GR. XX. DAS BAUERNHAUS.
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Hauses befindet. Die Wände sind mit Kalk
beworfen und geweisst. Die unangestriche-
ne Decke von gehobelten Brettern ruht auf
einer starken Balkenlage; sowohl die Bal
ken als auch die Decke sind von der Zeit
und von dem Rauche gebräunt. Der Fuss-
boden ist von gehobelten, breiten Planken.
In der Küche, welche ausser den schon
erwähnten von dem Hausflur und der Stu
be noch einen Eingang von der Hinterseite,
seltener von dem Giebel hat, giebt es nur
ausnahmsweise mehr als ein Fenster. Der
Küchenherd ist an zwei Seiten offen; an der
einen von den beiden Seiten, die (von der
Mauer) gedeckt sind, mündet ein gewalti
ger Backofen auf die Herdplatte, in deren
innerer Ecke jdie eigentliche Feüerstätte sich
befindet. Der Ranchfang, gerade über der
Feuerstätte, kann durch einen Schieber ge
schlossen werden; über diesem beginnt der
Schornstein, welcher für alle Feuerstätten
des Hauses gemeinschaftlich ist.
Die über der Stube belegene Nachtstu
be, welche in der Regel uneingerichtet und
ohne Feuerstätte ist, wird als Kleiderkam
mer, oft auch als Verwahrungsraum für ge
wisse Esswaaren, z. B. Eier, Käse, getrock
netes Fleisch u. dgl., und im Sommer als
Milchkammer verwendet; auch gebraucht
man, sie, um Sachen von der Hand zu setzen,
daher die Spinnräder, der Webestuhl u. dgl.
dorthin verpasst werden, wenn man sie eben
nicht braucht.
Dagegen ist die Kammer, das Gast
zimmer des Hauses -— nämlich für geehr
tem Gäste, während andere sich mit der
Stube begnügen müssen — gewöhnlich ein
gerichtet, und zwar zierlicher als die Stube.
— Das äussere Dach von dünnen runden
Hölzern hat eine doppelte Bedeckung, zuerst
von Birkenrinde und darauf eine Schicht
von Rasen: ein sowohl schützendes als auch
dauerhaftes Material. — Das Gebäude ist
nicht selten mit Brettern bekleidet und
roth angestrichen.
Tritt man an einem sonnigen Sommer
tage von dieser Art, welche alle dafür emp
fängliche Gegenstände verschönert, in ein
solches Haus, dessen von der Zeit ergrautes
Äusseres mit seinem kaum 3 / 4 Fuss vorsprin
genden Dache keine sehr harmonischen Pro
portionen darbietet, so vermag weder die
darin herrschende Reinlichkeit noch der
Anstrich von Wohlhabenheit und Solidität,
der dem Fremdlinge begegnet, diese Woh
nung einladend zu machen. Einen ganz
andern Charakter aber erhält sie an einem
Winterabende, wenn alle vor dem Kamine
des Hauses versammelt sind. Nun gemessen
die Männer die Ruhe, welche die anhaltende
Arbeit in den andern Jahreszeiten ihnen nur
so spärlich gestattet; das weibliche Personal,
welches seine Geschäfte im Viehhause been
digt und draussen nichts mehr zu thun hat,
ist jetzt im Hause, und die Spinnräder schnur
ren munter. Der Reisende, welcher, von dem
Nordwinde durcheist, und ermüdet von der
Länge des Weges, in der Dunkelheit vor
bei fährt, wirft sehnsuchtsvolle Blicke auf
das Kaminfeuer, welches durch das von
keiner neidischen Gardine bedeckte Fen
ster herausströmt, und fühlt, dass das Wort
Heim für den Schweden der Inbegriff von
so vielem Theurern und Werth vollem ist.
Die erwähnte Einrichtung der Wohn
häuser, welche eben jetzt den- moderne
ren weichen müssen, ist die vorherrschen
de. Auch kommen, besonders auf den klei
neren Bauerhöfen, einstöckige Häuser vor;
aber dann ist doch die Anordnung der Räume
mit der in dem unteren Theile der zwei
stöckigen Gebäude übereinstimmend, bis
weilen gleichwmhl mit dem Unterschiede,
dass es hier zwei gleich grosse Stuben, eine
an jeder Seite der in der Mitte des Hauses
belegenen Küche giebt. Sonst kann man
sagen, dass die Anzahl der Zimmer das
Einzige ist, in welchem die ganze Gruppe
der Wohnhäuser — grosse, mittelmässige
und kleine —, von denen wir jetzt reden,
sich von einander unterscheidet.
Die Schnelligkeit, mit welcher diese Ty
pen von kunstlosen Wohnungen verschwin
den, ist so gross,dass sie in einigen Gegenden,
z. B. in derjenigen, welcher wir unsere
Bilder entnommen haben, schon anfangen
zu den Seltenheiten zu gehören,. An ihren
Nachfolgern, besonders an denjenigen, die
eben jetzt aufgeführt werden, bemerkt man
überall den Hauch eines neuen Geistes-:
hier fehlt weder der Ansatz zu einem Stile
noch zu einer gewissen Zierlichkeit. Das
Rasendach, welches auf den kleinen, roth
angestrichenen Hütten keinesweges hässlich
ist, ja sich sogar recht pittoresk ausnehmen
kann, während es auf den grossen Häusern
ganz abscheulich wird, hat fast überall dem
leichten Spandache Platz gemacht, welches
sich mit seinen 2'/ 2 —3 Fuss langen Vor
sprüngen sehr gut ausnimmt, seihst wenn