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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GR. XIII. MASCHINENWESEN UND TRANSPORTMITTEL. 
Inge gehabt. Wenn z. B. bei dem Regulator einer 
Dampfmaschine die Centrifugalkraft die Schwer 
kraft plus dem Widerstande, der sich im Dampf 
ventile vorfindet, überwunden hat, erst dann hat 
er zu arbeiten angefangen. Dieses veranlasst man 
gelhafte Empfindlichkeit, anderer Ungelegenheiten 
z. B. dass der Apparat rückt und überschlägt, 
nicht zu gedenken. 
Für Werke, die durch Schwere oder Feder 
getrieben werden, hat man das Pendel und die 
Unruhe gehabt, welche, unübertrefflich, wenn es 
gegolten, die Zeit zu messen, doch nicht weder 
die für gewisse Laufwerke, w r ie Telegraphmaschi- 
nen mit oder ohne Typendruck u. s. w. noch für 
Regulirung von Motoren erforderlichen Eigen 
schaften besessen haben. 
Der Regulator, von dem hier die Rede ist, 
scheint dagegen allen Ansprüchen zu genügen, 
die zu letztgenanntem Zwecke an einen solchen 
Apparat gestellt werden können. Er rotirt mit 
einer Geschwindigkeit, die, theoretisch genommen, 
sich absolut gleich bleiben muss, auch wenn die 
Kraft, von welcher er in Bewegung gesetzt wird, 
zwischen 1 und 3 oder 4, ja möglicherweise 5 
oder 6 variirt, und kann in allen Grössen ange 
wandt werden. 
Er lässt sich anwenden sowohl um die Hugh’- 
sche Typendruck-Maschine auf Telegraphbureaux 
zu reguliren. als auch um mit einer Kraft von 
mehreren hundert Fusspfund die Expansion in 
einer Dampfmaschine von hundert Pferdekraft zu 
modificiren und dadurch die Normalgeschwindig 
keit der gewaltigen Eisenmassen mit fast ebenso 
grosser Präcision beizubehalten, wie das Pendel 
in der Schwarzwalder Uhre den Gang der klei 
nen Zeiger um das Zifferblatt bestimmt. 
Der wichtigste Theil des Oscillationsregulators 
ist ein Ring oder eine Scheibe, die um ihren 
Schwerpunkt auf die Weise oscillirt nicht rotirt. 
dass eine von diesem Punkte nach der Fläche des 
Ringes senkrecht gezogene Linie einen Konus 
oder mit anderen Worten, dass #in beliebiger 
Punkt auf dieser Linie einen Kreis beschreibt. 
Die Bewegung gleicht auffallend derjenigen, welche 
ein Geldstück, das auf den Rand gestellt und um 
den vertikalen Durchmesser in rotirende Bewe 
gung gesetzt, während einiger Sekunden macht, 
bevor es unbeweglich liegen bleibt. 
Der Druck der belebenden Kraft in einer auf 
diese Weise oscillirenden Scheibe gleicht der Cen 
trifugalkraft und kann nach dem für die letztere 
geltenden Gesetze berechnet werden. Bei dieser 
Berechnung nehmen wir nur Rücksicht auf die 
Uscillationsbewegung und lassen eine übrigens 
leicht zu berechnende Rotationsbewegung, welche 
diejenigen Punkte erhalten, die nicht in der Mit 
telfläche der Scheibe liegen, ausser Acht, — eine 
Bewegung, die allzu unbedeutend ist, um in prak 
tischer Beziehung einwirken zu können. 
Wenn man auf dem Durchmesser, der einen 
Halbkreis begrenzt, die Bewegung eines in einem 
Kreise mit diesem Durchmesser rotirenden mate 
riellen Punktes von 0 bis 180 Graden projicirt, 
so lindet man, dass die Geschwindigkeit in der 
Richtung des Durchmessers zu- und abnimmt, 
wie der Sinus aller zwischen diesen Grenzen lie 
genden Winkel. 
