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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

GK. II. LANDW1RTH8CHAFT, FORSTWIRT!!SCHAFT UNI) GARTENBAU. FISCHEREIWESEN. 41 
Viehzucht der Hauptgegeustand der Be 
strebungen des Landmannes sein muss. 
Die grossen Verschiedenheiten des Lan 
des in geologischer Hinsicht sind bereits 
oben (S. 6) berührt, und wir haben be 
funden, dass in den Gebirge- und Wald 
gegenden vorzugsweise Grus von zermalm 
ten Steinen (Trümmergrus, cf. 1. c.) mit 
geringem Gehalt von Thon und Sand ge 
funden werden, während der ebene Theil 
des Landes ein Erdreich hat, das theils aus 
zermalmtem Moränenschutt-Thon mit nicht 
geringem Kalkgehalt in seinen tieferen La 
gern, theils aus geschichtetem Thon und 
geschichtetem Mergel, sowie theils und im 
Allgemeinsten aus Ackerthon (Postglacial- 
thon) besteht. Das ebene Land Schwedens 
hat in der Regel einen fruchtbaren Boden, 
welcher, gut beackert, einen Ertrag giebt, 
der vollkommen mit demjenigen wetteifert, 
welcher in andern Ländern erzielt wird. 
Der jetzige Standpunkt des Ackerbaues 
nimmt auch auf den grösseren Gütern ei 
nen der Zeit vollkommen angemessenen 
Platz ein. Die Felder sind drainirt und 
gemergelt, die Brache ist eingeschränkt und 
zum Theil besäet. Der Anbau von Wurzelge 
wächsen wird erweitert und eine intensivere 
Folge der Gewächse angewendet. Die Ge 
bäude und Geräthschaften — letztere gröss- 
tentheils von Eisen — sind vortrefflich und 
die edelsten Heerden von verschiedenen Ra- 
cen werden in den verschiedenen Theilen 
des Landes angetroffen. In dem südlichen 
Tlieile des Landes wird im Sommer das 
Rindvieh getidert und auch die Stallfüt 
terung beginnt dort allgemeiner einge 
führt zu werden. In den oberen Theilen 
des Landes ist die Benutzung der Weide 
allgemeiner. . 
Die älteste Landwirthscliaft 1 ) in Schwe 
den bestand in der Brandwirthschaft, wobei 
der Wald niedergehauen und abgebrannt, 
derauf das Land eingefriedigt und mit Rog 
gen besäet wurde. Diese Art des Getreide 
baues kommt jetzt nur noch an einzelnen 
Stellen in Wermland und einigen andern 
Waldgegenden vor, meistens aber ist man 
sonst davon abgegangen. Darauf folgte 
zunächst die Hackwirthschaft, da die Er- 
’) Das Folgende (bis S. 45) zum Theil nach 
Mittheilungen von Hrn Professor D:r J. 
Arrhenius. 
de mit der Hacke bearbeitet wurde und 
man die Steine in grössere oder kleinere 
Haufen legte. Das auf solche Weise auf 
gebrochene Land wurde darauf alljährlich 
besäet, so lange es Getreide trug und dann, 
wenn sich dies nicht länger lohnte, der Na 
tur wieder überlassen. Das so zuerst ur 
bar gemachte Land ist darauf mit Wald 
bedeckt worden, und überall in den Wäl 
dern trifft man Steinhaufen aus der Hack 
zeit, sowie auch Ueberbleibsel von Gräben 
auf den Ackern dieser Zeit. 
In den nördlichen Län wird noch an 
vielen Orten das urbare Land in Einfelder- 
wirthschaft (Ensäde) benutzt, d. h. jährlich 
mit Sommerkorn, Kartoffeln oder Flachs be 
säet und wenn sich dies nicht länger lohnt 
als Grasland (Svaljord) liegen gelassen. Dieses 
bewächst nach und nach mit Gras und wird 
dann theils als Weide, theils als Wiese be 
nutzt. Nachdem es eine Reihe von Jah 
ren unter Gras gelegen und sich darauf 
neue Dammerde (Humus) gebildet hat, er 
hält es seine Fruchtbarkeit wieder, wird 
von Neuen aufgebrochen und einige Zeit 
als Acker angewendet, worauf es wiederum 
liegen bleibt, um sich mit Gras zu bede 
cken. Diese Art, die primitivste von allen, 
kommt jetzt nur in den nördlichsten Län 
(Norrland) vor, woselbst, wie in den übri 
gen Theilen des Landes, der Ackerbau nun 
mehr meistens theils als Zwei- .und Drei- 
felderwirthschaft und an verschiedenen Stel 
len als verschieden geordnete Wechsel- und 
Koppelwirthschaft betrieben wird. 
Die Zweifeldenvirthschaft ist am all 
gemeinsten in Uppland, Westmanland und 
Södermanland oder in den Landschaften, 
die den Mälarsee umgeben. Die Dreifel- 
derwirthschaft kommt am meisten vor in 
öster- und Westergötland, in Nerike, auf 
Öland und Gotland, sowie in den Län Gefle- 
borg, Westernorrland und gewissen Gegen 
den von Kopparberg. 
Vierfelderwirthschaft ist seltener, und 
kommt vor in Falbygden und gewissen an 
deren Gegenden von Vestergötland und Dais 
land, sowie in Smäland, Blekinge und Ros 
lagen, auch in den Vogteien Nedan- und 
Ofvan-Siljan vom Län Kopparberg, woselbst 
jedoch auch Dreifelderwirthschaft betrieben 
wird. 
Wechsehvirthschaften kommen allgemein 
vor in Skane sowohl auf den Gütern als
	        
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