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GR. II.
I.AHD- UND F0RSTW1RTIISCIIAFT, GARTENBAU. FISCHEREIWESEN.
Die Arbeitskraft und ihre Verwendung. Da in
Anbetracht des späten Frühlings und zeitigen
Winters die Feldarbeiten in ungefähr sechs Mo
naten ausgeführt werden müssen, so ist eine
grössere Anzahl von Zugthieren erforderlich, als
wenn jene Arbeiten auf einen grösseren Theil des
Jahres ausgedehnt werden könnten. Im Mai muss
alle Frühjahrssaat beendet sein und in wenig mehr
als einem Monate im Herbste ist alles Pflügen
zu bewerkstelligen. Ausser den Pferden, die den
täglichen Transport des Düngers, der Milch zum
Verkauf und verschiedenes Andere besorgen, was
den Ackerbau nicht direct berührt, giebt es zu
letztgenanntem Zwecke 10 Pferde und 10 Paar
Ochsen. Diese Pferde werden sowohl im Sommer
als im Winter auch zu anderen Arbeiten benutzt,
ebenso die Ochsen, wenn es nöthig ist; bei der
Saat und anderen dringenden Feldarbeiten aber
müssen wenigstens i Paar Pferde und 8 Paar
Ochseu zur Verfügdng stehen. Die Arbeitsleute
werden theils im Jahresdienst gehalten, theils
während der Erntezeit je nach Bedürfniss ge-
miethet.
Während des letztverflossenen Arbeitsjahres,
das den 1 Juni 1871 begann und mit dem 31
Mai 1872 endete, sind für den eigentlichen Acker
bau d. h. für die Bereitung des Bodens zur Saat
und bei der Ernte verwendet worden:
762 Tagewerke von Pferden,
1,341 » » Ochsen,
1,672 » » Männern,
1,545 » » Knaben und Weibern;
ausserdem wurden Accordarbeiten für 213 R:dr
16 Oere geleistet. Die Kosten für diese Art
Arbeit belaufen sich auf 6,717 B:dr 36 Oere =
9,596 Francs.
Wenn man die Arbeitszeit mit den eigentlichen
Feldarbeiten zu 6 Monaten = 160 Tagen annimmt
und ferner dass 10 Pferde in dieser Zeit 1,500
und 20 Ochsen 3,000 Tagewerke hätten leisten
können, so ist demnach während der Frühlings-,
Sommer- und Herbstmonate nur ungefähr die
halbe Anzahl der Pferde- und Ochsen-Tagewerke
zur Ausführung genannter Arbeiten erforderlich
gewesen. Man schliesse jedoch daraus nicht, dass
die Zahl der unterhaltenen Zugthiere zu gross
sei, denn im Frühjahr und Herbst, wenn die Feld
arbeiten forcirt werden müssen, sind sie alle Tage,
wenn nicht Naturhindernisse es unmöglich machen,
in voller Beschäftigung. Auf jeden Hectare des
Bodens, der mit ohiger Anzahl Zugthiere bear
beitet wird, kommen im Durchschnitt für Bear
beitung und Ernte
4,61 Tagewerke von Pferden,
8,12 » n Ochsen,
10,15 » » Männern,
9,30 » » Knaben und Weibern,
und wenn die Accordarbeit mit in Berechnung
gezogen wird, betragen nur die Bearbeitungs
kosten für einen Hectare 60 Francs, wozu Aus
saat, Dünger, Verwaltungskosten und andere Aus
gaben, sowie Zinsen vom Werthe des Bodens und
der Gebäude als auch von dem in die Erde ge
steckten Betriebskapitale kommen, welche Un
kosten für das genannte Jahr sich auf 28,605,02
R:dr = 40,865 Francs oder für jeden der 165 Hec-
tnres auf 248 Francs, also mit den Bearbeitungs
kosten zusammen auf 308 Francs belaufen. Der
Zinsfuss ist 5 % für das Grundkapital oder den
Bodenwerth und 6 % für das Betriebskapital.
