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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GH. XVIII. BAU- UND CIV1LIN0ENIEÜRWESEN. 
Saal in Schweden, besteht in einem einzi 
gen kolossalen Raume mit einer Fussboden- 
fläche von 40,000 Quadratfuss, in welchem 
147 Webestühle Platz haben, und welcher 
mit einem gläsernen Dache versehen ist, 
das auf 121, hohlen eisernen Säulen ruht, 
die zugleich als Abführungsröhren des Re 
gen- und Schneewassers dienen. In der 
bekannten Zündhölzchenfabrike in Jönköping 
enthält das eine der massiven Häuser einen 
19,400 Quadratfuss grossen Arbeitssaal. 
Die grosse Ausdehnung des Landes 
fasst eine allzu kräftige Anmahnung in 
sich, vor allen Dingen nach allen Richtun 
gen hin Communication&zweige anzulegen 
und zu unterhalten, als dass nicht dieses 
Bedürfniss so weit wie möglich sollte be 
friedigt werden. Die Aufopferungen und 
Unterstützungen des Staates in diesen Rich 
tungen sind daher auch zahlreich und gross 
gewesen. Ohne uns bei den in Verhältniss 
zu den damaligen Kräften des Landes 
unerhörten Anstrengungen aufzuhalten, 
welche gemacht worden sind für die Her 
stellung so grossartiger Werke, wie z. B. 
des Göta-Kanäls, Trollhätta-Kanals u. a. m., 
möge es gestattet sein anzuführen, dass 
.der Staat in den Jahren 1855-—1871 auf 
eigene Kosten Eisenbahnen für 106 Mil 
lionen R:dr gebaut, in den Jahren 1840— 
1872 die Anlage privater Eisenbahnen, 
Landstrassen, Kanäle, Häfen, Brücken 
u. s. w. theils durch Anschläge und theils 
durch Anleihen mit 50 Millionen R:dr un 
terstützt, für die Jahre 1872—1876 10 
Millionen R:dr als Anleihenunterstützungen 
zu der Anlage privater Eisenbahnen ange 
wiesen hat u. a. m. Wie gross aber in dieser 
Hinsicht die Aufopferungen der Communen 
und der Einzelnen gewesen sind, das lässt 
sich kaum berechnen. 
Da diese Angelegenheit von ganz ausser 
ordentlich grosser Wichtigkeit ist, so wollen 
wir unsere Aufmerksamkeit etwas specieller 
richten auf die 
Communications-Anstalten. 
Landstrassen. Die Anlage allgemeiner 
Landstrassen ist eine Schuldigkeit der Com 
munen, welche von dem Staate unterstützt 
wird; die Unterhaltung der Landstrassen 
aber ist eine Pflicht der Landbesitzer allein. 
Die Länge der Landstrassen welche an 
Güte fast mit deutschen Kunststrassen zu 
vergleichen sind, war i. J. 1870: 56,995 
Kilometer (5,332'35 schwed. M.) wovon 
19,813 Kil. Häuptlandstrassen (Kungsvä- 
gar, d. i. Königswege), nämlich Landstras 
sen zwischen Städten oder anderen für den 
Verkehr wichtigen Ortschaften. Kleinere 
Wege nach Dörfern oder Höfen ist jeder 
Landbesitzer über seine Besitzung selbst zu 
halten verpflichtet; ihre bedeutende Länge 
ist nicht genauer bekannt. 
Schon zuvor (S. 6) ist erwähnt, dass 
Schweden an vielen Orten von sog. Roll 
stein- (oder Sand-) Rücken durchzogen wird. 
Diese enthaften in gewissen Lagern so 
wohl feinen Sand als auch groben Grus, 
und dieser letztere ist ein sehr gesuchtes 
und viel benutztes Mittel bei der Anlage 
und beim Unterhalte der Landstrassen, so 
wie auch beim Terrassiren der Eisenbah 
nen. Der sog. Trümmergrus enthält eben 
falls Grus, aber von nicht so reiner Be 
schaffenheit, wie die Rollstein-Rücken, und 
wird daher beinahe nur dort benutzt, wo 
der letztere fehlt. Wo die Sandrücken, 
wie oft der Fall ist, mit ebenen Rücken 
über das offene Land ziehen, dort laufen 
auch bisweilen die Landstrassen zu oberst 
auf diesem Rücken oder an der einen Seite 
desselben hin und liegen daher hoch über 
dem umgebenden angebauten Lande. 
In der neuesten Zeit ist das Macada- 
misiren der Landstrassen viel angewendet 
worden, besonders in Skane. 
In den sämmtlichen Städten und übri 
gens an allen grossen Landstrassen in der 
Entfe’rnung von 10—20 Kilometer giebt 
es Skjutsstationen (Gästgifvaregärdar, i. J. 
1870: 1,524), wo der Reisende Zimmer, 
Speise und Pferde nebst Fuhrwerk erhalten 
kann. Die Bezahlung für jedes Pferd und 
für jede schwedische Meile ist nach ver 
schiedenen Umständen in Städten 1, D20 
oder D50 R:dr und auf dem Lande 0'80, 
1 oder 1'20 R:dr, wozu noch 6 Öre Wagen- 
miethe kommt. Ueber die Anzahl der zum 
’Skjuts” — d. i. zum Fortschaffen der Reisen 
den — gelieferten Pferde sind die Angaben 
nicht exact, doch lässt sich annehmen, dass sie 
1856—1860 fast 5 Millionen, 1861—1865 
etwas über 3 Millionen und 1866 — 1870 
2 Mill. betragen hat. Die Abnahme hat 
ihren Grund in den vermehrten Eisenbalm-
	        
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