Gebäu
den, wie der Staat sie aufführt, werden
gewöhnlich Ziegeln angewendet. Von sol
chen merkwürdigeren Gebäuden können er
wähnt werden: Schulhäuser, Hospitäler,
Gefängnisse und Eisenbahnstationen. Seit
dem Jahre 1843, da die ersten Zellenge
fängnisse gebaut wurden, sind jetzt beinahe
40 von solchen auf geführt, von denen die
Mehrzahl u. a. durch ihr geschmackvolles
Aeusseres die Aufmerksamkeit auf sich
zieht. Die Stationshäuser an den Eisen
bahnen, welche sämmtlich in den beiden
letzten Decennien entstanden sind, zeich
nen sich ebenfalls an mehren Orten aus
nicht allein durch ihre bedeutenden Dimen
sionen (das Centralstationshaus in Stock
holm ist 520' lang), sondern auch durch
geschmackvolle Formen, und besonders die
kleineren unter ihnen, sowie oft die Bahn
wächterhäuschen, welche bisweilen von
Holz erbaut sind, haben angefangen, bei
der Aufführung der Wohnhäuser und Oeko-
nomiegebäude Einzelner als Muster zu die
nen. Dergleichen neue Häuser unterschei
den sich merklich von den älteren durch
ihre stark vorspringenden Dächer und Aus
schnitte an den Fensterfuttern, hölzerne
Bekleidungen u. dgl. m.
Die Entwickelung des industriellen Le
bens im Lande hat natürlich das Bedürfniss
hervorgerufen, dazu zweckmässige Gebäude
zu besitzen. Als Beispiele desjenigen, was
neuere Zeiten in dieser Hinsicht ins
Dasein gerufen haben, lassen sich anführen:
die Fabrik Karlsvik für wollene und halb-
wollene Zeuge an dem nordwestlichen Endo
von Stockholm, welche 1857 ganz nach
englischem Muster angelegt, und in welcher
das vereinigte System der Eisen-, Stein-
und Glasconstruction angewendet ist. Das
grösste Ai’beitslokal. vielleicht der grösste