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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GR. II. 
I.AHD- UND F0RSTW1RTIISCIIAFT, GARTENBAU. FISCHEREIWESEN. 
Die Arbeitskraft und ihre Verwendung. Da in 
Anbetracht des späten Frühlings und zeitigen 
Winters die Feldarbeiten in ungefähr sechs Mo 
naten ausgeführt werden müssen, so ist eine 
grössere Anzahl von Zugthieren erforderlich, als 
wenn jene Arbeiten auf einen grösseren Theil des 
Jahres ausgedehnt werden könnten. Im Mai muss 
alle Frühjahrssaat beendet sein und in wenig mehr 
als einem Monate im Herbste ist alles Pflügen 
zu bewerkstelligen. Ausser den Pferden, die den 
täglichen Transport des Düngers, der Milch zum 
Verkauf und verschiedenes Andere besorgen, was 
den Ackerbau nicht direct berührt, giebt es zu 
letztgenanntem Zwecke 10 Pferde und 10 Paar 
Ochsen. Diese Pferde werden sowohl im Sommer 
als im Winter auch zu anderen Arbeiten benutzt, 
ebenso die Ochsen, wenn es nöthig ist; bei der 
Saat und anderen dringenden Feldarbeiten aber 
müssen wenigstens i Paar Pferde und 8 Paar 
Ochseu zur Verfügdng stehen. Die Arbeitsleute 
werden theils im Jahresdienst gehalten, theils 
während der Erntezeit je nach Bedürfniss ge- 
miethet. 
Während des letztverflossenen Arbeitsjahres, 
das den 1 Juni 1871 begann und mit dem 31 
Mai 1872 endete, sind für den eigentlichen Acker 
bau d. h. für die Bereitung des Bodens zur Saat 
und bei der Ernte verwendet worden: 
762 Tagewerke von Pferden, 
1,341 » » Ochsen, 
1,672 » » Männern, 
1,545 » » Knaben und Weibern; 
ausserdem wurden Accordarbeiten für 213 R:dr 
16 Oere geleistet. Die Kosten für diese Art 
Arbeit belaufen sich auf 6,717 B:dr 36 Oere = 
9,596 Francs. 
Wenn man die Arbeitszeit mit den eigentlichen 
Feldarbeiten zu 6 Monaten = 160 Tagen annimmt 
und ferner dass 10 Pferde in dieser Zeit 1,500 
und 20 Ochsen 3,000 Tagewerke hätten leisten 
können, so ist demnach während der Frühlings-, 
Sommer- und Herbstmonate nur ungefähr die 
halbe Anzahl der Pferde- und Ochsen-Tagewerke 
zur Ausführung genannter Arbeiten erforderlich 
gewesen. Man schliesse jedoch daraus nicht, dass 
die Zahl der unterhaltenen Zugthiere zu gross 
sei, denn im Frühjahr und Herbst, wenn die Feld 
arbeiten forcirt werden müssen, sind sie alle Tage, 
wenn nicht Naturhindernisse es unmöglich machen, 
in voller Beschäftigung. Auf jeden Hectare des 
Bodens, der mit ohiger Anzahl Zugthiere bear 
beitet wird, kommen im Durchschnitt für Bear 
beitung und Ernte 
4,61 Tagewerke von Pferden, 
8,12 » n Ochsen, 
10,15 » » Männern, 
9,30 » » Knaben und Weibern, 
und wenn die Accordarbeit mit in Berechnung 
gezogen wird, betragen nur die Bearbeitungs 
kosten für einen Hectare 60 Francs, wozu Aus 
saat, Dünger, Verwaltungskosten und andere Aus 
gaben, sowie Zinsen vom Werthe des Bodens und 
der Gebäude als auch von dem in die Erde ge 
steckten Betriebskapitale kommen, welche Un 
kosten für das genannte Jahr sich auf 28,605,02 
R:dr = 40,865 Francs oder für jeden der 165 Hec- 
tnres auf 248 Francs, also mit den Bearbeitungs 
kosten zusammen auf 308 Francs belaufen. Der 
Zinsfuss ist 5 % für das Grundkapital oder den 
Bodenwerth und 6 % für das Betriebskapital. 
