GR. I. BERGBAU USD HÜTTENWESEN.
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Seit dem Jahre 1868 ist bei Munk-
fors Gussstahl nach der Martinschen Me
thode in • einem Siemensehen Regenerator
ofen mit Lundinschem Condensator fabri-
cirt worden; auch bei Lesjöfors hat man
mit der Bereitung desselben angefangen und
ähnliche Versuche in kleinerem Massstabe
sind auch bei einigen anderen Eisenwerken
angestellt worden.
Die Oefen sind klein, so dass sie nur
20 bis 30 Centner (850—1,275 Kilogr.)
fassen. Das Brennmaterial besteht aus an
der Luft getrocknetem Holze und der Ver
brauch ist 10 bis 12 Kbf. per Centner ge
schmolzenen Stahles oder Eisens. Das Merk
würdigste ist, dass man auf diese Weise
mit Erfolg regelmässig weiches Eisen be
reiten kann, das darauf zu Nageleisen oder
Drath ausgewalzt wird.
Bei Wikmanshyttan wird Gussstahl nach
der Uchatii-Methode aus granulirtem Roh
eisen gemischt mit Pulver reichen Eisen
erzes und etwas Kohlenpulver bereitet. Das
Schmelzen geschieht in Plumpago-Tiegeln
in mit Coaks geheitzten, gewöhnlichen eng
lischen Windöfen. Der auf diese Weise
dargestellte Stahl hat sich besonders zu sol
chen Zwecken bewährt, die neben einer nicht
unbedeutenden Härte grosse Stärke erfoi-
dem, wie zu Stampfen, Hämmern u. s. w.
Bei Österby unweit Dannemora ist ein
Gussstahlwerk zum Schmelzen in Tiegeln
in Siemen-Lundinschem Ofen und mit An
wendung von Holz als Brennmaterial ei
richtet worden.
Die Eisen- und Stalilinannfaktur ist
noch nicht so gross, dass sie die eige
nen Bedürfnisse des Landes befriedigt;
man erhofft aber binnen einigen Jahren
ganz andere Verhältnisse, indem sämmtliche
in Bau begriffenen grösseren Bessemerwerke
für Fabrikation von Rails und andeiem Li-
senbahnmaterial wie auch Platten berech
net sind.
Das vornehmste von derr bis jetzt rn
Gang gekommenen Walzwerken für Platten
ist Motala und demnächst sind Suraham-
mar und Kloster die grössten, wiewohl bei
dem letztgenannten nur dünne Platten wie
zu Dächern u. s. w. angefertigt werden.
Bei Surahammar wendet man bei Bereitung
der Platten ausschliesslich Pttddeleisen an,
hei Motala dagegen sowohl dieses als auch
von anderen Eisenwerken erhaltenes Besse-
mereisen. Bei Kloster ist bisher nur Lan-
cashire-Eisen angewandt worden; man be
absichtigt aber nunmehr zu der dortigen
Plattenbereitung Bessemereisen von Längs-
hyttan, welches derselben Gesellchaft ge
hört, zu benutzen.
Rails von gewöhnlichen Dimensionen
können gegenwärtig nur bei 2 Werken,
nämlich Motala und Smedjebacken, fabri-
cirt werden. Bei dem erstgenannten wur
den! irn Jahre 1871 ausgewalzt 27,985 Ctr
(1,189,575 Kilogr.) Rails aus Bessemerstahl,
1,795 Ctr (76,300 Kilogr.) Rails aus Pud-
deleisen und 20,478 Ctr (870,470 Kilogr.)
Rails aus Puddeleisen mit Bessemerstahl
köpfen.
Bei Smedjebacken wurden in demselben
Jahre 25,483 Ctr (1,083,085 Kilogr.) Eisen
bahnschienen ausgewalzt, wovon 2,800 Ctr
(119,020 Kilogr.) aus Bessemerstahl und
der Rest aus Lancashire-Eisen waten.
Räder aus Schmiedeeisen zu Eisenbahn
wagen werden nur bei Surahammar ange
fertigt, wo man auch Radschienen {Tyres)
aus Puddelstahl fabricirt; die hauptsäch
lichste Tyres-Fabrikation ist aber doch bei
Sandviken, wo sie aus Bessemerstahl dar
gestellt werden.
Achsen zu Eisenbahnwagen werden bei
Surahammar aus Puddeleisen und Maschi
nenachsen bei einigen mechanischen Werk
stätten aus Schroteisen angefertigt; die
Hauptfabrikation von groben Achsen ist
aber gegenwärtig auf Motala, wo sie hach
Wunsch entweder aus Bessemer- oder Pud
deleisen erhalten werden können, ferner auf
Westanfors und Sandviken beschränkt, bei
welchen Werken sie ausschliesslich aus Bes-
semer-Metall gemacht werden.
Nägel werden bei vielen Werken und
auf sehr verschiedene Weise fabricirt, wie
durch Schmieden mit der Hand, durch Schnei
den und andere Fabrikationsarten vermit
telst Maschinen. Die meisten Nägel wer
den in den Provinzen Blekinge und Oster-
götland angefertigt, wo man sie haupt
sächlich durch Schneiden der Platten dar
stellt.
Ein Theil des Bessemer-Metalles von
Westanfors wird bei Fagersta zu Gewehr
läufen und Sägeblättern verarbeitet.
Drath wird bei mehren Werken, wie
Kolsva, Degerfors, Bofors und Lesjöfors ge
walzt. Unter den Drathziehereien ist Le
sjöfors die vornehmste und ein Theil des