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GR. XX. DAS BAUERNHAUS.
Zimmer für den Herrn, Saal, Salong, Schlaf
zimmer, Kinderzimmer, Dienstbotenzimmer,
Schenke und Küche ausser Speisekammer,
Garderoben u. a. m. Eine solche ziemlich
gut belegene Wohnung kostet jetzt in Stock
holm an jährlicher Miethe ungefähr 1,000
a 1,200 R:dr. In den , grösseren Städten
gehören Pförtner zu den grösseren Häusern,
und die Wohnungen in denselben sind ver
sehen mit eingeleitetem Gas und Wasser;
auch dürfen die Closets nicht fehlen.
Bei der Volkszählung in Stockholm i.
J. 1868 ergab sich, dass dort 6,239 Wohn
häuser vorhanden waren, davon 4,011 von
Stein, 1,806 von Holz, 410 von Stein und
Holz und 12 von andern Baustoffen. Es
waren 2,034 einstöckig, 1,972 zweistöckig,
1,041 dreistöckig, 956 vierstöckig, 228
fünfstöckig und 8 sechsstöckig. Sie ent
hielten zusammen 83,050 Wohnzimmer und
22,505 Küchen, wovon nur 543 Wohn
zimmer und 241 Küchen im Souterrain
belegen waren. Vertheilt auf die Bevöl
kerung ergiebt dies im Durchschnitt 1-29
Personen auf jeden Raum. In Göteborg war
das Verhältniss gleichzeitig 1 • 6 5.
Die jetzt in Stockholm geltende Bau
ordnung schreibt u. a. vor: jedes Gebäude
soll massiv aufgeführt werden, in den Wohn
häusern sollen die Treppen von Steinen ge
wölbt oder von Eisen sein, die Schornsteine
sollen für jede Küche und jeden Ofen eine
besondere Röhre enthalten; der Hausboden soll
mit einem gemauerten Brandboden bedeckt
sein, auf welchem die Sparren stehen, auch
soll er durch eine eiserne Brandthür von
dem bewohnten Theile des Hauses abge
sperrt sein; auch sollen sich Brandmauern
zwischen den Häusern befinden. Hölzerne
Häuser dürfen gar nicht mehr aufgeführt
werden; die noch vorhandenen sind an der
Peripherie der Stadt, klein und alt, ver
schwinden auch mit jedem Jahre mehr und
mehr.
Der Schwede liebt ein schönes Meuble
ment. Man hat auch behaupten wollen,
dass derjenige, welcher etwas mehr Geld
hat, als er eigentlich braucht, einen Schmaus
giebt oder ein 'Möbel kauft — und es sieht
so aus, als ob der Luxus hierin im Steigen
begriffen wäre. In der Regel sind die Mö
beln von Föhrenholz, aber mit Walnuss
oder Mahogny fanirt, oder von massivem
eichenem Holze sowie, besonders Tischblätter,
Stühle u. dergl., von anderem edlerem Holze;
auch werden nette Möbeln von billigerem
Holze angewendet. Eisen wird zum Meuble
ment in Wohnzimmern nur bisweilen zur
Bettstellen gebraucht. Die sämmtlichen Mö
beln werden im Reiche angefertigt, nur mit
geringer Ausnahme von dem Werthe einiger
tausend R:dr, welche eingeführt werden.
Gruppe XX.
Das Bauernhaus 1 ).
Wenden wir uns zuvörderst dem Sü
den, der reichsten Landschaft des Reiches,
Skäne, zu, so finden wir die Bauart in
dem nördlichsten Theile derselben fast ganz
gleich der in dem oberhalb derselben be-
legenen Lande, d. h. die Wohnungen sind
gross, wohlgebaut und meistentheils zwei
stöckig. In den südlichen und so zu sa
gen am meisten Skäneschen Theile der
Landschaft haben die Gebäude einen ganz
eigenthümlichen Charakter, wozu das Ge
genstück in Schweden nur in der Nach
barlandschaft Halland gesucht werden kann,
’) Aus einem grösseren Aufsatze von Herrn Bi
bliothekar D:r R. Bergström.
welche besonders in ihrem südlichen Theile
die grösste Ähnlichkeit mit Skäne darhietet.
Auf der Ebene in Skäne sind die sämmt
lichen Gebäude eines Bauerhofes so ver
einigt, dass sie mit ihren vier Strecken den
Hofraum als eine Art von Burghof ein-
schliessen. Höchst wahrscheinlich hat mau
anfangs hiermit nicht allein eine Nach
ahmung der früheren Burgen, sondern auch
die Vertheidigung bezweckt. Jetzt, da der
Bauer sich nicht mehr gegen Belagerungen
zu rüsten braucht, gewährt ihm diese Bau
art andere Vortheile: die Aufsicht des Ge
bieters wird durch dieselbe erleichtert, das
Vieh wird zusammengehalten, bei vielen