GR. XX. DAS BAUERNHAUS.
151
Arbeiten ist man im Winter gegen den Wind
geschützt und nicht ganz im Freien; auch
auf andere Weise ist man, wenn man in
ein skänesches Bauernhaus von der rechten
Art gekommen ist, vor dem Winde ge
schützt, und der Reisende, wären seine Le
bensgewohnheiten auch die verfeinertsten,
wird zweifelsohne in diesem Heim ein Ge
fühl des Wohlbehagens empfinden, indem
der Wind nicht hereindringt und Zugluft
durch den Fussboden eine Unmöglichkeit
ist, selbst wenn der Schneesturm über die
weiten Felder daher braust.
Die Häuser sind nämlich von Lehm,
welcher sowohl zu der Wänden als zu den
Fussböden angewendet ist. In den späte
ren Zeiten hat man begonnen, den Lehm
zu Ziegeln zu brennen, und davon haben
die Häuser ein zierlicheres Aussehen erhal
ten ; zuvor aber wurde er nur aufgeweicht;
das eigentliche Gerippe des Hauses wai
gezimmertes Fachwerk mit Wandfächern,
deren leere Räume mit Lehm und langem
Stroh ausgefüllt wurden, und worauf 6 8
Ellen lange Sparren das Dach bildeten.
Neue Häuser sind oft von Grund auf bloss
mit Ziegeln oder Grausteinen gemauert.
Auswendig waren die alten immer weiss
an gestrichen.
Die Wohnungsstrecke enthielt den Haus
flur und zu beiden Seiten desselben die
Trage- und die tägliche Stube. Von dem
Hausflur ist nur zu erwähnen, dass dort
die Treppe zum Boden und an der Seite
das Vorraths- oder Speisehaus war. Um
so wichtiger war die täglige Stube (Daglig-
stuga), welche in der Breite die ganze
Wohnungsstrecke eihnahm. Die Thür, welche
hinein führte, war in der Nähe der inne
ren Wand. Trat man durch dieselbe in
die Stube, so hatte man an der mit drei
Fenstern versehenen Seite, die nach dem
Hofe hinaus lag, zuerst die Gänsebank,
wohin im Frühling die Gänse gebracht wur
den um zu brüten, dann die Tischbank,
welche längs der ganzen Hofwand bis an
einen Schrank in der Ecke reichte. Vor
dieser Bank, welche davon den Namen führte,
stand ein derber Esstisch mit einer Scheibe
von einer Art polirtem schwarzem Schiefer;
übrigens sass man an diesem Tische auf
einer andern Bank zwischen dem Ess-schranke
und der dem Eingänge gegenüber belege-
nen Küchenthür. Beide Bänke waren mit
Sorgfalt gearbeitet und bildeten eine Art
von Laden, welche mit Stroh gefüllt waren;
die kleinere, bisweilen auch die längere,
war ferner bedeckt mit "Smordatyg”, einer
Art Mattengewebe mit Blumen, Früchten
.und Zierrathen in hohen Farben. Der Eck
schrank, früher gerne von Eichenholz mit
Schnitzwerk, hatte oben und unten Schrank
abtheilungen, getrennt durch Säulen, inner
halb welcher mehre Fachbretter zu sehen
waren. Hier verwahrte der Bauer Urkun
den und Geld; auf den Brettern stand die
kleine Bibliothek des Hauses, eine Brannt
weinsflasche nebst Gläsern, die Tabakspfeife
und Kaffeetassen, um bei der Hand zu sein,
wenn Gäste anlangten. An der anderen
Seite der Küchenthür stand ein Stuhl, ge
wöhnlich der einzige in der Stube, von
Buchenholz und mit geflochtenem Stroh
sitze ; neben dem Stuhle war der Kachelofen.
Die Benennung " Kachelofen" ist in so
fern unrichtig, als er ein eiserner war, wel
cher von der Küche aus geheizt wurde, ob
gleich er sich beinahe ganz in der tägli
chen Stube befand. Das Heizungsmaterial
war Torf: der strahlende Schein des nor
dischen Ofenfeuers war also nicht vorhan
den. Die Seiten des Ofens waren mit'Fi
guren in Basrelief geziert, wie S:t Georg
und der Drache, Adam und Eva unter dem
Baume der Erkenntniss, die Einsetzung des
heiligen Abendmahls, Simson zerreisst den
Löwen u. a. m.; er ruhte auf einem Fun
dament von Ziegeln oder auf hohen, ge
schmiedeten eisernen Füssen, und war sehr
dick und derb. Die alten, sehr beliebten
Gussformen haben erst in der letzten Zeit
begonnen von anderen verdrängt zu werden.
An der anderen Seite des Kachelofens
kam die Kachelofenbank, auf welcher der
Bauer am Tage ausruhte, die aber sonst den
Kindern als Schlafstätte diente. An der
äusseren Wand stand unter den Fenstern
ein kleiner Sofa, und dann kam die grosse
zweischläferige Bettstelle. Die dem Zim
mer zugewendete Querseite derselben ent
hielt einen Schrank mit Esswaren zur Be-
wirthung der Gäste; auch die Bettstelle
selbst erhielt eine Ähnlichkeit mit einem
Schranke durch ein Paar Thüren, welche
die dem Zimmer zugewendete lange Seite
bedeckte. In dem Bette, welches sich ein
gutes Stück über dem Fussboden befand,
lag eine Menge von Betten und zu unterst
auf dem Boden Stroh; ein mit Zeug über-
kleidetes Tau, versehen mit einem hölzer-