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GE. XXV. BILDENDE KONST DER GEGENWART.
wohnte. Dieser ungewöhnlich begabte
Künstler erwarb sich im Anfänge der
1840ger Jahre in Paris den Namen eines
der tüchtigsten Genre- und Landschafts-
Maler seiner Zeit und wurde namentlich in
seinen Winterbildern für unübertroffen ge
halten, als der Tod ihn in noch sehr ju
gendlichem Alter 1846 dahinraffte. — Jo
han Wilhelm Carl Wahlbom kam 1838
nach Paris, wo er sich eine Zeit lang auf
hielt; später studirte er in Deutschland
und Holland und kehrte für einige Zeit
nach Schweden zurück, aber seine schwan
kende Gesundheit trieb ihn wieder nach
dem Süden. Er wählte Rom zu seinem
Aufenthaltsorte, und malte daselbst einige
seiner besten Stücke; eine vollständige
apoplektische Lähmung zwang ihn aber,
ärtzliehe Hülfe in England- zu suchen, wo
er bald darauf (1858) starb. — In Paris,
besonders aber in England, bildete siöh
Johan Christian Berger zum Marine-Maler
aus; er scheint sich Turner’s etwas phantas
tische Art und Weise zu malen zum Vor-
bilde genommen zu haben. Er starb 1871
in Schweden, wo er nach seinen Reisen
Sich längere Zeit aufgehalten hatte.
Es war natürlich, dass diese Künstler,
die sich im Auslande aufgehalten und dort
mit eigenen Augen die Verhältnisse kennen
gelernt hatten, dem schwedischen Kunst
studium in der Heimath neues Leben ver
leihen mussten. Der Kunstzweig, welcher
für seine akademischen Studien davon zu
erst Früchte erntete, war die Baukunst
unter Nyström’s Leitung. Er bildete mehre
tüchtige Schüler heran, unter denen ge
nannt zu werden verdienen: Törnquist,
Abom und Scholander, welcher letztere
nach Nyström die Leitung der Schule über
nahm, die er weiter entwickelte. Auch
in den andern Schulen wurde der Unter
richt verbessert, wenn auch * die älteren,
schon genannten Künstler noch einige Zeit
nach 1850 fortfuhren denselben zu leiten.
Die realistische Richtung in der Kunst
machte sich indessen immer mehr und mehr
geltend; sie ging namentlich von Paris aus,
erstreckte sich aber bald auch auf die
deutschen Schulen; auch in Schweden fand
sie Anhänger, unter deren Einfluss Johan
Boklund sich 1846 nach München begab,
gefolgt von Johan Fredrik Höckert. Der
letztere ging doch schon 1850 von dort
nach Paris, wo er zu wiederholten Ma
len grossen Beifall gewann und, nachdem
er in ungewöhnlich kurzer Zeit sich die
technische F ertigkeit der französischen
Schule angeeignet, auf der Weltausstellung
1855 für sein Gemälde "Predigt in einer
Kapelle in Lappland” mit einer Medaille
erster Klasse ausgezeichnet wurde. Er
kehrte später nach Schweden zurück, wo
er 1866 starb. — Im Jahre 1855 kam
auch Boklund nach Paris, wo er mit meh
ren andern schwedischen Künstlern bei Cou
ture studirte.
Düsseldorf war gleichwohl die Schule, wo
die meisten derjenigen Künstler, die in den
1850ger Jahren hinausreisten,' ihre Aus
bildung suchten. Dazu trug wesentlich die
Bekanntschaft mit den Arbeiten Tidemand’s
und Gude’s auf der Ausstellung der Aka
demie zu Stockholm im Jahre 1850 bei;
mit ihrem nordischen Charakter, technischer
Vollendung und realistischer Auffassung der
Natur machten diese Arbeiten einen grossen
Eindruck auf die in der Akademie studi-
rende Jugend, sodass viele nach Düssel
dorf eilten, um sich hei den beiden be
rühmten Meistern auszubilden. Man kann
nicht leugnen, dass die schwedische Kunst
dadurch ein nordisches und vaterländisches
Gepräge erhalten hat, welches sie zu der
Zeit, da die Studien vorzugsweise in Ita
lien gemacht wurden, nicht besass.
Zu Anfang der 1850ger Jahre kehrte
Qvarnström in die Heimath zurück, wo er
seit der Zeit mit wenigen Unterbrechungen
sich aufgehalten und mehre monumentalen
Arbeiten ausgeführt hat, wie: die Statue
I egner’s in Lund, die des Berzelius in
Stockholm, Engelbrekt’s in Örebro u.
a. m. Er übte gleichzeitig einen kräftigen
und eingreifenden Einfluss auf den Zeichen
unterricht in der Schule der Akademie aus
und war ihr Director von 1854 bis 1867.
— Etwas später kehrte Molin aus Italien
nach Stockholm zurück, wo auch er ver
schiedene monumentale Arbeiten ausgeführt
hat, wie: die Statue König Oscar’s I (in
Göteborg), die Gruppe "Bältespännarne” (die •
Gürtelspanner) und die Statue Carl’s XII
(zu Stockholm);, hierselbst soll auch seine
monumentale Fontaine im nächsten Herbst
errichtet werden.
Boklund kehrte 1856 nach Stockholm
zurück, wo er in demselben Jahre zum
Professor an der Akademie ernannt wurde
und den Auftrag erhielt, eine Schule für