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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GR. XX. DAS BAUERNHAUS. 
achtet und verhöhnt, in den Wohnungen 
unserer Bauern erblüht ist, seine Aufmerk 
samkeit zu wenden begonnen. Dass dort 
Andeutungen auszuführen, Ansätze zu ver 
folgen, Anweisungen zur Beachtung vor 
handen sind, ist eben so gewiss, als dass 
alles einen unberechenbaren Werth dadurch 
erhält, dass es vollständig einheimisch ist. 
Die Uebergangszeit, von der wir spra 
chen, war ein Ausdruck des fortwährend 
steigenden Wohlstandes und des Vorrückens 
der Bildung in die tiefen Glieder der 
Majorität. Jetzt ist der Beginn einer drit 
ten Periode nahe. Fast überall kann man 
in den Hausgeräthen, die jetzt hinzukom 
men, die Hand des kundigen Zubereiters 
erkennen — oft befindet man, dass es der 
in der Gewerbeschule ausgebildete, in die 
Heimath zurückgekehrte Handwerker ist — 
man findet weniger Prunck und grössere 
Beachtung der Form. 
Die Stube — um noch einmal dort ein 
zutreten — behält gleichwohl immerwäh 
rend ihre alte Eigenschaft bei, das Wohn 
zimmer einer wohlhabenden, das Land be 
bauenden Familie zu sein. Dieses Gepräge 
verbleibt trotz der Klagen über einen ver 
meinten Luxus; trotz dessen, dass weisse 
Gardinen das Licht mildem und Rollgar- 
dinen dasselbe ganz ausschliessen; dass ein 
Spiegel an der Wand hängt; dass die Be 
leuchtung von dem Feuer in dem Kamine 
grösstentheils von der billigeren Lampe er 
setzt wird, und dass die Ölfarbe an den 
Möbeln mit einem Anstrich von Firniss über 
zogen oder von der Politur ersetzt ist. Mag 
man aber meinen, dass der von dem Acker 
oder dem Walde heimkehrende, von der 
Arbeit beschmutzte oder von dem Regen 
durchnässte Bauer sich nicht mit gleichem 
Wohlbehagen in seinem groben mit Nägeln 
beschlagenen Schuhzeug u. s. w. unter die 
sen Hausgeräthen bewegt, weil es grössere 
Behutsamkeit fordert, als das frühere, so 
ist das keinesweges der Fall: der Bauer 
hat andere Sitten angenommen als seine 
Vorväter. 
Wir haben uns am meisten in dem Zim 
mer aufgehalten, in welchem die Familie 
vorzugsweise weilt; wir müssen auch einen 
Blick in die übrigen Räume werfen. Die 
zweckmässigen Hausgeräthe in der Küche 
bestehen in einem unangestrichenen, aber 
weiss gescheuertem Tische, — oder zwei 
solchen — sowie in einem Kammbrett für 
Küchen- und andere Geschirre. Man er 
staunt über die Menge der kupfernen Ge 
schirre — Kessel, Kasserolen, Milch- und 
andere Näpfe, Wasser- und andere Flaschen, 
und diese so kolossal, dass eine Tonne Platz 
darin hat — welche oft nebst Sachen von 
Zinn in den alten Bauernhäusern angetroffen 
werden. Sie sind Ueberhleibsel von der 
Zeit, da man noch nicht die Zwischenhände 
von Spar- und andern Banken hatte, de 
nen man die Verwaltung seiner Ersparnisse 
überlassen konnte, sondern genöthigt war 
diese selbst zu verwahren oder in der Hei 
math auszuleihen, oder auch sie in Arti 
keln von einem bestehenden Werthe anzu 
legen, welche überdies passend waren zur 
Mitgift an einen künftigen Schwiegersohn. 
Davon verschrieb sich auch der oben er 
wähnte Ueberfluss von Silber (grosse Kan 
nen und Pokale u. s. w.), von denen man 
bei grossen Gastmählern überrascht wird, 
und ohne welche dergleichen Feste sowie 
Kindtaufen und Begräbnisse nie gefeiert wer 
den können. Was die Küche ferner be 
trifft, so kann angezeichnet werden, dass 
die früheren irdenen Geschirre, Teller und 
Schüsseln, jetzt angefangen haben von dem 
stärkeren Porcellan ersetzt zu werden. 
Die Kammer hat weniger Interesse. 
Hier scheint die Modernisirung zuerst Ein 
gang gefunden zu haben, während die 
"Stube” derselben an längsten verschlossen 
blieb. Die Lumpenpracht, welche den An 
blick dieses Zimmers früher bisweilen lu 
stig genug machte, ist einer grösseren So 
lidität gewichen: so z. B. sieht man nicht 
mehr das ausgeschnittene Papier, welches 
Gardinenhalter vorstellen sollte, eben so 
wenig den Kronleuchter von einem Ton 
nenreifen, umwickelt mit farbigem Papier 
und an Schnüren von der Decke herabhan 
gend. Noch sitzen an der Wand, gewöhn 
lich unter Glas und Rahmen, die eigen- 
thümlichen Gratulationen: Papier mit Blu 
mengirlanden oder kunstreichen Aus 
schnitzelungen, in deren Mitte zierlich der 
Glückwunsch (in gebufidener Rede) an die 
junge. Tochter oder den Sohn des Hauses 
zu einem Geburts- oder Namenstage sau 
ber geschrieben ist. Hier findet man auch 
eine ganze Menge von diesen Kleinigkei 
ten, mit denen das Weib gerne die Woh 
nung ziert: gewirkte Tischtücher und ge 
strickte Decken, bisweilen gekauft, eben so 
oft aber von den Töchtern des Hauses an-
	        
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