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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

OB. II. LANDWIRTHSCHAPT, FORSTWIRTHSCHAFT UND GARTENBAU. FISCHEREIWESEN. 51 
Zubereiter noch mauersteinförmigen Stich-, 
Tritt- oder Krahntorf macht. 
Die oben erwähnte von dem Eisenwerks 
verwalter Samuelsson erfundene Methode 
zur Anfertigung von Röhrentorf ist in den 
letzten Jahren an sehr vielen Stellen an 
genommen worden. Noch i. J. 1869 wur 
den in dem ganzen Reiche nur 6 Röhren 
torf-Maschinen angewendet, Ende 1872 aber 
gab es von solchen 88. 
Die Bestandtheile der Röhrentorfma 
schine sind wesentlich Holz und ferner ge 
gossenes und geschmiedetes Eisen. Sie be 
steht in einer Art Torfpresse, wozu eine 
AufEörderungsbahn in ovaler Form gehört, 
bestehend in einem endlosen Riemen (Pa 
ternosterwerk, Elevator), welcher den ober 
sten Theil oder die Mündung der Presse 
mit dem Theile des Moores, aus welchem 
das Torfmaterial genommen werden soll, in 
Verbinduug setzt. Die Maschine ist ent 
weder einfach oder doppelt. Um die er- 
stere in Bewegung zu halten, bedarf es 
eines Pferdes, eines erwachsenen Mannes 
und 5 jüngerer Arbeiter; zu einer doppel 
ten Maschine ist Dampfkraft und die dop 
pelte Anzahl Arbeiter der erwähnten Art 
erforderlich. Das Torfmaterial wird auf 
gegraben und in die AufEörderungsbahn ge 
worfen ; diese schafft dasselbe in die -Höhe 
und ladet es in der Mündung auf die Torf- 
presse der Maschine ab, welche dadurch 
immerwährend mit Torfmaterial gefüllt wird. 
Dieses wird darauf von der Presse, ohne 
Beimischung von Wasser, erst etwas zer 
quetscht und darauf erforderlich gepresst, 
und kommt endlich auf einem am Fuss der 
Presse stehenden Tisch im der Gestalt ei 
nes Cylinders heraus. Ein jeder solcher 
Cylinder hat dann einen Durchmesser von 
5—7 Zoll und nach Belieben eine, zwei 
oder drei der Länge nach hindurchgehende 
offene Röhren, ungefähr 1 Zoll in Durch 
messer. Um dieses Torfmaterial anwend 
bar zu machen, ist weiter nichts erforder 
lich, als dass es an der Luft getrocknet 
wird, was keine lange Zeit in Anspruch 
nimmt. Man sagt, dass mit geübten Ar 
beitern mit der einfachen Maschine 2000 
—2500 Stück Röhrentorf, entsprechend 45 
—55 Tonnen, und mit der doppelten Ma 
schine 5000—7000 Stück, entsprechend 
110—150 Tonnen, täglich zubereitet wer 
den können. Der Zubereitunspreis wird zu 
12, 15, 20 ä 25 Öre für eine Tonne (6 - 3 
Kubikfuss) angegeben. 
Alle Arten von Brenntorfmaterialien, 
sogar wenig oder gar nicht vermodertes 
Torfmoos (Sphagnum), können mit den in 
Frage stehenden Maschinen verarbeitet wer 
den; aber diese sind nicht im Stande den 
Torfstoff zu vermahlen, und der Röhren 
torf kann daher keinen höheren Grad von 
Dichtigkeit erhalten. Es hegt auch auf 
der Hand, dass der Röhrentorf als hohl 
mehr Raum erfordert als anderer Torf. 
Dagegen bildet der Röhrentorf weit mehr 
als der ziegelförmige Torf — beide von 
gleichen Stoff zubereitet und mit gleicher 
Dichtigkeit versehen — ein leuchtendes und 
wärmendes Feuerungsmaterial, welches we 
nig Rauch giebt, Uebrigens soll man bei 
angestellten Versuchen befunden haben, dass 
theils eine Tonne Röhrentorf, je nach der 
natürlichen Beschaffenheit des Torfmaterials, 
60—180 schwed. ft wiegt, theils 12—16 
Tonnen Röhrentorf, verwendet in gewönli- 
chen Hausbedarfs-Feuerstätten, einem Faden 
Nadelholz von 108 Kubikfuss (6x6x3) 
Inhalt entsprechen, und theils 2 1 /,—6 Ton 
nen von solchem Torf, verwendet in einer 
Dampfmaschine, einer Tonne Steinkohlen 
oder 6 Tonnen Holzkohlen entsprochen ha 
ben, überall die Tonne zu einem Inhalt 
von 6‘3 Kubikfuss berechnet. Der Röh 
rentorf ist auch in Locomotiven und auf 
Dampfbooten versucht worden und soll da 
bei als ein gutes Feuerungsmaterial befun 
den \yorden sein. 
Die sinnreiche Erfindung des Bayri 
schen Bergwerks-Directors H. Eichorn, mit 
Maschinen Kugeltorf zu bereiten, ist in un 
ser Land eingeführt worden durch den 
Kammerjunker E. von Horn und den Lieu 
tenant A. Anrep, beide ansässig in Stock 
holm. In diesem Augenblicke sind 2 grosse 
Kugeltorffabriken theils fertig, theils in An 
lage begriffen, die eine bei der Eisenbahn 
station Värgärda in Vestergötland, die an 
dre bei Väng im Län Örebro, mit zusam 
men 18 Maschinen. 
Trotz der Hindernisse nicht allein un 
geübter Arbeiter, sondern auch eines un 
gewöhnlich regnerischen Wetters sind mit 
jeder Maschine (bei Värgärda) durchschnitt 
lich ungefähr 10 schw. Centner in der 
Stunde zubereitet worden.
	        
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