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GE. XX. DAS BAUERNHAUS.
polster sind nicht vorhanden. Zur Nacht
wird der Sitzdeckel aufgehoben und die
äussere Seite ganz wie in dem grossen
Bette ausgezogen, und nun ist Platz für
mehr als eine Person vorhanden. Bisweilen
trifft man anstatt solcher Ausziehbänke
Sprossenbänke (oder Sofas), an denen die
Rücken- und Seitenstücke — hier gleich
hoch — von Sprossen und einem Stackete
ähnlich sind; diese Bänke haben Füsse und
ruhen nicht auf den Seitenstücken, wie die
vorigen, welche bis auf den Fussboden
herabreichen; zugleich sind sie zierlicher
oder wollen es wenigstens sein. In einem
Falle gleichwohl stimmen die Schlafplätze
der Landleute mit einander überein: sie
sind nämlich sehr kurz, allzu kurz (genau
6 Fuss) gegen dasjenige, .was sie sein
müssten und 1—1^ Fuss kürzer als die
der andern Klassen.
Der Tisch — gewöhnlich ist in der
Stube nur ein solcher vorhanden — ist an
der einen Seite ungefähr 44 und an der
andern 2 Fuss lang, ruht auf 4 festen
Füssen, welche zu noch grösseren Sicherheit
durch eine gleiche Anzahl eben so fester
Querhölzer zusammengehalten werden. An
jeder Seite ist eine mit Scharnieren befe
stigte Scheibe; diese Scheiben können auf
geklappt werden, und zu ihrer Unterstützung
ist ein Paar von mit Querhölzern befestig
ten Füssen vorhanden, welche auf vertikal
gehenden Achsen umgedreht werden. Im
alltäglichen Leben wird inzwischen dieser
Tisch zum Einnehmen der Mahlzeiten wenig
benutzt, sondern statt dessen ein besonde
res, eigenthümlich eingerichtetes Stück Mö
bel, welches bei dem ersten Anblicke aus
sieht wie ein dreifüssiger Stuhl mit einer
Rückenlehne; betrachtet man dasselbe aber
näher, so findet man, dass der Sitz doppelt
ist mit Scharnieren an der vorderen Seite,
und dass, wenn das obere Brett aufgeschla
gen wird, ein Tisch zum Vorschein kommt,
dessen vierten Fuss die Rückenlehne bildet.
Der Tisch ist zwar nur klein, reicht aber
aus zu den einfachen Mahlzeiten. Die un-
gepolsterten Stühle, bisweilen mit Sprossen
rücken, oft genug nur mit einem Querholze
zur Lehne, weichen in keiner Hinsicht von
der Einfachheit des Ganzen ab.
Der Schrank besteht gewöhnlich aus
zwei Abtheilungen mit einem dazwischen
befindlichen Zwischenräume, welcher hier
und dort — wie an früher gebräuchlichen
Schreibepulten — mit einer geneigten Luke
bedeckt ist. Uebrigens wechseln Form und
Einrichtung. In dem Schranke werden
mancherlei Sachen verwahrt, welche nicht
herumliegen dürfen, oder welche die haus
mütterliche Sorge nicht gerne von einander
getrennt sieht, z. B. Nähartikel u. dgl.
Eine einfache Leiste zu oberst bildet eine
allgemeine Zierde, und die Thüren sind
sorgfältig mit Füllungen angefertigt. Nicht
selten wird die untere Hälfte des Schrankes
als_ Speiseschrank, bisweilen auch als eine
Commode benutzt. Gewöhnlich ist sie von
der Brusthöhe, bisweilen in der Gestalt
eines Raumes mit Brettern und zwei Thüren,
und darüber sind ein paar Schiebladen ne
ben einander.
Das Bett steht gewöhnlich in der Ecke,
der Stubenthür schräge gegenüber; der
Platz zwischen dem Bette und der Küchen
thür ist gewöhnlich mit einer Schlafbank an
gefüllt, während die entgegengesetzte Wand
von zwei solchen angefüllt wird, zwischen
welchen, wenn das Zimmer es gestattet,
wohl bisweilen ein Tisch seinen Platz hat.
Der Klapptisch füllt den Raum vor dem
Giebelfenster aus; zur Rechten und Linken
desselben stehen ein Paar Stühle und zu
beiden Seiten derselben der Schrank und
der Speiseschrank. In einer Ecke hängt
bisweilen ein kleiner, etwa 3 Fuss hoher
Eckschrank, dessen beide hintere Seiten
sich an die Wände des Zimmers anschliessen,
während dem Zimmer selbst drei Seiten
zugewendet sind, deren mittlere und breitere
die Thür ist. In diesem Eckenschranke
findet man nicht so selten eine längliche,
viereckige, etwa ^ Kannen aufnehmende
Flasche, an deren einen Seite eine könig
liche NamenchifOer oder auch ein Schiff
eingeätzt ist, und ausserdem einige düten-
ähnliche Gläser. In der Flasche fehlt dann
nicht der etwas allzu sehr bekannte Brannt
wein.
Neben dem Bette an der Giebelwand
steht gewöhnlich die gewaltige Uhr mit
ihrem grossen Zifferblatte, dessen Durch
messer beinahe einen Fuss beträgt. Es
ist dies eine Uhr aus Dalarne und eine
schöne Probe von schwedischer Hausindu
strie,' wenn auch das etwa 7 Fuss hohe
Gehäuse, welches einer nach oben und nach
unten ausgezogenen Urne gleicht, eben kein
sehr günstiges Zeugniss von Formsinn ab
legt; hier hat das praktische Bedürfniss