GK. XXV. BILDENDE KUNST DEK GEGENWART.
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aus der Zeit der sächsischen Kaiser und
der letzten angelsächsischen Könige von
Edgar an. Kein Museum in Europa, die
russischen vielleicht ausgenommen, kann eine
so reiche Sammlung von nicht klassischen
silbernen Schmuckgegenständen aufweisen,
wie die Sammlung des Staates in Stockholm.
Zwei Säle in dem historischen Museum
des Staates sind den Gegenständen aus dem
Mittelalter eingeräumt. Doch gehören diese
zu einer anderen Gruppe und werden daher
hier übergangen.
Schon die ersten Kegenten der moder
nen Zeit Schwedens (nach 1523) suchten
mit vielem Eifer die Industrie zu heben,
wozu in nicht geringem Grade der Um
stand beitrug, dass Schweden für die aus
anderen Ländern verwiesenen Protestanten
eine Freistätte wurde. Wir können daher
der schwedischen Kunstindustrie von dem
Anfänge der neueren Zeit bis auf die Ge
genwart herab folgen, und den Proben
davon sind in dem Museum zwei Säle ein
geräumt. Uebrigens wurden in dem Laufe
der Zeiten immer intimere Verbindungen
mit dem Auslande angeknüpft; besonders
brachte der dreissigjährige Krieg eine Menge
kostbarer Schmucksachen in das Land. Es
ist bekannt, wie reich die Inventarienlisten
der Königin Christina waren. Gleichwohl
ist dem schwedischen Staate nur ein höchst
unbedeutender Theil verblieben; das Meiste
verschenkte sie entweder, oder sie nahm
es mit, als sie Schweden verliess.
Eine grosse Sammlung von Erzeugnis
sen der Kunstindustrie wurde von dem ver
storbenen Könige Carl XV gebildet und ist
von ihm durch eine testamentarische Ver
fügung dem schwedischen Staate vermacht.
Sie ist im Auslande wohlbekannt durch den
von dem Kegierungsrathe J. Falke verfass
ten Katalog.
In dem letztverflossenen Jahre ist in
der Hauptstadt der Grund zu zwei Samm
lungen gelegt worden, welche in diesem
Augenblick noch Privatbesitzungen sind,
wahrscheinlich aber späterhin dem Staate
überliefert werden: das Museum schwedi
scher Volkstrachten und Volksschmucksachen
des Dr. A. Hazelius und das Kunst- und
Industrie-Museum des schwedischen Gewerbe-
Vereins.
Die beiden Universitäten Schwedens und
beinahe alle höheren, zum Theil auch die
unteren Mittel- und Gelehrtenschulen be
sitzen Antiquitäten-Sammlungen; in der
einen und der andern derselben findet man
einzelne Gegenstände aus der Kunst-Industrie
der neueren Zeit.
Die Stadt Göteborg hat ein Museum
angelegt, welches sehr schnell angewachsen
ist, und ausser Naturgegenständen auch Al-
terthümer und Produkte der Gewerbe neue
rer Zeiten enthält.
In dem Schlosse Skokloster in Uppland,
jetzt im Besitz der gräflichen Familie Brahe,
früher aber dem Feldmarschall Grafen C.
G. Wrangel zugehörig, wird eine grosse
Menge kunstindustrieller Gegenstände auf
bewahrt, wovon ein bedeutender Theil von
dem Feldmarschall auf seinen Feldzügen
eingesammelt worden ist.
Uebrigens giebt es mehre Privatperso
nen, welche grössere und kleinere Samm
lungen besitzen. Die grösste derselben ge
hört dem Juwelier Chr. Hammer in Stock
holm, welcher einen Katalog über die Samm
lung in deutscher, französischer und eng
lischer Sprache veröffentlicht hat. Grosse
Sammlungen von besonders schwedischem
Porzellan und Fayence besitzen der Graf
A. Bjelke und der Besitzer der Porzellan-
Fabrik zu Körstrand H. Sträle.
Gruppe XXV.
Bildende Kunst der Gegenwart. *)
Ein Rückblick auf die schwedische Kunst
vor einem Jahrhunderte versetzt uns in den
Beginn der Regierungszeit Gustafs III, in
die Tage des Fürsten, der sein Reich mit
Bezug auf Literatur und Kunst zu einer
glänzenden Stellung emporgehoben hat.
Freilich gilt dies besonders von der Lite
ratur und dramatischen Kunst, aber auch
') Mitgetheilt von Herrn Professor JE. Bergh.