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GK. XX. DAS BAUERNHAUS.
Das Porzellan verdrängt immer mehr
die älteren hölzernen Gefässe. Gleichwohl
sind die ”Trä-koxar” immer noch allgemein.
Dies sind eirkelrunde,- ovale oder unregel
mässige Geschirre von verschiedenen Grös
sen aus Maserföhre, oft. gefirnisst und mit
grellen Phantasieblumen bemalt. Eben so
ausstaffirt sind die birkenen Löffel und
Kellen; das Silber wird nur hervorgesucht,
wenn Fremde traktirt werden. Die Koch
geschirre von verzinntem Kupfer und von
Eisen werden immer spiegelblank gehalten.
In Betreff des Silbers können wir anfüh
ren : es ist mehr denn wahrscheinlich, dass
die Bauern in keinem anderen Lande so
viel Silber (Löffel, Becher, Kannen u. a.)
besitzen, als die schwedischen.
Endlich findet man dort die eigenthüm-
lichen soliden Bettstellen, welche bis an die
Decke hinaufreichen, aus zwei oder drei
Stockwerken mit Platz für zwei Personen
in jedem bestehen und oft an der Vorder
seite mit Thüren versehen sind, sodass das
Ganze von Aussen aussieht wie ein Schrank.
Die eine Querseite ist auch ein wirklicher
Schrank, gewöhnlich folgender Massen ein
gerichtet: zu unterst ist ein langes Fach,
das den Kindern als Bettstelle dient; dar
über sind Thüren zu einem Schranke mit
einigen Fächern über einander; ganz zu
oberst über einem offenen Baume in ge
wöhnlicher Brusthöhe sind wiederum Thü
ren vor Fächern und Schiebladen. Hier
in dem eigentlichen Bettschranke verwahrt
der Bauer seine Kostbarkeiten, sein Geld
und die seine Hufe betreffenden Urkunden.
Bisweilen ist dieser Schrank auch geziert
mit Bonbongemälden — Andenken von dem
Jahrmärkte — sowie auch wohl mit der
einen oder anderen silbernen Uhr. Zu un
terst in dem Bette ist Stroh; bisweilen,
wenn es richtig vornehm sein soll, Stroh
und Federbetten; darüber oft genug Ren-
thierhäute; ferner, doch nicht immer, ein
grobes Laken, und zu oberst als Decke das
für das Klima vortrefflich passende Schaf
fell, in dessen Langhaarigkeit und Sauber
keit der Bewohner von Norrland eine ge-
ten nur einen Taufnamen und legen diesem
den Namen des Vaters im Genitiv nebst
”son” oder ”dotter” ("Sohn” oder "Tochter”)
hinzu, z. B. Karl Johansson ist "Karl, der
Sohn des Johan"; sein Sohn würde Karlsson
heissen; Karin (Catharina) Johansdotter ist
"Karin, Tochter des Johan” u. s. w.
wisse Ehre setzt. Die Wände sind oft mit
einfachen Tapeten bekleidet, bisweilen aber
auch nackt. Das obere Stockwerk, falls es
eingerichtet ist, enthält Gastzimmer, über
einstimmend mit dem Saale und den Kam
mern in dem unteren.
Gewöhnlich bewohnt indessen die Fa
milie dieses Gebäude nur im Winter. Zum
Sommer bezieht sie das kleinere Haus, das
Brauhaus, in welchem sich eine auf gleiche
Weise mit der im Hauptgebäude eingerich
tete, aber etwas kleinere Küche befindet
sowie eine Kammer mit einem Kamine und
bald mit eigenem Eingänge, bald ohne einen
solchen; diese Kammer wird sonst gewöhn
lich von einer Person bewohnt, die ein Aus
gedinge hat, sofern nicht ein anderes Ge
bäude zu deren Verfügung steht.
Zum Stall, zu Viehhaus, Speicher, Milch
kammer, Scheunen, Schmiede und anderem,
was zu einem wohlbestellten Bauerhof ge
hört, sind gewöhnlich besondere Gebäude
aufgeführt, bisweilen wohl in doppelten
Exemplaren. Hieraus entsteht der Wirr
warr von Gebäuden, der jeden Reisenden
Wunder nehmen muss. Man zählt oft bis
20 Gebäude auf einem einzigen Bauerhofe.
Diese zur Gewohnheit gewordene Verschwen
dung lässt sich nur aus dem grossen Wäld-
reichthum erklären, der den Bauer veran
lasst, bei einem entstehenden Erweiterungs-
bedürfniss lieber noch einen Stall oder eine
Scheune aufzuführen, als die alte zu er
weitern. (Der Sprachgebrauch, den das
Wort "Haus” noch hat, z. B. Geräthhaus,
Schweinhaus u. a., wo zu verschiedenen
Zwecken keine besonderen Häuser mehr
vorhanden sind, sondern nur verschiedene
Abtheilungen in einem und demselben Ge
bäude, deutet darauf hin, dass diese Viel
bauerei im ganzen Lande allgemein gewe
sen ist.) Zuletzt musste aber durch eine
solche Verschwendung der Wald leiden, und
von dem vielen Bauen muss das Factum
hergeleitet werden, "dass von den grösse
ren Dörfern der Weg immer länger nach
dem Walde wird”. Bei einem grösseren
Bauerhofe hat während des langen Winters
ein Knecht immer genug zu thun, wenn er
Brennholz holt und spaltet.
Die weniger wohlhabenden Bauern und
die Ansiedler und Köthner haben ihr ein
ziges Wohnhaus gewöhnlich eben so ein
gerichtet, wie das Brauhaus des Wohlha
benden ; doch sind die Wände gewöhnlich