GK. XX. DAS BAUERNHAUS.
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Gesangbuch, vielleicht auch das eine und
das andere Andachtsbuch und Lieder und
Sagen, "gedruckt in diesem Jahr”, ausser
dem unentbehrlichen Kalender, welcher über
dem Platze des Hausherrn an dem oberen
Ende des grossen Tisches zwischen einem
Balken an der Decke seinen Platz zu ha
ben pflegte.
Wie ganz anders als dieses Skäne’sche
Heim ist nicht die Wohnung des schwe
dischen Bauers.im Norden der Dal-Elf! Wir
versetzen uns nach Angermanland, der an
schönen Naturscenerien reichsten Provinz
des Landes, und nähern uns einem, wie es
uns scheint, ansehnlichen Dorfe. Fragen
wir unsern ”Skjuts”-Bauer oder Wegweiser
über die Menge der Bauern oder Köthner,
die hier wohnen, so erstaunen wir über die
geringe Anzahl, welche die Antwort an-
giebt, wenn wir diese mit dem Chaos von
Gebäuden vergleichen, das wir hier vor uns
haben. Kommt man etwas näher, so sieht
man eine kaum übersehbare Menge von
kleineren und grösseren ohne eine eigent
liche Ordnung oder Symmetrie durch ein
ander geworfenen Gebäuden, die übrigens
von Zäunen umschlossen sind, welche ziem
lich geradlinige Figuren bilden. Die sämmt-
lichen Häuser sind gebaut von auf einan
der gelegten Bäumen, welche zwar an den
Seiten behauen sind, die nach Aussen und
Innen liegen, aber nicht an denen nach
Oben und Unten, daher die Fugen mit
Moos verstopft sind. Hat der Besitzer sich
etwas mehr an Behaglichkeit gewöhnt, oder
ist der dem Dorfe zunächst befindliche
"trockene Wald” schon niedergehauen,. so-
dass das Brennholz etwas weiter hergeholt
werden muss, so sind die Wohnhäuser bis
weilen inwendig mit Werg anstatt mit
Moos ausgestopft, woraus folgt; dass die
Wärme etwas länger in den vier Wänden
zurückgehalten wird. Hat der Besitzer Sinn
für Zierlichkeit, und hat er das Ausfuhren,
so 1 sind ausserdem die Wohnhäuser mit
Brettern bekleidet und mit rother Farbe
angestrichen, welche sich gegen die weissen
Fensterbekleidungen sehr gut ausnimmt.
Der eine und der andere Grossbauer malt
das ganze Hauptgebäude weiss.
Das Dach ist von Birkenrinde, Brettern
oder Spänen.
Das Hauptgebäude ist gewöhnlich zwei
stöckig; das obere Stockwerk aber ist und
verbleibt oft uneingerichtet, sodass sogar
ein ordentlicher Fussboden darin fehlt. Vor
dem Eingänge, welcher sich in der Mitte
des Gebäudes und nach der Hofseite befin
det, ist immer eine Hausflurbrücke, welche
oft ziemlich hoch von der Erde liegt, so
dass einige hinauf führende Stufen noth-
wendig sind. Die Brücke ist oft überbaut
mit einem Dache, das mit ausgeschnitzelten
Leisten versehen ist und von Stützen oder
durchbrochenen Seitenwänden getragen wird.
In dem Hausflur sind zwei Thüren. Durch
die eine tritt man in einen grösseren Saal,
innerhalb welches ein oder mehre kleinere
Zimmer — Kammern — liegen, welche
oft auf Stadtmanier möblirt sind mit Sofas,
Betten, in denen unter ausgestickten Decken
und feinen Laken prächtige Dunenbetten
schwellen, Rohrstühlen, Commoden, Wand
spiegeln, Gardinen u. s. w. Die Zimmer
werden von Kaminen- oder Kachelöfen er
wärmt, und die Wände sind bedeckt mit
Glanztapeten oder auch mit aufgekleister
ten Zeitungen, welche mit Leimfarbe über
strichen werden, wenn man Zeit dazu be
kommt. Inzwischen hält sich die Fa
milie nie in diesen Zimmern auf, ausser
wenn Fremde zum Besuche kommen; der
gewöhnliche gemeinschaftliche Aufenthalts
ort ist die geräumige Küche, in welche von
dem Hausflur die zweite Thür führt. Hier ist
der gewaltige Herd mit der steinernen oder
eisernen Platte, auf welchem der unent
behrliche Kaffeekessel immer bereit steht
und von Morgen bis Abend das Feuer
flammt. Parallel mit der Decke, und dem
Herde zunächst, hangen hölzerne Latten,
auf welche Nutzholz und dergleichen zum
Trocknen gelegt ist, und wo auch die nie
mals fehlende Lothbüchse nebst dem Pulver-
horne von Kuhhorn und der lederne Ku
gelbeutel ihren Platz haben. Längs der
Wände stehen grosse plumpe Tische, oft
mit Klappen versehen, ferner eine gewal
tige Schenke, bestehend aus einem Schran
ke und darauf gesetzt ein Gestell, das bis
an die Decke reicht und überfüllt ist mit
blanken Kochgeschirren, zinnernen Schüsseln
und Porzellan; ferner ein Koffer, bäuerlich
zierlich angestrichen und versehen mit den
Initialen des Hausvaters, von denen der
letzte Buchstabe immer ein S (d. i. son,
deutsch Sohn) ist. 1 )
') In Schweden haben c)ie Landleute gewöhn
lich keine Familiennamen, sondern erhal-