GE. XX. DAS BAUERNHAUS.
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Krippen und Raufen gelegt wird. Früher
wurde es in die Räume airf die Erde ge
worfen, wo es verschüttet oder durch Zer
treten unschmackhaft gemacht wurde. Ge
wöhnlich ist am Giebel eine Luke vorhan
den, durch welche der Mist auf den Dung
platz geschafft wird; zu diesem Zwecke
geht mitten durch das Gebäude eine schmale
Rinne, die draussen fortgesetzt wird; auch ist
dafür gesorgt, dass der flüssige Theil des Mi
stes auf den Dungplatz ablaufen kann. Der
Haüpteingang ist in der Mitte der einen
Langseite. An der Seite, welche der Mist
luke gegenüber liegt, befindet sich der »Fut
tergeber», ein Verschlag längs der ganzen
Breite des Gebäudes, in welcher das Fut
ter für den Tag verwahrt wird. Geht man
weiter fort in dieser Richtung, so gelangt
man in die Tennenscheunen, wohin das
ausgedroschene Getreide gebracht wird, und
zwichen denen die Tenne belegen ist. Bis
weilen sind auch das Geräthhaus, der Stall
und die Holzkammer unter demselben Dache;
gewöhnlich aber bilden die letzteren ein
Haus oder zwei, symmetrisch aufgeführt.
In die Tenne und Scheune u. a. führen
grosse Thore, welche gestatten, dass das
Futtfer und Getreide eingefahren werden
kann, und, wo die Lage es gestattet, ist
durch eine Brücke dafür gesorgt, dass das
Futter auf den über dem ganzen Gebäude
befindlichen Boden gebracht werden kann.
Das Baumaterial ist in dem überwiegend
grössten Theil des mittleren Schwedens
fortwährend Holz, gewöhnlich fichtenes,
welches von dem Klima des Nordens zu
einer Festigkeit und Stärke ausgebildet
wird, . wie es in einem südlicheren nicht
der Fall ist; ausnahmsweise werden auch
Tannen angewendet, welche ein etwas
loseres Holz haben, als die Fichten. Es
giebt Ausnahmen, dass auch andere Holz
arten angewendet werden; solches aber gilt
nur für die Wirthschaftsgebäude, welche,
besonders das Viehhaus, an einzelnen Stel
len massiv aufgeführt werden. Sand und
Kalk, welche in der neuesten Zeit bisweilen
angewendet worden sind, haben sich als
ein sowohl billiges als auch gutes Bau
material bewährt, und die fortwährend
steigenden Preise der gesuchten Waldpro
dukte haben den Wunsch allgemein ge
macht, dass die gegossenen• Häuser immer
mehr eingeführt werden mögen. Gewölbte
Keller von Granit, zur Besparung eines
eigenen Daches verlegt unter ein anderes
Gebäude, ist eine Neuerung, welche schnell
Eingang gefunden hat.
Das Meublement ist in der Stube so
ziemlich unverändert sowohl unter verschie
denen Vermögensumständen als auch an
verschiedenen Orten. Die Hausgeräthe sind
hier weder zahlreich, noch auf irgend eine
Weise hervorstehend, sie bestehen in einem
Bett, welches ausgezogen wird, drei oder
mehren Schlafbänken, einem Klapptische,
einem Schranke, einem Speiseschranke oder
einer grossen Commode, einigen Stühlen
und einer gewaltigen Wanduhr. Das Ganze
ist einfach, zweckmässig, nicht unbequem;
dadurch dass es der Lebensweise, den Be
dürfnissen und Gewohnheiten der Bewohner
angepasst ist und durch die Solidität, wo
durch es sich auszeichnet, erhält es eine
Art von Stil. Die gemeinschaftliche Ruhe
stätte des Vaters und der Mutter ist ein
Bett, welches ausgezogen wird, aber nicht
nach dem Muster desjenigen, das bei den
anderen Klassen vorkommt, welches ver
längert wird, sondern so, dass das Bett des
Bauers nach der Breite ausgezogen wird.
Gleichwohl ist dieses Bett durch eine etwas
grössere Zierlichkeit, einige einfachen Lei
sten, einige sehr ursprünglichen Holz-
schnitzeleien, vor den Schlafbänken der
Kinder und der Dienstboten ausgezeichnet.
Das der Wand zugekehrte Rückenstück des
Bettes ist höher als die übrigen Seiten,
ähnlich dem an einem von unseren moder
nen Sofas. Die Form eines Rückenstückes
ist die einer horizontal liegenden Clau-
sel ( ), mit nach oben gekehrter
Spitze, doch mit dem Unterschiede, dass
die Mitte, wo sich die eben angedeuteten
Zierrathen zu befinden pflegen, sich bedeu
tend über die Seiten erhebt. (Die Seiten
stücke, welche mit den niedrigsten Punkten
des Rückenstückes in gleicher Höhe sind,
erheben sich beinahe um einen Fuss über
die obere Kante der Vorderseite). Eine
dicke Decke bedeckt das Bett, welches,
nachdem man aufgestanden ist, sogleich
aufgebettet wird. Ueber dem Bette hängt
an einem Nagel an dem Riemen das Ge
wehr des Vaters, und unter demselben auf
einem einfachen Kissen — etwa einem
Eichhörnchenfell — seine Taschenuhr. Die
Schlafbänke haben ein gerades Rückenstück
und Seiten in der Form von Quadraten
oder etwas Ähnlichem; Zierrathen und Ge-