54 GR. II. T.ANDW1RTHSCHAFT, FORSTWIRTSCHAFT UND GARTENBAU. FISCHEREI WESEN.
Anzahl Männer theils beim Experimental-
felde der Akademie der Landwirtschaft
(in der Arborikultur) theils beim königli
chen Lustschlosse Haga (in der Fruchttrei
berei und Blumenzucht) und anderen Stel
len des Landes ausgebildet.
Besondere Vereine zur Beförderung der
Gartenbaukunst sind ferner folgende: Der
Gartenverein zu Göteborg, welcher einen
ausgezeichnet schönen Park und Garten an
gelegt hat und ihn unterhält, in dem auch
mehre zierliehe Treibhäuser eine grosse Aus
wahl fremdländischer Zierpflanzen oder we
gen ihrer Organisation merkwürdiger Ge
wächse beherbergen. In Stockholm hat seit
1848 ein Verein von Freunden« des Gar
tenbaues unter dem Namen Gärtner-Verein
florirt, der eine sehr grosse Thätigkeit ent
wickelt, ebenso in Uppsala, Örebro, Karl
stad, Linköping und Westeräs.
Als fernere öffentliche Massnahmen für
die Entwickelung dieses Erwerbszweiges
können folgende angeführt werden: dass
in Haparanda und Piteä durch Subscription
der Einwohner ein Stadtpark, der mehre
Bäume und Sträuche fremden Ursprungs
enthält, angelegt worden ist, und dass in
Ostersund, Umeä und Hernösand vor nicht
sehr langer Zeit Stadtgärtner angestellt
gewesen, gleichwie auch in Gefle, Uppsala,
Linköping, Skara, Karlstad und Wisby ein
solcher Beamter an die Spitze eines dem
Län gehörenden Gartens gestellt worden, von
wo eine Menge Bäume, Sträuche und Blu
men über das Land verbreitet worden sind.
Legt man nun hinzu, dass sowohl vom
Experimentalfelde der Akademie der Land-
wirthschaft, wie von dem schwedischen Gärt
ner-Vereine, mehren reich versehenen Han
delsgärtnern, vorzugsweise in Stockholm,
Göteborg, Norrköping und Helsingborg, ei
nigen königlichen Lustschlössern und grös
seren Privatgütern besonders Obstbäume
durch Verkauf im Lande verbreitet werden
und eine sehr bedeutende Anzahl aus Schott
land, England, Holland und Norddeutschland,
z. B. Berlin, Lübeck, Travemünde und Ham
burg (meist Bäume und Ziergewächse), Er
furt, Quedlinburg und anderen Orten (meist
Sämereien) einverschrieben werden, so wird
man leicht einsehen, dass die Regsamkeit
in der Hortikultur und die Liebe zu der
selben sehr gross in Schweden ist.
Zu einem vollständigen Verständniss die
ser Regsamkeit möge man sich erinnern,
dass die meisten königlichen Lustschlösser
ausgedehnte Parke, grosse und gute Gär
ten, schöne Blumen-Anlag'en und vorzüg
liche Treibereien haben, wie die bei Haga
(unter den besten unseres Landes), Ulriks-
dal und Drottningholm in der Nähe Stock
holms, bei Tullgarn in Södermanland und
Beckaskog in Skane, wo viele junge
Leute sowohl theoretische als praktische
Ausbildung im Gartenbau erhalten und wel
che demnach als wohlthätige Brennpunkte
der Thätigkeit in dieser Beziehung wir
ken. Auf den zahlreichen grösseren Be
sitzungen, die es in Uppland, Söderman
land, Nerike, Östergötland, Skäne, Hailand
und in der Nähe von Göteborg giebt,
sind grossartige Anlagen, oft im englischen
Landschafts-Stile, gemacht, zierliche Blu-
men-Parterre angelegt und häufig kostbare
Treibhäuser gebaut worden (auf einem die
ser Edelsitze giebt es z. B. nicht weniger
als 18 Treibhäuser), in denen auch Ge
wächse südlicherer Klimate gezogen wer
den, die, was Form, Geschmack und Uep-
pigkeit anbelangt, denen des Auslandes nicht
viel nachstehen.
Bei den Volksschullehrer-Seminarien
des Reiches werden ebenfalls circa 7—800
Schüler in der Hortikultur unterrichtet und
bei den öffentlichen festen Volksschulen,
deren Zahl sich jetzt auf 2,540 beläuft, ist
der Unterricht im Gartenbau anbefohlen und
den Gemeinden zur Pflicht gemacht, nöthi-
ges Land für Anpflanzungen anzuweisen,
wo die Schülei die Bäume ziehen können,
die sie später nach ihren künftigen Wohn
orten versetzen, sodass man mit steigen
der Freude sieht, wie die Liebe zu dieser
Art von Kultur und die Einsicht in der
selben sich unter den Bauern verbreitet
und ihre wmhlthuenden Früchte auch den
untersten Schichten der Gesellschaft zu Gute
kommen lässt. Und schliesslich darf man
nicht vergessen, dass durch Staatsanschläge
Leute häufig in den Stand gesetzt werden
das Ausland zu bereisen, um Kenntniss von
den dortigen Gartenanlagen zu nehmen und
dadurch Erfahrung zu sammeln oder ihr
Wissen zu bereichern.
Es ist nicht möglich anzugeben, wie
grosser Theil des Flächeninhaltes Schwe
dens gegenwärtig vom Gartenbau occupirt
wird; nach den letzten officiellen statisti-