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GR. XXV. BILDENDE KUNST DER GEGENWART.
Altarbilder der Jakobs- und Kungsholms-
Kirche seine Hauptwerke.
Unter der Leitung Sergel’s bildete sich
der Bildhauer Erik Gustaf Göthe (geboren
1779) aus. Im Jahre 1803 reiste er nach
Italien, wo er sieh sieben Jahre aufhielt.
Im Laufe dieser Zeit brachte er unter An
derem seine "liegende Bacchantin” hervor;
nach der Rückkehr ins Vaterland setzte er
seine Thätigkeit fort und seien unter sei
nen Werken hervorgehoben: die Denkmäler
Axel Fersen’s und Magnus Stenbock’s, seine
"Hebe”, "Venus”, sein "Amor” u. s. w. Von
Carl 'XIV Johan wurde er beauftragt die
Statue Carl’s XIII zu modelliren, welche auf
dem heutigen "Carl XIII Platze” errichtet
wurde. —Von seinem glücklicheren Neben
buhler J. N. Dy ström (geboren 1783) kann
freilich nicht gesagt werden, dass er als
Künstler bedeutender gewesen wäre, er
hatte sich aber die Gunst Carl Johan’s
erworben, die sich denn auch in einer
Menge Bestellungen kundgab, wie: ”Juno
mit dem Herculeskinde” — sein grösstes
Werk (jetzt im National-Museum zu Stock
holm), — "Bacchus”, "Hera”, "Hymen”,
Statuen von Carl X, XI, XII u. s. w. Diese
Vorliebe des Königes für Byström übte ei
nen Einfluss auf die meisten Maecene je
ner Zeit aus, und die vielen Aufträge, die
der Künstler infolge dessen erhielt, ver
setzten ihn in sehr günstige ökonomische
Verhältnisse, trugen aber ohne Zweifel auch
dazu bei, eine übereilte und fabrikmässige
Production hervorzurufen, weshalb man un
ter seinen vielen hinterlassenen Werken
nur wenige findet, die bei näherer Be
trachtung befriedigen.
Mit Ausnahme Byström’s, der sich mei-
stentheils in Italien aufhielt, waren die
übrigen oben genannten Künstler Leiter
der Academie, die seit 1812 "Akadefnie
der freien Künste” genannt wurde. Un
geachtet dieselbe zu jener Zeit sechs or
dentliche und drei Vice-Professoren zählte,
ausser verschiedenen anderen Lehrern,
scheint der Unterricht mit keinem beson
ders grossen Eifer betrieben worden zu
sein, was sich aus der Stiftung einer ge
gen die Akademie oppositionellen Gesell
schaft, genannt "Gesellschaft für Kunst
studium (1814)” schliessen lässt. Ihr Zweck
war, theils durch vereinigte Studien die
unzureichenden akademischen Studien zu
ergänzen, theils Episoden aus der nordi
schen Sage und Geschichte zum Gegen
stände künstlerischer Behandlung zu ma
chen, im Gegensätze zur griechischen und
römischen Geschichte, welche die Akademie,
nach französischem Vorbilde, den studiren-
den Künstlern beständig als Gegenstand
hinstellte. Die eigentlichen Stifter dieser
Gesellschaft waren: Johan Gustaf ' Sand
berg (geboren 1782), Dengt Erland Fogel-
berg (geboren 1786) und Johan von
Breda; an sie schlossen sich der Land
schaftsmaler Carl Johan Fahlcrantz und
der Genremaler Alexander Lauraeus. Diese
Gesellschaft theilte das Interesse, welches
der s. g. "Gothische Bund” für das Alt
nordische an den Tag legte, und auf ihren
Wunsch hielt der Gründer der schwedischen
Gymnastik und Dichter P. H. Ling eine
Serie Vorlesungen über die Anwendung der
nordischen Mythologie in der schönen Kunst.
Es ist sicherlich auch dem Einflüsse Ling’s
zuzuschreiben, dass Fogelberg den Asa-
Göttern, die später in Marmor erschienen,
plastische Form zu geben anfing.
Zwischen dieser Gesellschaft und der
Akademie entstand ein Streit, der in einer
unter den Auspicien "des Gothischen Bun
des” veranstalteten und von der Akademie
unabhängigen nordischen Ausstellung 1818
äussere Form annahm, wo Fogelberg mit
seinen nordischen Göttergestalten, Sand-
berg mit "den Valkyrien” und Fahlcrantz
mit nordischen Landschaften auftraten. Der
Zwiespalt wurde indessen ausgeglichen, in
dem Einige aus der Akademie in "den
Bund” eintraten, Fogelberg vom Staate .ein
Reisestipendium erhielt und Sandberg 1821
als Mitglied in die Akademie auf genommen
wurde.
Fahlcrantz (geboren 1774) war unter
diesen mit ihm gleichzeitigen Künstlern
vielleicht der begabteste, aber doch ein
Kind seiner Zeit, in sofern er jegliches
ernste Studium nach der Natur bei Seite
setzte und seine Inspirationen meistentheils
aus Kupferstichen nach Claude Lorrain
schöpfte, was sich in seinen schwedischen
Landschaften deutlich abspiegelt; er starb
1861.
Die Architektur befand sich in dieser
Periode "des Stilllebens” auf keinem hö
heren Standpunkte als die andern Kunst
zweige. Die Arbeiten Tempelman’s, Sillens,
Gjörvell’s, Sundwall's und Anderer, die
von dem "Keyserschen Hause” 'in Stock-