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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN. 
Holzschnitzelei, Xylographie *), Litho 
graphie, Kupferstich und Photographie wer 
den mit Erfolg von Frauenzimmern ge 
trieben. 
Bei dem ökonomischen Kartenwerke 
Schwedens sind seit 1860 elf Frauenzim 
mer als Gehülfinnen beim Zeichneu ange 
stellt. 
Ausser dem Antheile, den die gesetz 
gebende Macht an der Erweiterung des Bil 
dungsgebietes gehabt hat, welches durch die 
liier oben namhaft gemachten Schulen und 
Lehranstalten der weiblichen Jugend zu 
gänglich geworden ist, hat dieselbe sich 
auch bereit gezeigt, die Bestrebungen der 
Frau in der Aufsuchung neuer Auswege 
zur Selbstversorgung zu befördern — ein 
Bestreben, das um so mehr befugt ist, als 
ihr durch die Maschinenarbeiten viele von 
den früher vorhandenen Auswegen zum Er 
werbe geraubt worden sind. 
So erhielt die schwedische Frau durch 
die königl. Verfügungen vom 29 Sept. 
1853 und vom 21 Oct. 1859 Becht zur 
Anstellung als Lehrerin bei den Volks 
schulen; von dem Reichstage 1859—1860 
wurde ihr das Becht bewilligt, im Dienste 
des Staates Anstellung als Organist zu su 
chen; durch königl. Verfügungen vom 18 
Januar und 18 Juni 1861 erhielt sie die Er- 
laubniss, nach Ablegung der dazu vorge- 
1 schriebenen Proben das Geschäft als Wund 
arzt und Zahnarzt zu treiben; von dem 
Reichstage 1862—1863 wurde ihr das Recht 
zugestanden, Poststationen vorzustehen und 
mit gewissen Einschränkungen Telegraphen 
dienste zu thun und bei der allgemeinen 
Krankenpflege angestellt zu werden, und 
durch die Königl. Verfügung vom 3 Juni 
1870 wurde ihr das Recht gegeben, bei 
den höheren Elementar-Lehranstalten das 
Maturitäts-Examen abzulegen, um darauf als 
Studirende bei den Universitäten des Reiches 
eingeschrieben zu werden, und ausserdem 
wurde ihr gestattet, das Gewerbe eines Arz 
tes zu betreiben, nachdem sie durch die 
Ablage der erforderlichen Examina ihre Com- 
petenz dazu bewiesen hatte. -) 
') Für die ülustrirte Zeitung arbeiten (i Frauen 
zimmer als Xylographen. 
2 ) Es sind bereits zwei Stipendien für weibliche 
Studirende gestiftet: das eine von 1,229 R:dr 
ist auf die Universität Uppsala beschränkt 
und für weibliche Studirende im Allgemeinen 
bestimmt: das zweite von 6,000 R:dr ist aus- 
Das praktische Resultat der oben ange 
führten Concessionen erhellt aus den fol 
genden Zifferangaben. 
Als Lehrerinnen an den dem Staate ge 
hörenden oder unter der Aufsicht desselben 
stehenden Lehranstalten sind 2,856 Frauen 
zimmer angestellt; davon als Lehrerinnen 
im Zeichnen 16 und in der. Musik 3 an 
den Elementar-Lehranstalten des Staates für 
Knaben. Auch bei drei privaten Elemen 
tarschulen für Knaben in. Stockholm sind 
Lehrerinnen angenommen, eigentlich wohl 
nur für die unteren Klassen; gleichwohl 
wird von ihnen auch in den oberen in ver 
schiedenen Gegenständen Unterricht ertheilt. 
In Stockholm haben zwei Frauenzimmer 
das Zahnarzt-Examen abgelegt, wovon das 
eine auch in Kopenhagen das Examen be 
standen hat, und üben das Gewerbe mit 
ausgezeichneter Geschicklichkeit aus; noch 
ein anderes beschäftigt sich mit gewissen 
Theilen davon. Das Wundarzt-Examen ist 
von 3 Frauenzimmern abgelegt. . 
EinUnterrichts-Cursus, welcher den Zweck 
hat, Krankenwärterinnen sowohl theoretisch 
als auch praktisch auszubilden, wurde i. J. 
1867 bei dem akademischen Krankenhause 
in Uppsala eröffnet; demselben steht ein 
Frauenzimmer vor, das seine Ausbildung 
als solche bei »the Nightingale Institution 
for Training of Nurses» in London erhal 
ten hat. Diesen Cursus haben 27 Frauen 
zimmer durchgemacht, welche späterhin bei 
andern Krankenhäusern Anstellung erhalten 
haben. Auch zwei gebildete Damen, welche 
sich zu Vorsteherinplätzen bei Krankenhäu 
sern competent machen wollen, erwerben 
sich daselbst gegenwärtig die dazu erforder 
lichen Kenntnisse. 
In dem Diaconissen-Krankenhause zu 
Stockholm, 3 ) welches jetzt 40 Patienten 
schliesslich denjenigen weiblichen Studirenden 
Vorbehalten, welche sich bei dem Karolinischen 
Institute in Stockholm zu Ärzten ausbilden. 
3 ) Die Diaconissen-Anstalt in Stockholm, deren 
Vorbild die Institution in Kaiserswerth ist, 
wurde 1851 gestiftet, hatte aber damals nur 
über unbedeutende Mittel und Uber einen un 
bedeutenden Raum zu verfügen. Auch be 
stand ihr erster Zweck nur in der Bildung von 
Krankenwärterinnen; allmählich aber erwei 
terte sich ihre Thätigkeit: 1852 mit einer 
Schule für arme Kinder und 1853 durch die 
Errichtung eines Kinderheimes; 1857 über 
nahm die Anstalt die Aufsicht über »Magda- 
lenenheim» für gefallene weibliche Personen, 
und 1862 wurde von derselben ein Heim
	        
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