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GR. I. BERGBAU UND HÜTTENWESEN.
welches, wie es hier angewandt wird, mit
dem ersteren übereinstimmt, nur dass hier
zugleich das Schweissen der Luppenstücke
in demselben Herde vor sich geht.
Im Dannemora-Distrikte endlich wird
fortfahrend das hier von Alters her ge
brauchte Wallonen-Frischen angewandt.
Im Jahre 1871 wurden im ganzen Lande
mit 827 thätigen Herden 4,415,510 Ctr
(187,692,650 Kilogr.) Stabeisen producirt,
wobei 6,073 Arbeiter beschäftigt waren.
Das Paddeln kommt nur bei einigen
wenigen Eisenwerken vor, die selbst ihr
Eisen manufakturiren, nämlich Motala, Su-
rahammar, Gunnebo, Kallinge und Nyby.
Das in den Puddelöfen angewendete Brenn
material besteht in der Regel aus engli
schen Steinkohlen, bei Surahammar und
Nyby wird aber Holz benutzt.
Das Bessemer-Frischen ist seit seinem
Aufkommen in Schweden angewandt ge
wesen, aber noch im Jahre 1871 produ-,
cirte man nur 189,000 Ctr (8,033,930
Kilogr.) Bessemer-Metall und obgleich die
ser Prozess als sehr passend für Schweden
erachtet werden muss, weil einerseits die
meisten schwedischen Eisenerze sich dazu
sehr eignen und andererseits der Verbrauch
an Brennmaterial für das durch denselben
dargestellte Metall fast nur halb so gross
ist wie beim Lancashire-Eisen, so hat doch
der Bessemer-Prozess erst in den allerletzten
Jahren allgemeinere Anerkennung in Schwe
den gefunden. Die Hauptursache hierzu
ist ohne Zweifel in dem Umstande zu su
chen, dass diese Methode so kostbare An
ordnungen erheischt und infolge dessen
sich nur für grössere Eisenwerke eignet;
ferner ist der Bessemer-Prozess eigentlich
nicht recht geeignet für Stabeisen-Fabrika
tion, sondern muss ihm am liebsten die
Manufakturirung oder Veredlung der dar
gestellten Gussblöcke zu fertiger Waare fol
gen, und Schweden hat früher fast in kei
ner anderen Form denn als, Stabeisen und
Gerhestahl Eisen exportirt. Geht man zur
Bessemer-Methode über, so muss zugleich
auch ein ganz neuer Markt gesucht wer
den, wodurch ihre Annahme natürlicherweise
erschwert wird. Alle in letzter Zeit be
schlossenen neuen Eisenwerksanlagen, wel
che an den im Bau begriffenen Eisenbah
nen liegen werden, sind indessen für die
Bessemer-Methode berechnet und ausserdem
sind im Jahre 1872 vier Bessemerwerke
vollendet worden, nämlich Forsbacka, Abäcks-
hyttan, L&ngshyttan und Iggesund und ein
fünftes, Längbanshyttan, wird ehestens in
Gang kommen; schliesslich werden Besse
merwerke noch bei mehren alten Eisen
werken, die bisher das Lancashire-Frischen
hatten, aufgeführt.
Im Jahre 1870 waren 6 Bessemerwerke
in Thätigkeit, aber bei drei von ihnen, die
kleine, stehende Oefen mit geringem Ge
bläse haben, war die Production sehr un
bedeutend, indem sie sich Alles in Allem
auf nur 6,066 Ctr (257,850 Kilogr.) be
lief ; den Rest der ganze Production oder
149,988 Ctr (6,375,630 Kilogr.) fertigten
Sandviken, Westanfors und Bäcka an, bei
welchen Werken Birnen existiren. Solche
Oefen giebt es auch sowohl bei allen
obengenannten, im Jahre 1872 angelegten
Bessemerwerken als bei dem im Jahre 1870
bei Svartnäs erbauten.
Bei allen bisher aufgeführten schwedi
schen Bessemerwerken nimmt man das Roh
eisen ohne Umschmelzung direct aus den
Hohöfen und in den Birnen wendet man
c. 50 bis 90 Centner (2,125—3,825 Kil.)
Charge an. Die Oefen haben 6 bis 7 For
mensteine und-jeder von diesen 6 bis 7
Löcher mit einem Durchmesser von 4 bis
6 Linien (12—18"""). Die Windpressung
ist im Allgemeinen zwischen 200 und 300
Linien Quecksilber. Bei Sandviken und den
in letzterer Zeit angelegten Bessemerwerken
sind die Motoren der Gebläsemaschinen 400
bis 500 Pferdekraft stärk und der Prozess
ist gewöhnlich in 4 bis 10 Minuten be
endigt.
Bei einigen Bessemerwerken wird nach
dem Prozesse ein oder ein Paar Procent
Spiegeleisen zugesetzt; bei anderen dagegen,
die mehr manganhaltige Erze verarbeiten,
wird kein solcher Zusatz gebraucht und sie
können ein beliebig weiches Eisen erzeugen.
Als Gussblock erhält man gewöhnlich
85 % bis 88 °/o vom Gewichte des Roh
eisens und als Abfall nur einige Procent.
Ausgenommen Leuna und Sandviken,
wo theilweise Dampf benutzt wird, kommt
bei den anderen Bessemerwerken ausschliess
lich Wasserkraft in Anwendung. Auch bei
fast allen anderen Eisenwerken wird gleich
falls Wasserkraft angewendet, bei etlichen
giebt es aber doch auch Hülfsdampfmaschi-
nen und bei anderen Dampfhämmer.