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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN. 
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auf nehmen kann und 1851 eröffnet wurde, 
wird die ganze Krankenpflege von Diaco- 
nissen besorgt mit Beihülfe eines Arztes; 
auch wird der grösste Theil der dort ange 
wendeten Arzeneien von ihnen gemischt. Die 
Diaconissen sind sehr gesucht als Kranken 
wärterinnen in Familien. 
Als Organisten sind 4, als Telegraphi 
sten 168 und als Poststationsvorsteher 38 
Frauenzimmer angestellt. *) 
In den Jahren 1871—1873 haben vier 
Frauenzimmer das Maturitätsexamen bestan 
den, von denen an der Universität Uppsala 
zwei in der philosophischen und eines in 
der medizinischen Facultät ihre Studien 
fortsetzen. 
Auch in anderen Theilen der Gesetz 
gebung hat die Geneigtheit, billige und ge 
rechte Forderungen vonseiten der Frau zu 
befriedigen, einen Ausdruck erhalten in den 
königl. Verfügungen vom 19 Mai 1845, 
worin das gleiche Erbrecht für den Sohn 
und die Tochter bestimmt wird (während 
früher auf dem Lande der Sohn doppelt 
soviel erbte als die Tochter), und wodurch 
der Ehefrau mit dem Manne an dem ge 
meinsamen Vermögen gleiches Anrecht ge 
geben wird; in der königl. Verfügung vom 
.22 Dec. 1846, wodurch Frauenzimmer be 
rechtigt sind, in Städten und auf dem Lande 
Handwerke und Detailhandel zu treiben, 
welche einer späteren vom 15 Juni 1858 
wiederum den Weg bahnte, in welcher der 
Frau das Recht ertheilt wurde, in einem 
Alter von 25 Jahren mündig zu sein, wenn 
sie es selbst wünschte, sowie einer andern 
vom 18 Juni 1864, worin ihr vollstän 
dige Handels- und Gewerbefreiheit ertheilt 
wird, und der vom 16 November 1863, 
welche sie ohne alle Beschränkung in dem 
für verwahrloste Kinder gestiftet; 1864 ver 
legte man die Anstalt nach dem Besitzthum 
Stora Ersta auf einer Höhe an der Salzsee in 
der Siidvorstadt, welches für ihre Rechnung 
eingekauft und angeordnet worden war, auf 
welchem auch 1872 eine kleine Kapelle auf- 
geführt worden ist. In dem zuletzt erwähn 
ten Jahre zählte die Diaconissen-Anstalt 108 
Mitglieder, wovon 65 Diaconissen, 32 Probe 
schwestern und 11 Novizen. Von diesen tha- 
ten 45 in der Anstalt Dienst und die übrigen 
in andern Krankenhäusern, Armenhäusern, 
Schulen, Kinderheimen, Kinderkrippen, Wai 
senhäusern und Rettungsanstalten. 
') Zufällige weibliche Gehiilfen sind ausserdem 
zu einer Anzahl von 65 hei verschiedenen 
Postcontoren angenommen. 
vorher vorgeschriebenen Alter für mündig- 
erklärt, und der vom 8 Nov. 1872, welche 
dem mündigen Weibe das Recht zuspricht 
über ihre Hand seihst zu verfügen. 
Auch vonseiten Einzelner haben die 
Frauen sich des Entgegenkommens hinsicht 
lich der Erweiterung der Mittel zur Selbst 
versorgung zu erfreuen gehabt. In Privat 
banken, Sparbanken, Lebensversicherungs- 
Anstalten, Interessentschaften, Renten- und 
Kapital-Anstalten und in Handelseontoren 
besitzen viele Frauenzimmer vortheilhafte 
Anstellungen mit Einkünften, die zwischen 
800 und 2,500 R:dr variiren. Man hat 
sogar Beispiele, dass in Filialabtheilungen 
von Privatbanken Frauenzimmer als Vor 
steherinnen angestellt sind, und in einer 
Provinzialstadt verwaltet seit 1871 ein 
Frauenzimmer diö Stadtkasse. 
Durch die oben erwähnten Verfügungen 
in Betreff der Handels- und Gewerbefreiheit 
für das weibliche Geschlecht ist denselben 
auch ein ausgedehnteres Feld der Thätig- 
keit eröffnet worden. Dass es sich dessen 
auch bedient, beweist die alljährlich zu 
nehmende Anzahl von Frauenzimmern, wel 
che sich dem Handel und den Gewerben 
widmen. I. J. 1871 waren mit dem Han 
del 4,055 Frauenzimmer beschäftigt, von 
denen 2,675 ihrem eigenen Geschäfte vor 
standen. In demselben Jahre zählte man 
in Schweden 504 selbständige weibliche 
industrietreibende Besitzerinnen von Fabri 
ken und Werkstätten, und 918 weibliche 
Personen waren als Arbeiterinnen bei sol 
chen angestellt. 
Ein Frauenzimmer hat sich ausgezeich 
net durch mehre mechanische Erfindungen 
und ist darauf bedacht, zur Ausführung der 
selben eine eigene Werkstätte anzulegen; 
zwei Schwestern betreiben mit Erfolg das 
Goldschmied-Gewerbe; verschiedene weib 
liche Uhrmacher arbeiten theils in Verbin 
dung mit Verwandten, theils selbständig, 
und eine derselben hat bei einer Londoner 
Exposition Auszeichnung erhalten; weibliche 
Schuhmacher, Posamentiere, Handschuhma 
cher, Schirmfahrikanten, Buchbinder, Lacki- 
rer, Perlemutterarbeiter, Reepschläger, Glaser, 
Hutmacher, Kammmacher, Drechsler, Tapezie 
rer, Bäcker, Zuckerbäcker führen selbständig 
die den erwähnten Gewerben angehörenden 
Arbeiten aus. Der grösste Theil der bei 
den Wollen- und Seidenfabriken beschäf 
tigten Weber sind Frauen. Mehre Buch-
	        
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