MAK

Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

174 
GR. XXV. BILDENDE KUNST DER GEGENWART. 
Altarbilder der Jakobs- und Kungsholms- 
Kirche seine Hauptwerke. 
Unter der Leitung Sergel’s bildete sich 
der Bildhauer Erik Gustaf Göthe (geboren 
1779) aus. Im Jahre 1803 reiste er nach 
Italien, wo er sieh sieben Jahre aufhielt. 
Im Laufe dieser Zeit brachte er unter An 
derem seine "liegende Bacchantin” hervor; 
nach der Rückkehr ins Vaterland setzte er 
seine Thätigkeit fort und seien unter sei 
nen Werken hervorgehoben: die Denkmäler 
Axel Fersen’s und Magnus Stenbock’s, seine 
"Hebe”, "Venus”, sein "Amor” u. s. w. Von 
Carl 'XIV Johan wurde er beauftragt die 
Statue Carl’s XIII zu modelliren, welche auf 
dem heutigen "Carl XIII Platze” errichtet 
wurde. —Von seinem glücklicheren Neben 
buhler J. N. Dy ström (geboren 1783) kann 
freilich nicht gesagt werden, dass er als 
Künstler bedeutender gewesen wäre, er 
hatte sich aber die Gunst Carl Johan’s 
erworben, die sich denn auch in einer 
Menge Bestellungen kundgab, wie: ”Juno 
mit dem Herculeskinde” — sein grösstes 
Werk (jetzt im National-Museum zu Stock 
holm), — "Bacchus”, "Hera”, "Hymen”, 
Statuen von Carl X, XI, XII u. s. w. Diese 
Vorliebe des Königes für Byström übte ei 
nen Einfluss auf die meisten Maecene je 
ner Zeit aus, und die vielen Aufträge, die 
der Künstler infolge dessen erhielt, ver 
setzten ihn in sehr günstige ökonomische 
Verhältnisse, trugen aber ohne Zweifel auch 
dazu bei, eine übereilte und fabrikmässige 
Production hervorzurufen, weshalb man un 
ter seinen vielen hinterlassenen Werken 
nur wenige findet, die bei näherer Be 
trachtung befriedigen. 
Mit Ausnahme Byström’s, der sich mei- 
stentheils in Italien aufhielt, waren die 
übrigen oben genannten Künstler Leiter 
der Academie, die seit 1812 "Akadefnie 
der freien Künste” genannt wurde. Un 
geachtet dieselbe zu jener Zeit sechs or 
dentliche und drei Vice-Professoren zählte, 
ausser verschiedenen anderen Lehrern, 
scheint der Unterricht mit keinem beson 
ders grossen Eifer betrieben worden zu 
sein, was sich aus der Stiftung einer ge 
gen die Akademie oppositionellen Gesell 
schaft, genannt "Gesellschaft für Kunst 
studium (1814)” schliessen lässt. Ihr Zweck 
war, theils durch vereinigte Studien die 
unzureichenden akademischen Studien zu 
ergänzen, theils Episoden aus der nordi 
schen Sage und Geschichte zum Gegen 
stände künstlerischer Behandlung zu ma 
chen, im Gegensätze zur griechischen und 
römischen Geschichte, welche die Akademie, 
nach französischem Vorbilde, den studiren- 
den Künstlern beständig als Gegenstand 
hinstellte. Die eigentlichen Stifter dieser 
Gesellschaft waren: Johan Gustaf ' Sand 
berg (geboren 1782), Dengt Erland Fogel- 
berg (geboren 1786) und Johan von 
Breda; an sie schlossen sich der Land 
schaftsmaler Carl Johan Fahlcrantz und 
der Genremaler Alexander Lauraeus. Diese 
Gesellschaft theilte das Interesse, welches 
der s. g. "Gothische Bund” für das Alt 
nordische an den Tag legte, und auf ihren 
Wunsch hielt der Gründer der schwedischen 
Gymnastik und Dichter P. H. Ling eine 
Serie Vorlesungen über die Anwendung der 
nordischen Mythologie in der schönen Kunst. 
Es ist sicherlich auch dem Einflüsse Ling’s 
zuzuschreiben, dass Fogelberg den Asa- 
Göttern, die später in Marmor erschienen, 
plastische Form zu geben anfing. 
Zwischen dieser Gesellschaft und der 
Akademie entstand ein Streit, der in einer 
unter den Auspicien "des Gothischen Bun 
des” veranstalteten und von der Akademie 
unabhängigen nordischen Ausstellung 1818 
äussere Form annahm, wo Fogelberg mit 
seinen nordischen Göttergestalten, Sand- 
berg mit "den Valkyrien” und Fahlcrantz 
mit nordischen Landschaften auftraten. Der 
Zwiespalt wurde indessen ausgeglichen, in 
dem Einige aus der Akademie in "den 
Bund” eintraten, Fogelberg vom Staate .ein 
Reisestipendium erhielt und Sandberg 1821 
als Mitglied in die Akademie auf genommen 
wurde. 
Fahlcrantz (geboren 1774) war unter 
diesen mit ihm gleichzeitigen Künstlern 
vielleicht der begabteste, aber doch ein 
Kind seiner Zeit, in sofern er jegliches 
ernste Studium nach der Natur bei Seite 
setzte und seine Inspirationen meistentheils 
aus Kupferstichen nach Claude Lorrain 
schöpfte, was sich in seinen schwedischen 
Landschaften deutlich abspiegelt; er starb 
1861. 
Die Architektur befand sich in dieser 
Periode "des Stilllebens” auf keinem hö 
heren Standpunkte als die andern Kunst 
zweige. Die Arbeiten Tempelman’s, Sillens, 
Gjörvell’s, Sundwall's und Anderer, die 
von dem "Keyserschen Hause” 'in Stock-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.