GR. XXV. BILDENDE KUNST DER GEGENWART.
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riosum 'betrachtet werden kann. Er wurde
Mitglied der Akademie und starb im Jahre
1816.
In der Baukunst nahm seit der Zeit
H&rleman’s, wenn man die Thätigkeit Des-
prez’, die sich meistentheils auf dem Ge
biete der Projecte bewegte, abrechnet, den
ersten Platz der Oherintendanten Adelcrantz
ein, dessen wichtigste Arbeiten die Adolf-
Fredriks Kirche' und das Opernhaus zu
Stockholm sind, und später Erik Palmstedt,
der "das Torstensonsche Haus” in vollkom
mener Uebereinstimmung mit dem Opern
hause für die Prinzessin Sophia Albertina
umbaute und in der Stockholmer Börse
eine sehr wohlproportionirte, wenn auch in
den Einzelnheiten wenig geschmackvolle
Probe von der Gustavianischen Baukunst
abgelegt hat. "Norrbro” (die Nordbrücke)
wurde von ihm nach Zeichnungen von
Adelcrantz ausgeführt.
In der Kupferstecher-Kunst, die wäh
rend der Freiheitszeit sehr gut in Schwe
den repräsentirt gewesen war, ragten Fred-
rik Akrell und Jacob Gillberg hervor,
beide in der Schule Floding’s herangebildet;
besonders hat der letztgenannte sehr gute
Arbeiten geliefert. Die Medailleur-Kunst
wurde in dieser Periode auf würdige Weise
von Gustaf Ljungberger vertreten.
Die von Tessin errichtete Zeichenschule,
welche 1735 den Namen Zeichen-Akademie
und schon damals vom Staate Unterstützung
erhalten hatte, wurde 1768 umgebildet,
indem sie auf Vorschlag des Oberintendan
ten Adelcrantz aus einer Zeichenschule in
eine wirkliche Künstlefschule, unter dem
Namen "Maler- und Bildhauer-Akademie”,
verwandelt wurde. Ihre Mitglieder waren:
Rehii, Johan Pasch, VArcheresque, Lund
berg und Fehrmann als Stifter und Säfven-
bom, Lorenz Pasch, Floding, Gülberg und
Ljungberger als "Mifbrüder”; I Archevesque
wurde der erste Director der neuen Aka
demie. Das Bestehen der neuen Schule
wurde indessen bedroht, indem die herr
schende politische Partei, "die Mützen” ge
nannt, mit der Absicht umgingen, ihr die
Unterstützung zu versagen; da trat die
Revolution Gustafs III dazwischen und ret
tete die Akademie. In den Jahren '1773
und 1777 wurde die Unterstützung erhöht
und infolge dessen der Unterricht be
deutend erweitert. Die Stellung der Aka
demie wurde ferner durch den Patriotismus
des Oberdirectors Gerhard Meyer gesichert,
indem er der Akademie sein Haus, in wel
chem sie sich noch heute befindet, testa
mentarisch vermachte. Die für den Unter
richt nothwendigen Sammlungen von An
tiken u. s. w. konnten nun aufgestellt und
die in den Statuten der Akademie festge
setzten Ausstellungen ins Leben gerufen
werden. Diese Ausstellungen zeigten einen
merklichen Fortschritt in der Wirksamkeit
der Akademie als Lehranstalt, obgleich der
Dilettantismus in ihr wohl zahlreich ver
treten war.
Trotz dieser, wie es scheinen könnte,
günstigen Verhältnisse kann man doch nicht
sagen, dass in der Akademie während der
nächstfolgenden Zeit sich irgend ein her
vorragender Künstler herangebildet hätte;
dazu trugen vielleicht die unglücklichen
politischen Verhältnisse viel bei. Es gab
da wohl tüchtige Lehrer, wie Sergel, Mas-
reliez und von Breda. Der letztere war
von England zurückgekehrt, wo er unter
Reynolds studirt hatte, und da sein Ruf
ihm ins Vaterland vorangegangen war,
wurde er sogleich Professor daselbst. Den
noch hat die nächste Zukunft keine be
sonders erfreulichen Ercheinungen in der
schwedischen Kunst aufzuweisen. Ihre wich
tigsten Träger waren: Pehr Krafjt der
Jüngere (geboren 1777), der bei David in
Paris studirt und sich zu einem recht ge
schickten Portrait-Maler ausgebildet hatte,
in welchem Fache er einige gute Arbeiten
lieferte; grösstentheils tragen dieselben aber
doch den Stempel des Fabrikmässigen an
sich und verrathen kein anderes Bestreben
als das industrielle; er starb 1863. Ferner
Gustaf Erik Hasselgren, der 1817 nach
Hilleström Professor wurde; seine wich
tigste Arbeit war das Altarbild der Jakobs-
Kirche zu Stockholm, welches doch ent
fernt wurde, um einem Gemälde seines
glücklicheren Nebenbuhlers Fredrik We
stin (geboren 1782) Platz zu machen, der
von seinen Zeitgenossen mit den hervor
ragendsten Malern auf gleiche Stufe gestellt
wurde. Die Jetztzeit kann dieses Urtheil
nicht anerkennen, denn die Art und Weise,
in welcher er namentlich Scenen aus der
griechischen Mythologie oder Allegorien dar
stellt, ist kraftlos und porzellanartig. Er
trat zugleich als Portrait- und kirchlicher
Maler auf; in letzterer Richtung sind die