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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

GR. XXV. BILDENDE KUNST DER GEGENWART. 
171 
falls daselbst Professor wurde. Alexander 
Roslin (geboren 1718) verliess Schweden 
im Jahre 1745 und begab sich nach Paris, 
wo er die übrige Zeit seines Lebens ver 
blieb und' in den Ruf eines der berühmte 
sten Portrait-Malers seiner Zeit gelangte. 
Im Jahre 1774 besuchte er Schweden, nach 
dem er zuvor 1771 in Paris das Gemälde 
Gustafs III und seiner Brüder, der Herzoge 
Carl und Fredrik angefertigt hatte, wel 
ches Gemälde jetzt eine Zierde des Stock 
holmer National-Museums ist. Er starb 1793 
zu Paris, ohne den Gefahren, mit welghen 
die. Revolution die Künstler bedrohte, aus 
gesetzt gewesen zu sein. 
Der berühmte Miniatur-Maler Peter 
Adolf Hall — ”le Yan Dyck de la Mi 
niature” — suchte und fand gleichfalls sein 
Glück in Paris, wurde aber vom Revolutions 
sturme nach Belgien verweht, wo er 1794 in 
Lüttich starb. — Ferner E. Cogell, welcher 
in Lyon als Professor eine Anstellung er 
hielt; der ausgezeichnete Gouache-Maler N. 
Lafrensen, der 1791 von Paris nach Stock 
holm zurückkehrte, noch zeitig genug, um 
ein vorzügliches Portrait von Gustaf III 
malen zu können. Elias Martin, der Eng 
land besuchte, wo er als Historien-Maler 
grosses Ansehen genoss, wurde 1791 von 
Gustaf in zurückgerufen; später malte er 
grösstentheils Landschaften, die von seinen 
Zeitgenossen hoch geschätzt wurden. Fer 
ner Adolf Ulrich Wertmüller (geboren 
1749), der im Jahre 1772 ein kleines Sti 
pendium erhielt und sich nach Paris begab, 
wo er sich einen bedeutenden Namen er 
warb und unter Anderem ein Bild "die 
Königin Marie Antoinette mit ihren Kin 
dern” malte, welches für das beste Portrait 
dieser unglücklichen Königin gehalten wird, 
(es befindet sich jetzt im National-Museum 
zu Stockholm). Wertmüller kehrte 1797 
nach Schweden zurück, reiste aber bald 
darauf nach Amerika, wo er 1812 starb. 
Sergel hatte im Jahre 1761 die grosse 
Medaille der Akademie und 1767 ein Sti 
pendium zur Reise ins Ausland erhalten. 
Dahin folgte ihm zwei Jahre später Masre- 
liez, sodass Schweden bei der Thron 
besteigung Gustafs III an hervorragenden 
einheimischen Talenten auf dem Gebiete 
der Kunst ziemlich entblösst war. Dieje 
nigen, welche sich noch im Lande auf 
hielten und genannt zu werden verdienen, 
waren: Hoffmann, der nach einem längeren 
Aufenthalte in Paris und Rom im Jahre 
1771 hermkehrte, (seine bedeutendste Ar 
beit dürfte das Altarbild der Klara-Kirche 
zu Stockholm sein) und Pilo, der ein Jahr 
nach Hoffmann zurückkam, sich aber in 
seiner Heimath Östergötland aufhielt, bis 
Gustaf III bei einem Besuche in Nyköping 
mit ihm zusammentraf und so grosses Ge 
fallen an seinen Arbeiten fand, dass er 
sein Krönungsgemälde bei ihm bestellte; 
zugleich wurde Pilo zum Director der Aka 
demie ernannt. Der Tod Gustafs III unter 
brach die Vollendung dieses Gemäldes, wel 
ches jetzt, unvollendet, sich im Stockholmer 
Museum befindet. 
Pehr Hilleström, der in seiner Jugend 
unter Taraval beim Schlossbaue beschäftigt 
gewesen und zum Hautelisse-Weber be 
stimmt war, wurde zu weiterer Ausbildung 
in dieser Kunst nach Paris geschickt, und 
nachdem er Gelegenheit erhalten bei Bou 
cher zu studiren, gab er die Weberei ganz 
auf, wurde Maler und stellte Scenen aus 
dem Alltagsleben seiner Zeit dar. Eine 
trockene Auffassung und ein schwaches 
Colorit beeinträchtigten oft den Werth der 
Arbeiten dieses productiven Künstlers. 
Es war natürlich, dass Gustaf III mit 
seinem lebhaften Schönheitssinne, selbst 
wenn dieser mit Hinsicht auf die bildende 
Kunst ziemlich oberflächlich gewesen ist, 
sich nicht mit der Thätigkeit der oben 
angeführten, im Lande verweilenden Künst 
ler im Dienste der schönen Künste be 
gnügen konnte; er beschloss daher, die vor 
züglicheren schwedischen Künstler, die sich 
im Auslande aufhielten, heimzurufen. Dies 
gelang ihm nicht mit Roslin,- der, wie schon 
erwähnt worden, der Heimath nur einen 
kurzen Besuch abstattete; dagegen folgte 
Sergel 1777 dem Rufe des Königes und 
trat in die Stelle seines früheren Lehrers 
FArchevesque, welche dieser seiner Ge 
sundheit wegen aufgeben musste, um nach 
seiner Vaterstadt Montpellier zurückzukeh 
ren, wo er 1778 starb. 
Sergel hatte sich schon im Auslande 
einen grossen Ruf erworben besonders durch 
seinen "Faun” und seine Statuen ”Diome- 
des” und "Othryades”; es war aber ohne 
Zweifel ein Unglück für seine Entwickelung 
als Künstler, dass er heimgerufen wurde, 
denn aller Wahrscheinlichkeit nach wäre 
er, wenn er sich im Schosse des alten 
klassischen Roms hätte ausbilden können,
	        
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