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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN. 
druekereien haben weibliche Vorsteher und 
Factoren und alle dort vorkommenden 
Arbeiten werden ausschliesslich von Frauen 
zimmern besorgt 1 ). In einer Menge von 
Gewerben, als Kleidermacherei, Kürschne 
rei, Schuhmacherei, Uhrmacherei,Klempnerei, 
Brauerei, Bäckerei, Kammmacherei, Porzel- 
lanfabrication u. a. m. werden ausserdem 
verschiedene Theile der Arbeit von Frauen 
besorgt. Bei den beiden Porzellanfabriken 
Gustafsberg und Rörstraud sind 329 Frauen 
zimmer angestellt, von denen mehre mit 
Modelliren und Emailmalen beschäftigt wer 
den. Als Gewerbe, welche ausschliesslich 
von Frauenzimmern betrieben werden, sind 
zu nennen: alle Art von Leinen- und Da- 
men-Kleider-,' Schnürleib- und Bandagen- 
Nätherei, Blumenanfertigung, Spitzenklöp 
peln, Stricken, Häkeln, Filetarbeit, Sticken; 
ausserdem gehören ihnen die sämmtliehen 
Putz-Arbeiten, sowie auch das Coiffiren der 
Damen ausschliesslich von weiblichen Hän 
den besorgt wird. Viele kleinere Gärten 
werden von Bäuerinnen aus einer von unsern 
nördlicheren Landschaften, Dalarne, in Stand 
erhalten. 
In dem Reinschreibungs-Bureau, wel 
ches 1864 auf Veranstaltung der Redaction 
der Zeitschrift für die Familie eröffnet wur 
de, finden viele Frauenzimmer durch Rein 
schreiben und Uebersetzen eine ziemlich 
einträgliche Beschäftigung. 
Für solche Produkte der kleineren weib 
lichen Industrie, welche auf keine andere 
Weise auf den Markt kommen, wurde 1870 
in Stockholm ein Verkaufslokal unter der 
Benennung "Bienenkorb" (Bikupan) einge 
richtet, in welchem der Umsatz lebhaft und 
im Steigen gewesen ist. 
Nicht allein in der Hauptstadt, sondern 
auch in den meisten Provinzstädten giebt 
es Frauen-Vereine, welche den Frauen der 
ärmsten Klassen durch Austheilung von 
Spinnen, Stricken und Nähen Arbeitsver 
dienst zu bereiten suchen. 
Viele anderen wohlthätigen Vereine und 
Stiftungen sind ausserdem von Frauen ge 
gründet worden, um Nothleidende zu un 
terstützen. So bestehen z. B. in Stockholm 
ein allgemeiner Schutzverein, dessen Stif 
terin und Wortführerin die jetzige Königin ist, 
Gesellschaften zur Beförderung des Arbeits- 
') Bei den Bnclidruckereien sind im Ganzen 67 
Frauenzimmer angestellt. 
fleisses, zur Aufmunterung der Arbeitsam 
keit, die Direction des Fonds Lotten Wenn- 
berg’s 2 ) für Hülfsbedürftige, in welchen 
allen die Königin-Wittwe Wortführerin ist, 
Freundinnen armer Kinder, deren Beschü 
tzerin die Prinzessin Eugenia ist, u. a. m. 
Der Grundgedanke zu dem vaterländischen 
Verein ging von der verstorbenen Königin 
Louise aus, welche durch denselben die ar 
beitende Klasse bewegen zu können wün 
schte, bei Zeiten durch jährliche kleine 
Einsätze in Renten- und Kapital-Anstalten 
sich selbst für das Alter ein Kapital zu 
sammeln. Unter den Wohlthätigkeitsan- 
stalten verdienen Erwähnung: die Pflege 
anstalt der Kronprinzessin Louise für 
kranke Kinder ''), gestiftet 1854 und im 
Stande 55 bis 60 Patienten aufzuneh- 
men ; das Heim für freigegebene weibliche 
Personen, welches i. J. 1860 von der jetzi 
gen Königin in der Absicht gestiftet wur 
de, für Verbrechen gestrafte weibliche Per 
sonen vor Rückfall zu schützen (aus die 
ser Anstalt sind auch 80 solche abgegan 
gen, nachdem Dienste oder eine andere 
angemessene Beschäftigung für dieselben an 
geschafft worden waren); das Asyl für 
Pauvres Honteuses, gestiftet 1862 von der 
Gräfin v. Schwerin und dotirt von Fredri- 
ka Bremer, in welchem 41 Frauen aus den 
gebildeten Klassen eine Wohnung und eine 
stille Freistätte haben ; die stille Schule für 
Taubstumme, gegründet 1861 und auf ge 
wachsen aus einem geringen Samenkorne 
gleich dem 1866 gegründeten Idiotenheim 
in Sköfde, welche beide unbemittelten und 
anspruchslosen Frauen ihr Entstehen ver 
danken, jetzt aber eine nicht unbedeutende 
Erweiterung erhalten haben. Uebrigens 
sind über das ganze Land Vereine verbrei- 
2 ) Dieser Fond wurde von der verstorbenen Kö 
nigin Louise gestiftet zum Andenken der 
segensreichen Thätigkeit, welche Demoiselle 
Lotten Wennberg (geb. 1815, gest. 1864) eine 
lange Reihe von Jahren unter den Armen 
der Hauptstadt ausgeübt hatte. 
3 ) Das erste Kapital zu diesem Krankenhause 
kam von einem Testamente des verstorbenen 
D:r Elmstedt. Die Executoren des Testamen 
tes suchten und fanden zu der Verwirklichung 
des Unternehmens Schutz und Beistand bei 
der damaligen Kronprinzessin, nachherigen 
Königin Louise; auch wurde ein Aufruf an 
die Frauen der Hauptstadt erlassen mit dem 
glücklichen Erfolge, dass der entworfene 
Plan bald genug in Ausführung kommen 
konnte.
	        
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