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ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN.
richtet und hauptsächlich mit gleichen Unter
richtsgegenständen :
a) In Stockholm 5 Privatschulen, von
denen die älteste i. J. 1833 von dem ver
storbenen Erzbischof Wallin und dem als
Geschichtsschreiber bekannten Professor A.
Fryxell, jetzt Pastor in Sunne (Wermland)
gestiftet wurde, und die jüngste sich von
1870 datirt. Die Anzahl der sämmtlichen
an diesen Schulen angestellten Lehrer ist
124 und die der Zöglinge 877.
b) In Uppsala 3, dife älteste gestiftet
1849, die jüngste 1870, mit zusammen 32
Lehrern und 246 Zöglingen.
c) In Göteborg 1, gestiftet 1867, mit
19 Lehrern und 126 Zöglingen.
d) In allen grösseren Provinzstädten
ausser in den nördlichsten. Die ältesten
datiren sich von 1847, die Mehrzahl aber
aus den 1860ger Jahren. Viele derselben
sind von Lehrerinnen errichtet, die in dem
oben erwähnten Seminarium ihre Bildung
erhalten haben.
In keiner von den hier erwähnten Schu
len ist der Unterricht abgabenfrei: aber in
Gemässheit mit einer königlichen Proposi
tion bei dem jetzigen Reichstage ist ein
Staatsanschlag gefordert zur Errichtung von
Elementar-Lehranstalten für Mädchen in
vier Provinzstädten, um auf solche Weise
allmählich auch der weiblichen Jugend die
gleichen Vortheile eines beinahe abgaben
freien Unterrichtes zu bereiten, welche der
männlichen schon längst zu Theil geworden
sind *).
4. Lehrcursus für die weibliche Ju
gend, gestiftet von Frl. J. Rossander 1865.
Der Unterricht, welcher von 1 Lehrer und
6 Lehrerinnen ertheilt wird, findet nur an
den Nachmittagen statt und werden Vor
lesungen über folgende Gegenstände ge
halten : Bibelkunde, schwedische Geschichte,
Naturlehre, Botanik, Geographie, Ästhetik,
schwedische Sprache, Geometrie, Rechnen,
Algebra, Gesang. Die Zahl der Zöglinge
beträgt im Jahre 60: ausserdem sind 100
Zuhörerinnen angezeichnet.
Mit diesem Lehrcursus ist eine Näh
schule verbunden, in welcher die Zöglinge
Frauenkleider zuschneiden und nähen lernen.
1 Lehrerin, 14 Zöglinge.
’) Die Schulabgabe für Knaben in den Lehr
anstalten des Staates beträgt im Unterrichts-
jakre nur 24—25 R:dr.
5. Die Königl. musikalische Akademie
mit dem Conservatorium., welches seit 1854
weibliche Zöglinge annimmt *), wovon die
Anzahl im letztverflossenen Termin 84 be
trug, und wobei 4 Lehrerinnen angenommen
sind. Der Unterricht ist abgabenfrei. Unter
richtsgegenstände sind: Harmonielehre, Com-
position, Instrumentation, Partiturlesen, Ge
schichte und Ästhetik der Tonkunst, Ele
mentar- und Chorgesang, Sologesang, Orgel
spielen, Piano-, Violin-, Violoncell- und
Contrabass-Spielen und Behandlung der
Blaseinstrumente, welcher letzterwähnte Un
terrichtsgegenstand gleichwohl von weib
lichen Zöglingen nicht in Anspruch genom
men worden ist.
Die höchste Anzahl weiblicher Zöglinge
während eines Studienjahres ist auf 157
gestiegen. Das vollständige Organisten-
Exarnen, welches Harmonielehre, Gesang,
Piano- und Orgelspielen, sowie Kenntniss
der Behandlung und Wartung der Orgel
umfasst, ist von 57 Frauenzimmern abge
legt worden. Das vollständige Directors-
Examen, Harmonielehre, Contrapunkt-Ge-
schichte und Ästhetik der Musik, Instru
mentation, Gesang, Violin-, Violoncell- und
Pianospielen umfassend, wurde im vorigen
Herbst zum erstenmal von einem Frauen
zimmer abgelegt; auch erhielt dasselbe das
höchste Zeugniss im Orgelspielen.
6. Die Königl. Akademie der freien
Künste wurde 1864 weiblichen Zöglingen
geöffnet. Doch sind für diese verschiedene
Einschränkungen in Hinsicht der Unterrichts
gegenstände gemacht worden, welche für die
weibliche Abtheilung umfassen: Zeichnen
nach Gips und lebendigen-Modellen, Draperie
studien, Malerei, Anatomie und Perspectiv
lehre. Die Zahl der Zöglinge darf nicht 25
übersteigen, daher auch immer viele Aspi
rantinnen um die erledigten Plätze wett
eifern. Der Unterricht ist abgabenfrei.
7. Die Gewerbeschule in Stockholm ist
seit 1854 dem weiblichen Geschlechte zu
gänglich. Lehrgegenstäude sind: Zeichnen,
Malen, Modelliren in Thon, Wachs und Pa-
rian, Lithographie, Xylographie, Kupferstich,
Perspektiv, Schattirungs- und Constructions-
lehre, Kalligraphie, Buchhalterei, Lackiren,
Anfertigung von Papparbeiten, Arithmetik,
Geometrie, sowie schwedische, deutsche, fran-
') Zwischen den Jahren 1795—1821 war dem
weiblichen Geschlechte dort der Zutritt eben
falls gestattet.