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ANHANG. WEIBLICHE ARBEITEN.
eine Ursache, dass viele Dalekarlierinnep
sich durch ihre Fertigkeit in Haararbeiten
auszeichnen, welche sie nicht nur in Schwe
den, sondern auch in den Nachbarländern
abzusetzen suchen.
In dem südlichen und in Theilen des
mittleren Schwedens, wo sich die National
tracht noch beibehalten hat, gehören Kunst
gewebe, Stickereien und künstliche Näthe-
reien nicht ausschliesslich den Kleidungs
stücken an, sondern sie kommen auch an
Matten, Decken, Vorhängen, Wagenkissen
u. a. m. vor. Bei feierlichen Gelegenhei
ten werden die Wände und Bänke der Stu
be mit Vorhängen und Decken von einem
kunstmässigen sog. ”Snär”-Gewebe (d. i. eine
Art Gobelin) geziert, welche bisweilen Sce-
nen aus der biblischen Geschichte vorstel
len und sorgfältig als Familienkleinodien
aufbewahrt werden.
Auch Lappland hat seine Eigenthüm-
lichkeiten in Betreff weiblicher Arbeiten
aufzuweisen. So werden von den Lapp
länderinnen sowohl Schuhzeuge als auch
die übrigen Kleidungsstücke aus Renthier-
fellen angefertigt, und überdies zieren sie
ihre Tracht mit künstlich gewebten Bändern
von prächtigen Farben, welche den Rock
”kolt” Zusammenhalten, und mit einem reich
ausgestickten Brustlatz, lapp. ”ätsä — leppa”,
in welchen sie ihren Stolz setzen. Zu die
sen Stickereien wird auch Zinkdrath be
nutzt; übrigens aber wenden sie zu ihren
Näthereien meistens einen selbstverfertigten
Zwirn an, welcher aus gut zusammenge
drehten Renthiersehnen besteht.
Die Haushaltungsgesellschaften, welche
nunmehr in allen Län des Reiches vor
handen sind, bemühen sich auf eine lobens-
würdige Weise, die Hausindustrie zu er
weitern und zu beschützen, und sie senden
zu diesem Zwecke Lehrerinnen umher, welche
theils im Korb-, und Strohflechten, theils
im Weben Unterricht ertheilen, um in die
ser Arbeit unter den Landleuten diejenige
Geschicklichkeit zu verbreiten, welche auf
den grossen Gütern ziemlich allgemein ist,
und sich dort in schönen Proben von Drillich-,
Damast-, Matten- und Möbelzeug-Geweben
offenbart. Aufmunternde Resultate solcher
Massregeln hat man Gelegenheit bei den
jährlichen Ausstellungen der erwähnten Ge
sellschaften wahrzunehmen. Das Strohflech
ten, welches zwar seit alten Zeiten unter
den Landleuten zum Hausbedarf betrieben
worden ist, aber keine zeitgemässe Entwi
ckelung erhalten hat, ist in den letzten zehn
Jahren mehr verbreitet worden, und man
hat seine Aufmerksamkeit mehr darauf
gerichtet. Eine Lehrerin führt z. B. an,
dass sie seit 1868 in dieser Kunst 850
Zöglinge unterrichtet hat, die im Alter
zwischen 8 und 73 Jahren variirten. In
einer an Norwegen grenzenden Landschaft
sind von Norwegen Bestellungen von Stroh
flechten zu 4,000 Hüten eingegangen.