Der Viehstand besteht, ausser den Zugthieren,
aus ungefähr 100 Kühen, im Winter einige mehr,
im Sommer einige weniger, 3 Stieren, ungefähr
20 Schweinen und etwas Federvieh. Die Kühe
erhalten im Sommer Grünfutter von Roggen,
AViesen-Fuchsschwanz-Gras von der bewässerten
Wiese. Wickenhafer und Klee; im Herbst geheh
sie eine kurze Zeit auf die AVeide; Schrotmehl
wird ihnen auch mitunter gereicht und im Winter
Heu, Stroh und Spreu nebst Schrotmehl und
Schlempe aus der Brennerei. Kälber werden nicht
erzogen, sondern geschieht die Ergänzung des
Aüehstandes durch Ankauf, so dass ungefähr ein
Drittel der ganzen Anzahl jährlich erneuert wird.
Beim Beginne desletztbeendeten Verwaltungsjahres,
d. h. am 1 Juni 1871 war die Anzahl der Kühe
und Stiere 93, die zusammen 947,05 Ctr — 40,300
Kilogr. wögen, was im Durchschnitt per Thier
433 Kilogr. ausmacht; beim Ausgange desselben
betrug sie 97 mit einem lebenden Gewichte von
42,969 Kilogr. oder per jedes Thier 443 Kilogr.
Das im genannten Jahre im Durchschnitt 100
Thieren gereichte Kraftfutter hat. wenn Stroh
und Spreu, wovon der grösste Theil als Streu
benutzt wurde, nicht berechnet wird, aus Schrot
mehl 1,138,75 Ctr = 48,457 Kilogr., Heu und
Grünfutter zu Heu reducirt, 3,539 Ctr = 150,595
Kilogr., Schlempe während 6 Monate 670,000
Kannen = 17,537 Hectolit, Leinsamenkuchen 50
Ctr = 2,132 Kilogr. und A\ r eide, 150 Ctr = 6,383
Kilogr. Heu entsprechend, bestanden.
Der AA r erth der Schlempe wird zu 20 % vom
AA T erthe des verarbeiteten Rohmaterials veran
schlagt, welches letztere, in so weit die aus dem
selben bereitete Schlempe den Kühen zu Gute
gekommen ist, aus 4.470 Kbf. = 1,170 Hectolit
Kartoffeln, 3,516 Ctr =149.617 Kilogr. Roggen
mehl und 2,737 Ctr = 116,468 Kilogr. Gerste
bestanden hat.
Die erhaltene Milch betrug 102,165 Kannen
= 267,672 Litr., was auf jede Kuh 2,676 Litr.
ausmacht. Alle Milch wird an Ort nnd Stelle zu
28 Oere = 15 Cent, per Litre verkauft und haben
sämmtliche Kühe einen Gewinn von 3,46 2 R:dr
= 4,945,50 Francs gegeben, nachdem Futter,
Arbeit, Zinsen, faux frais, worunter auch Miethe
für den Kuhstall, abgerechnet sind.
Der Ertrag der unter eigener Cultnr befind
lichen 165 Hectares war im Jahre 1871:
an AA T eizen von 124,19
•i Roggen » 101,42
>1 Gerste » 416,50
ii Hafer » 142,06
II Erbsen » 36,33
“ Kartoffeln » 56,75
Ref=10.9l Hectares 1.156
i> = 8,92
ii =36,65
ii =12,5
» = 3,2
ii 996
|> 5,577
» 2,136
» 234
» 2,591
Kbf. = 302,6 Hectol., macht 27,7 Hectol. pr Hect.
» =260,7 >i i, 29,8 ii ,, »
» —1,459 i> ii 39,5 ii ii »
» =559 »
» =61,23 »
» =678 o
» 44,7 » » ,,
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