GK. XXI. DIE NATIONALE HAUSINDUSTRIE.
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gefertigt. Selten fehlt jetzt ein Photogra
phie-Albuin, angefüllt mit Portraiten von
den Leuten des Hauses, von Angehörigen
und Freunden. Was, übrigens hier und in
den übrigen Zimmern, wenn mehre vor
handen sind, von "Luxus” angetroffen wer
den kann — das gepolsterte Sofa, der Tisch
vor demselben, die Commode mit ihrem
Spiegel und den blankgescheuerten bronze
nen Leuchtern darauf, das gut aufgemachte
Bett und die warme Matte auf dem Fuss-
boden — übergehen wir. So viel ist we
nigstens gewiss, dass der "Luxus” keine
Armuth unter dieser Klasse geschaffen hat;
denn niemals ist ihr Acker besser bestellt
und gedüngt, ihr Viehhaus nie so von wohl
genährtem Vieh erfüllt gewesen, und ihre
Geräthe gehören zu den vorzüglichsten, die
es giebt.
Gruppe XXI.
Die nationale
Von Alters her hat die Hausindustrie
in Schweden einen bedeutenden Platz ein
genommen, wie man es auch nicht anders
erwarten kann in einem Lande, wo die
Entfernungen gross sind, sodass die Be
wohner in mehr als einer Hinsicht auf die
eigenen Kräfte hingewiesen gewesen sind;
wo das industrielle Leben wenigstens früher
wenig entwickelt gewesen ist; wo die lan
gen Winterabende die Bewohner des Lan
des gezwungen haben, sich zu Hause an
gemessene Beschäftigungen zu suchen, und
wo übrigens die Kunstfertigkeit selbst oder
die Gewandtheit in Handarbeiten in ge
wissen Gegenden angeboren zu sein scheint.
Im Allgemeinen wird gleichwohl dar
über geklagt, dass die Hausindustrie im
Abnehmen ist. Es muss nämlich infolge
der immer mehr und mehr herabgesetzten
Preise und der grösseren Vollendung sowie
der Geschmackvollheit der Produktionen der
Fabriken auch die Hausindustrie in ihrer
ursprünglichen Form vermindert werden.
Gleichwohl würde es ein fühlbares Unglück
sein, wenn die Hausindustrie gänzlich auf
hörte, ohne durch etwas anderes ersetzt zu
werden. Der Vortheil einer kleinen Ein
nahme oder wenigstens einer ersparten Aus
gabe ungerechnet, wird dadurch der mo
ralische Vortheil gegeben, dass Arbeitsam
keit und Fleiss die nicht unbedeutende Zeit
des Jahres einnehmen, in welcher infolge
klimatischer Verhältnisse in unserem Lande
der Haupterwerbszweig, der Ackerbau, keine
Beschäftigung giebt, und welche in Er
mangelung einer andern Beschäftigung dem
Hausindustrie.
Müssiggange, vielleicht sogar dem Verbre
chen gewidmet werden würde. Auch schafft
die Hausindustrie, welche nicht wie die
Fabriksthätigkeit die Kinder von den El
tern trennt, aus dem Hause einen Herd
der Gemüthlichkeit und des Wohlstandes.
In den Gegenden, wo Hausindustrie be
trieben wird, sind selbst in den ärmeren
Häusern Reinlichkeit und Ordnung zu Hause.
Mit dem Gedanken an dieses alles hat
man gemeint, man müsste in unserem Lande
die Hausindustrie, welche wenigstens in ge
wissen Gegenden abnehmen zu wollen
scheint, mit allen möglichen Mitteln zu ei
nem verjüngerten Leben erwecken, und man
hat geglaubt, dieses wäre möglich dadurch,
dass man der Bevölkerung Geschmack und
Kunstfertigkeit mittheilte nebst der Kennt-
niss der mechanischen Kräfte, welche nun
mehr bei jeder Zubereitung in einem etwas
grösserem Massstabe angewendet werden
müssen, wodurch denn auch jetzt die Haus
industrie einen ganz andern Charakter an
nimmt, als den einfachen primitiven, der
ihr in früheren Zeiten eigen war.
In dieser Richtung arbeiten mehre Ver
eine und Genossenschaften im Lande, als
da sind: die Königl. patriotische Gesell
schaft (gestiftet 1767), die Haushaltungs
gesellschaften, die Landsting, der Gewerbe
verein in Stockholm, sowie andere Gewerbe
vereine u. a. m. Man hat das Ziel zu er
reichen gemeint theils durch die Veröffent
lichung angemessener Schriften, theils durch
abgabenfreien Unterricht in Lehranstalten
oder durch umherreisende Lehrer, theils