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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

G II. 
LAND- UND FORSTWIRTHSCHAFT, GARTENBAU. FISCHEREI WESEN. 
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an Gras, getrocknet zu Heu oder als Griinfutter angewandt, welches letztere durch Abzug von 75 % 
seines Gewichtes im rohen Zustande sich reducirt zu 
Heu von 675 5 Eef=59,4 Hectares 5,874 Ctr = 249,645 Kilogr., macht 4,202,7 Kilogr. pr Hect. 
» verschiedenen Futterkräutern, hauptsächlich Wicken als Grünfutter angewandt und nach obigem 
Principe reducirt zu 
Heu von 164,39 Ref= 14,46 Hectares 1,697 Ctr = 72,122 Kilogr. macht 4,987,6 Kilogr. pr Hect. 
Als reine Brache sind 15 Hectares behandelt worden, die also gar keinen Ertrag gegeben haben. 
Die bei der Besitzung seit mehreren Jahrzehnten befolgte Methode der Buchführung gestattet 
die Productionskosten einer jeden der oben angeführten Culturpfianzen aufs genauste zu berechnen. 
Wenn nämlich'für jede dieser Pflanzen die Kosten der Arbeit, der Aussaat, des Hungers der Grund 
zins, die Verwaltungskosten und andere Ausgaben, die ihr zur Last fallen, sumrmrt und dazu die 
Kosten des Dreschens gefügt werden und man von der erhaltenen Summe den Merth des Stiohes 
abzieht, so zeigt es sich, dass die Productionskosten betragen haben 
für 
Weizen 
Roggen 
Gerste 
Hafer 
Erbsen 
3,450 R:dr oder per Kubikfuss 2,98 
2,959 
9,342 
2,608 
712 
Kartoffeln 2,361 
2,97 
1,68= 9,17 
1,22= 6,66 
3,03 = 16,54 
0,91= 4,97 
16,26 Francs per Hectolitre. 
16,20 » » » 
Heu und alle Arten Grünfutter reducirt zu 
Heu 12,823 oder per Centner 1,67 = 5,60 Francs (0,70 
R:dr = 1 Franc) per 100 Kilogr* 
Man ersieht hieraus, dass die Productions 
kosten für Roggen und Kartoffeln sehr hoch sind, 
ja höher als die geltenden Marktpreise, weshalb 
auch diese beiden Fruchtarten einen Verlust verur 
sacht haben. Die Ursache hierzu liegt in dem 
Umstande, dass der Roggen, welcher zeitig, schon 
im'August oder zu Anfang des Septembers, ge- 
säet werden muss, gewöhnlich keiner in demselben 
Jahre geernteten Frucht folgen kann, sondern auf 
reiner und gedüngter Brache gebaut werden muss, 
weshalb er grössere Kosten als andere Getreide 
arten verursacht. Hierzu kommt noch, was be 
sonders das Jahr 1871 betrifft, dass die Roggen 
ernte nicht so gut wie gewöhnlich ansfiel. Mas 
wiederum die Kartoffeln anbelangt, so haben sie 
in letzteren Zeiten einen so geringen Ertrag ge 
geben. dass derselbe im Durchschnitt ungefähr 
die Hälfte von dem vor dreissig Jahren ist, daher 
sie denn auch jetzt in einem verhältnissmässig 
kleinen Maassstabe cultivirt werden. 
Die Wirtschaftsgebäude, von denen der grösste 
Theil auf der ausgestellten Zeichnung sichtbar 
ist, sind im Allgemeinen von der im Lande ge 
bräuchlichen Beschaffenheit, vielleicht etwas so 
lider aufgeführt und zweckmässiger eingerichtet. 
Unter ihnen verdienen doch zwei besondere 
Aufmerksamkeit, nämlich das auf der Zeichnung 
angegebene Darrhaus und eine auf der Zeich 
nung nicht sichtbare Scheune, von welchen 
Modelle exponirt sind, ln einem kalten Klima, 
wo während der Erntezeit oft anhaltender Regen 
ein tritt und wo es daher mit Schwierigkeiten 
verknüpft sein kann selbst nur einen so grossen 
Theil der Ernte, wie znr Aussaat erforderlich ist, 
in gutem und trockenem Zustande zu erhalten, 
ist es vortheilhaft, ganz unabhängig von dem 
Witterungswechsel wenigstens einen Theil der 
Ernte trocknen zu können. Auf dem obersten 
Boden des Darrhauses, wohin das Getreide direct 
vom Felde, unmittelbar nachdem es abgeschnitten 
und in Garben gebunden worden, geführt wird, 
geschieht dieses Trocknen vermittelst warmer Luft 
vom Feuerherde im unteren Raume und eines 
starken Luftzuges, der durch den hohen Schorn 
stein bewirkt wird. Da indessen das künstliche 
Dörren des Getreides nicht in allen Jahren noth- 
wendig ist und demnach ein Gebäude ausschliess 
lich für diesen Zweck möglicherweise das ganze 
Jahr unbenutzt stehen könnte, wodurch das Dör 
ren in Folge der Zinsenberechnung vom Werthe 
des Gebäudes zu theuer würde, so ist das frag 
liche Haus so construirt worden, dass es auch 
anderen Zwecken dienen kann. Der zunächst 
unter der Darre liegende Raum dient nämlich als 
Magazin für Getreide und Mehl, die für die 
Brennerei bestimmt sind, und der Kellerraum, 
sowie auch die in der Mitte des Hauses befind 
liche Durchfahrtstenne dienen als Niederlage für 
Kartoffeln, zur Bereitung von Superphosphat und 
als Aufbewahrungsort sowohl dieses als anderer 
künstlichen Düngungsmittel. 
Das andere der genannten Gebäude ist eine 
Scheune zur Aufbewahrung von Heu und Getreide 
und verdient seiner Einfachheit wegen, die mit 
aller möglichen Solidität und grösster Bequem 
lichkeit sowohl beim Einlegen als Herausnehmen 
des Getreides verbunden ist, erwähnt zu werden. 
Heu und ungedroschenes Getreide können zwar 
in Schobern stehen, wie es in England allgemein 
gebräuchlich ist, das Errichten derselben ist aber, 
wenn es mit Sorgfalt geschehen soll, theils eine 
zeitraubende Arbeit theils mit Gefahr verbunden, 
wenn während der Erntezeit ungünstiges Wetter 
eintritt oder die Arbeiter weniger Geschicklich 
keit dabei bekunden. Gewöhnliche Heu- und 
Kornscheunen sind dagegen sehr theuer und es 
dürfte daher von Wichtigkeit sein, ein Gebäude 
construiren zu können, welches alle Vorzüge eines 
gewöhnlichen Aufbewahrungshauses für die oben 
genannten Rohproducte des Landmannes besitzt, 
ohne doch grössere Kosten zu verursachen als 
dass die Zinsen ungefähr -den Kosten für das 
Errichten von Schobern entsprechen. 
Der Wald ist freilich au Areal unbedeutend, 
aber durch eine demselben seit 40 Jahren gewid 
mete sorgfältige Pflege und durch seine Eintheilung 
in Schläge, mit einer Umlaufszeit von 120 Jahren, 
welche Eintheilung gewissenhaft beobachtet wird, 
hat er einen schönen Nachwuchs erhalten und 
verspricht in einer nicht allzu fernen Zukunft 
guten Ertrag. Er besteht zum grössten Theile
	        
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