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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

GR. XXV. BILDENDE KUNST DER GEGENWART. 
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riosum 'betrachtet werden kann. Er wurde 
Mitglied der Akademie und starb im Jahre 
1816. 
In der Baukunst nahm seit der Zeit 
H&rleman’s, wenn man die Thätigkeit Des- 
prez’, die sich meistentheils auf dem Ge 
biete der Projecte bewegte, abrechnet, den 
ersten Platz der Oherintendanten Adelcrantz 
ein, dessen wichtigste Arbeiten die Adolf- 
Fredriks Kirche' und das Opernhaus zu 
Stockholm sind, und später Erik Palmstedt, 
der "das Torstensonsche Haus” in vollkom 
mener Uebereinstimmung mit dem Opern 
hause für die Prinzessin Sophia Albertina 
umbaute und in der Stockholmer Börse 
eine sehr wohlproportionirte, wenn auch in 
den Einzelnheiten wenig geschmackvolle 
Probe von der Gustavianischen Baukunst 
abgelegt hat. "Norrbro” (die Nordbrücke) 
wurde von ihm nach Zeichnungen von 
Adelcrantz ausgeführt. 
In der Kupferstecher-Kunst, die wäh 
rend der Freiheitszeit sehr gut in Schwe 
den repräsentirt gewesen war, ragten Fred- 
rik Akrell und Jacob Gillberg hervor, 
beide in der Schule Floding’s herangebildet; 
besonders hat der letztgenannte sehr gute 
Arbeiten geliefert. Die Medailleur-Kunst 
wurde in dieser Periode auf würdige Weise 
von Gustaf Ljungberger vertreten. 
Die von Tessin errichtete Zeichenschule, 
welche 1735 den Namen Zeichen-Akademie 
und schon damals vom Staate Unterstützung 
erhalten hatte, wurde 1768 umgebildet, 
indem sie auf Vorschlag des Oberintendan 
ten Adelcrantz aus einer Zeichenschule in 
eine wirkliche Künstlefschule, unter dem 
Namen "Maler- und Bildhauer-Akademie”, 
verwandelt wurde. Ihre Mitglieder waren: 
Rehii, Johan Pasch, VArcheresque, Lund 
berg und Fehrmann als Stifter und Säfven- 
bom, Lorenz Pasch, Floding, Gülberg und 
Ljungberger als "Mifbrüder”; I Archevesque 
wurde der erste Director der neuen Aka 
demie. Das Bestehen der neuen Schule 
wurde indessen bedroht, indem die herr 
schende politische Partei, "die Mützen” ge 
nannt, mit der Absicht umgingen, ihr die 
Unterstützung zu versagen; da trat die 
Revolution Gustafs III dazwischen und ret 
tete die Akademie. In den Jahren '1773 
und 1777 wurde die Unterstützung erhöht 
und infolge dessen der Unterricht be 
deutend erweitert. Die Stellung der Aka 
demie wurde ferner durch den Patriotismus 
des Oberdirectors Gerhard Meyer gesichert, 
indem er der Akademie sein Haus, in wel 
chem sie sich noch heute befindet, testa 
mentarisch vermachte. Die für den Unter 
richt nothwendigen Sammlungen von An 
tiken u. s. w. konnten nun aufgestellt und 
die in den Statuten der Akademie festge 
setzten Ausstellungen ins Leben gerufen 
werden. Diese Ausstellungen zeigten einen 
merklichen Fortschritt in der Wirksamkeit 
der Akademie als Lehranstalt, obgleich der 
Dilettantismus in ihr wohl zahlreich ver 
treten war. 
Trotz dieser, wie es scheinen könnte, 
günstigen Verhältnisse kann man doch nicht 
sagen, dass in der Akademie während der 
nächstfolgenden Zeit sich irgend ein her 
vorragender Künstler herangebildet hätte; 
dazu trugen vielleicht die unglücklichen 
politischen Verhältnisse viel bei. Es gab 
da wohl tüchtige Lehrer, wie Sergel, Mas- 
reliez und von Breda. Der letztere war 
von England zurückgekehrt, wo er unter 
Reynolds studirt hatte, und da sein Ruf 
ihm ins Vaterland vorangegangen war, 
wurde er sogleich Professor daselbst. Den 
noch hat die nächste Zukunft keine be 
sonders erfreulichen Ercheinungen in der 
schwedischen Kunst aufzuweisen. Ihre wich 
tigsten Träger waren: Pehr Krafjt der 
Jüngere (geboren 1777), der bei David in 
Paris studirt und sich zu einem recht ge 
schickten Portrait-Maler ausgebildet hatte, 
in welchem Fache er einige gute Arbeiten 
lieferte; grösstentheils tragen dieselben aber 
doch den Stempel des Fabrikmässigen an 
sich und verrathen kein anderes Bestreben 
als das industrielle; er starb 1863. Ferner 
Gustaf Erik Hasselgren, der 1817 nach 
Hilleström Professor wurde; seine wich 
tigste Arbeit war das Altarbild der Jakobs- 
Kirche zu Stockholm, welches doch ent 
fernt wurde, um einem Gemälde seines 
glücklicheren Nebenbuhlers Fredrik We 
stin (geboren 1782) Platz zu machen, der 
von seinen Zeitgenossen mit den hervor 
ragendsten Malern auf gleiche Stufe gestellt 
wurde. Die Jetztzeit kann dieses Urtheil 
nicht anerkennen, denn die Art und Weise, 
in welcher er namentlich Scenen aus der 
griechischen Mythologie oder Allegorien dar 
stellt, ist kraftlos und porzellanartig. Er 
trat zugleich als Portrait- und kirchlicher 
Maler auf; in letzterer Richtung sind die
	        
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