Der Viehstand besteht, ausser den Zugthieren, 
aus ungefähr 100 Kühen, im Winter einige mehr, 
im Sommer einige weniger, 3 Stieren, ungefähr 
20 Schweinen und etwas Federvieh. Die Kühe 
erhalten im Sommer Grünfutter von Roggen, 
AViesen-Fuchsschwanz-Gras von der bewässerten 
Wiese. Wickenhafer und Klee; im Herbst geheh 
sie eine kurze Zeit auf die AVeide; Schrotmehl 
wird ihnen auch mitunter gereicht und im Winter 
Heu, Stroh und Spreu nebst Schrotmehl und 
Schlempe aus der Brennerei. Kälber werden nicht 
erzogen, sondern geschieht die Ergänzung des 
Aüehstandes durch Ankauf, so dass ungefähr ein 
Drittel der ganzen Anzahl jährlich erneuert wird. 
Beim Beginne desletztbeendeten Verwaltungsjahres, 
d. h. am 1 Juni 1871 war die Anzahl der Kühe 
und Stiere 93, die zusammen 947,05 Ctr — 40,300 
Kilogr. wögen, was im Durchschnitt per Thier 
433 Kilogr. ausmacht; beim Ausgange desselben 
betrug sie 97 mit einem lebenden Gewichte von 
42,969 Kilogr. oder per jedes Thier 443 Kilogr. 
Das im genannten Jahre im Durchschnitt 100 
Thieren gereichte Kraftfutter hat. wenn Stroh 
und Spreu, wovon der grösste Theil als Streu 
benutzt wurde, nicht berechnet wird, aus Schrot 
mehl 1,138,75 Ctr = 48,457 Kilogr., Heu und 
Grünfutter zu Heu reducirt, 3,539 Ctr = 150,595 
Kilogr., Schlempe während 6 Monate 670,000 
Kannen = 17,537 Hectolit, Leinsamenkuchen 50 
Ctr = 2,132 Kilogr. und A\ r eide, 150 Ctr = 6,383 
Kilogr. Heu entsprechend, bestanden. 
Der AA r erth der Schlempe wird zu 20 % vom 
AA T erthe des verarbeiteten Rohmaterials veran 
schlagt, welches letztere, in so weit die aus dem 
selben bereitete Schlempe den Kühen zu Gute 
gekommen ist, aus 4.470 Kbf. = 1,170 Hectolit 
Kartoffeln, 3,516 Ctr =149.617 Kilogr. Roggen 
mehl und 2,737 Ctr = 116,468 Kilogr. Gerste 
bestanden hat. 
Die erhaltene Milch betrug 102,165 Kannen 
= 267,672 Litr., was auf jede Kuh 2,676 Litr. 
ausmacht. Alle Milch wird an Ort nnd Stelle zu 
28 Oere = 15 Cent, per Litre verkauft und haben 
sämmtliche Kühe einen Gewinn von 3,46 2 R:dr 
= 4,945,50 Francs gegeben, nachdem Futter, 
Arbeit, Zinsen, faux frais, worunter auch Miethe 
für den Kuhstall, abgerechnet sind. 
Der Ertrag der unter eigener Cultnr befind 
lichen 165 Hectares war im Jahre 1871: 
an AA T eizen von 124,19 
•i Roggen » 101,42 
>1 Gerste » 416,50 
ii Hafer » 142,06 
II Erbsen » 36,33 
“ Kartoffeln » 56,75 
Ref=10.9l Hectares 1.156 
i> = 8,92 
ii =36,65 
ii =12,5 
» = 3,2 
ii 996 
|> 5,577 
» 2,136 
» 234 
» 2,591 
Kbf. = 302,6 Hectol., macht 27,7 Hectol. pr Hect. 
» =260,7 >i i, 29,8 ii ,, » 
» —1,459 i> ii 39,5 ii ii » 
» =559 » 
» =61,23 » 
» =678 o 
» 44,7 » » ,, 
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