Projicirt man in derselben Weise diesen Ge 
schwindigkeiten entsprechende Kräfte, so ergiebt 
sich, dass sie der Centrifugalkraft während der 
Bewegung des Punktes in betreffendem Halbkreise 
2 
multiplieirt mit - gleich sind. Betrachtet man 
in gleicher Weise sämmtliche Punkte in der einen 
Hälfte eines oscillirenden Ringes und erinnert sich, 
dass die Linie, welche die beiden Punkte verbin 
det, die sich zur Zeit in ihren Wendelagen d. h. 
in Ruhe befinden, die augenblickliche Rotations 
achse ist, so findet man, dass alle Punkte, jeder 
für sich, in diesem Augenblicke eine Geschwin 
digkeit haben, die mit dem Sinus ihres Winkel 
abstandes von dem einem Ruhepunkte im Ver 
hältnis steht. Da aber die Oscillation des Rin 
ges continuirlich und successiv ist. so müssen 
sämmtliche Punkte, um aus der Ruhe iu die 
Maximal-Geschwindigkeit uud wieder zur Ruhe 
zu gelangen, jeder für sich und nach einander, 
alle diese als Sinus der im Halbkreise befindlichen 
verschiedenen Winkel wechselnden Geschwindig 
keiten durchgegangen haben. Auf dieselbe Weise 
wechselte aber auch, wie gezeigt worden, die Be 
wegung eines rotirenden Punktes in einer Rich 
tung, folglich erhält man die belebende Kraft ei 
nes oscillirenden Punktes im Ring-Elemente gleich 
mit - Mal die Centrifugalkraft eines rotirenden 
Punktes, der mit einem gleich grossen Radius, 
wie der halbe Oscillationsbogen des oscillirenden 
Punktes, eine gleiche Anzahl Rotationen wie der 
letztere Oscillationen macht. Da nach einer gan 
zen Oscillation jeder Punkt im Ring-Elemente, 
gleichwie jeder Punkt eines rotirenden Körpers, 
wenn man nur die Bewegung in einer Richtung 
in Betracht zieht, 2 Mal alle Geschwindigkeiten 
zwischen Null und der Maximal-Geschwindigkeit 
(die der Peripherie-Geschwindigkeit des rotiren 
den Punktes gleich ist) besessen hat und dieses 
nach demselben Gesetze, wie die Bewegung des 
letztgenannten Punktes in einer Richtung, erfolgt, 
(hierbei sind Plus- und Minus-Zeichen nicht be 
rücksichtigt worden) so ist die belebende Kraft 
4M B 7T 2 n 2 2 
im ganzen Ring-Elemente =; ——-— I 1— 
60 2 . g. 
_ 8 M. B. Tr. n 2 
— 60 2 i g ’ wo ^ e * ® die bange des hal 
ben Oscillationsbogens und n die Anzahl der gan 
zen Oscillationen bedeutet; die übrigen Zeichen 
sind die gewöhnlichen. Da man nur durch An 
wendung eines constanten Coefficienten die Formel 
der Centrifugalkraft in die der belebenden Kraft 
einer oscillirenden Scheibe verwandeln kann, ist 
es selbstverständlich, dass das für die eine gel 
tende Gesetz dem für die andere identisch ist. 
Demnach hat auch für die Oscillation der Satz 
Geltung, dass, wenn die Oscillationsbogen grösser 
werden, die Oscillationszeiten aber unverändert 
bleiben, die Kraft wie die Bogenlänge wächst oder 
umgekehrt, wenn eine gegen die Oscillationen der 
Scheibe reagirende Kraft wie die Oscillationsbogen 
wächst, so bleibt die Oscillationszeit unverändert. 
Eine solche reagirende Kraft ist es, die man 
bei Anwendung des oscillirenden Ringes oder der 
Scheibe leicht erzeugen kann. Dieses kann z. B. 
dadurch geschehen, dass man die Bewegungsachse 
des Regulators in gleicher Linie mit der Stütze,
	        
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