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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GE. XX. DAS BAUERNHAUS. 
polster sind nicht vorhanden. Zur Nacht 
wird der Sitzdeckel aufgehoben und die 
äussere Seite ganz wie in dem grossen 
Bette ausgezogen, und nun ist Platz für 
mehr als eine Person vorhanden. Bisweilen 
trifft man anstatt solcher Ausziehbänke 
Sprossenbänke (oder Sofas), an denen die 
Rücken- und Seitenstücke — hier gleich 
hoch — von Sprossen und einem Stackete 
ähnlich sind; diese Bänke haben Füsse und 
ruhen nicht auf den Seitenstücken, wie die 
vorigen, welche bis auf den Fussboden 
herabreichen; zugleich sind sie zierlicher 
oder wollen es wenigstens sein. In einem 
Falle gleichwohl stimmen die Schlafplätze 
der Landleute mit einander überein: sie 
sind nämlich sehr kurz, allzu kurz (genau 
6 Fuss) gegen dasjenige, .was sie sein 
müssten und 1—1^ Fuss kürzer als die 
der andern Klassen. 
Der Tisch — gewöhnlich ist in der 
Stube nur ein solcher vorhanden — ist an 
der einen Seite ungefähr 44 und an der 
andern 2 Fuss lang, ruht auf 4 festen 
Füssen, welche zu noch grösseren Sicherheit 
durch eine gleiche Anzahl eben so fester 
Querhölzer zusammengehalten werden. An 
jeder Seite ist eine mit Scharnieren befe 
stigte Scheibe; diese Scheiben können auf 
geklappt werden, und zu ihrer Unterstützung 
ist ein Paar von mit Querhölzern befestig 
ten Füssen vorhanden, welche auf vertikal 
gehenden Achsen umgedreht werden. Im 
alltäglichen Leben wird inzwischen dieser 
Tisch zum Einnehmen der Mahlzeiten wenig 
benutzt, sondern statt dessen ein besonde 
res, eigenthümlich eingerichtetes Stück Mö 
bel, welches bei dem ersten Anblicke aus 
sieht wie ein dreifüssiger Stuhl mit einer 
Rückenlehne; betrachtet man dasselbe aber 
näher, so findet man, dass der Sitz doppelt 
ist mit Scharnieren an der vorderen Seite, 
und dass, wenn das obere Brett aufgeschla 
gen wird, ein Tisch zum Vorschein kommt, 
dessen vierten Fuss die Rückenlehne bildet. 
Der Tisch ist zwar nur klein, reicht aber 
aus zu den einfachen Mahlzeiten. Die un- 
gepolsterten Stühle, bisweilen mit Sprossen 
rücken, oft genug nur mit einem Querholze 
zur Lehne, weichen in keiner Hinsicht von 
der Einfachheit des Ganzen ab. 
Der Schrank besteht gewöhnlich aus 
zwei Abtheilungen mit einem dazwischen 
befindlichen Zwischenräume, welcher hier 
und dort — wie an früher gebräuchlichen 
Schreibepulten — mit einer geneigten Luke 
bedeckt ist. Uebrigens wechseln Form und 
Einrichtung. In dem Schranke werden 
mancherlei Sachen verwahrt, welche nicht 
herumliegen dürfen, oder welche die haus 
mütterliche Sorge nicht gerne von einander 
getrennt sieht, z. B. Nähartikel u. dgl. 
Eine einfache Leiste zu oberst bildet eine 
allgemeine Zierde, und die Thüren sind 
sorgfältig mit Füllungen angefertigt. Nicht 
selten wird die untere Hälfte des Schrankes 
als_ Speiseschrank, bisweilen auch als eine 
Commode benutzt. Gewöhnlich ist sie von 
der Brusthöhe, bisweilen in der Gestalt 
eines Raumes mit Brettern und zwei Thüren, 
und darüber sind ein paar Schiebladen ne 
ben einander. 
Das Bett steht gewöhnlich in der Ecke, 
der Stubenthür schräge gegenüber; der 
Platz zwischen dem Bette und der Küchen 
thür ist gewöhnlich mit einer Schlafbank an 
gefüllt, während die entgegengesetzte Wand 
von zwei solchen angefüllt wird, zwischen 
welchen, wenn das Zimmer es gestattet, 
wohl bisweilen ein Tisch seinen Platz hat. 
Der Klapptisch füllt den Raum vor dem 
Giebelfenster aus; zur Rechten und Linken 
desselben stehen ein Paar Stühle und zu 
beiden Seiten derselben der Schrank und 
der Speiseschrank. In einer Ecke hängt 
bisweilen ein kleiner, etwa 3 Fuss hoher 
Eckschrank, dessen beide hintere Seiten 
sich an die Wände des Zimmers anschliessen, 
während dem Zimmer selbst drei Seiten 
zugewendet sind, deren mittlere und breitere 
die Thür ist. In diesem Eckenschranke 
findet man nicht so selten eine längliche, 
viereckige, etwa ^ Kannen aufnehmende 
Flasche, an deren einen Seite eine könig 
liche NamenchifOer oder auch ein Schiff 
eingeätzt ist, und ausserdem einige düten- 
ähnliche Gläser. In der Flasche fehlt dann 
nicht der etwas allzu sehr bekannte Brannt 
wein. 
Neben dem Bette an der Giebelwand 
steht gewöhnlich die gewaltige Uhr mit 
ihrem grossen Zifferblatte, dessen Durch 
messer beinahe einen Fuss beträgt. Es 
ist dies eine Uhr aus Dalarne und eine 
schöne Probe von schwedischer Hausindu 
strie,' wenn auch das etwa 7 Fuss hohe 
Gehäuse, welches einer nach oben und nach 
unten ausgezogenen Urne gleicht, eben kein 
sehr günstiges Zeugniss von Formsinn ab 
legt; hier hat das praktische Bedürfniss
	        
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