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GR. III. CHEMISCHE INDUSTRIE.
Säuren, Salze etc. Zur Zubereitung
von Schivefelsäure sind theils in Stockholm
und Göteborg, theils bei der Kupfergrube
in Falun und bei Sörqvarn und andern
Orten Fabriken angelegt. Inzwischen dürf
ten gewiss binnen kurzer Zeit sowohl in
den südlichen als auch mittleren Theilen
des Landes mehre Schwefelsäuren-Fabriken
angelegt werden, besonders seitdem beim
Landbau und bei den entstehenden Super-
phosphat-Fabriken die Schwefelsäure starke
Nachfrage gefunden hat. Als Rohstoff zu
der Schwefelsäuren-Fabrikation wird Schwe
felkies verwandt, wovon z. B. in der Grube
bei Falun fast unerschöpfliche Lager zu
einer Fabrikation in jedem noch so grossen
Massstabe vorhanden sind, und da ausser
dem an einer Menge anderer Orte im Lande
Schwefelkies in Menge vorkommt, so scheint
die Fabrikation der Schwefelsäure einer viel
versprechenden Zukunft entgegen zu gehen.
In Östra Torp in Skane ist eine klei
nere Sodafabrik bereits in Thätigkeit;
aber bei Löfholmen ganz in der Nähe von
Stockholm wird eine grössere Fabrik zur
Bereitung von Soda und Salzsäure sowie
wahrscheinlich auch von chlorsaurem Kali
und Chlorkalk angelegt. Diese Fabrik
wird als Rohstoff ausser Kochsalz auch den
Abfall von schwefeisaurem Natron verwen
den, welcher zu erhalten ist bei der am
Winterviken in der Nähe belegenen Nitro
glycerin- (und Dynamit-) Fabrik (der er
sten in ihrer Art) und bei einer ebenfalls
nahe liegenden Salpetersäuren-Fabrik.
Es giebt 2 Nitroglycerin-Fabriken, 1 bei
Stockholm und 1 bei Nora in Örebro-Län,
wo die Zubereitungen von 100 Arbeitern
1871 waren: 187,100 'S Dynamit, 10,000
U Nitroglycerin med 18,000 7t Ammoniak-
pulver.
In mehren der waldreichsten Gegenden
wird Pottasche gesotten: doch scheint diese
Hantirung in demselben Masse abnehmen
zu wollen, in welchem die Waldprodukte
im Allgemeinen an Werth zunehmen. Nur
in dem nördlichsten Theil Schwedens wird
noch (Kali-) Salpeter zubereitet durch Aus
laugen von mit Harn u. dgl. befeuchteter
Erde und Asche, und da der Staat zur
Zubereitung von Pulver allen auf solche
Weise im Lande producirten Salpeter ein
kauft, so kennt man genau die Quantität
dieser Zubereitung, welche eigentlich als ein
Neben zweig des Landbaues zu betrachten |
ist, wovon immer nur einige Centner von
jedem Lieferanten abgegeben werden. Die
ganze Zubereitung beträgt jetzt etwa 2000
Ctn im Jahre, dürfte aber gleich der Zu
bereitung der Pottasche in Abnahme be
griffen sein.
Düngemittel-Fabrikation. Eine wich
tige chemische Industrie, nämlich die Zu
bereitung von Düngestoffen, hat sich in
den letzten Jahren entwickelt, seitdem der
Verbrauch künstlicher Düngemittel in der
schwedischen Landwirthsehaft allgemeiner
geworden ist. Das Düngepräparat, welches
am längsten angewendet worden ist und
auch gewisser Massen das grösste Vertrauen
gewonnen hat, ist Knochenmehl, sowohl
roh gestampftes als auch gedämpftes. An
vielen Orten im Lande sind daher Knochen-
mehlfabriken entstanden, und so ziemlich
alle Thierknochen, die im Lande aufgesam
melt werden und zuvor nach andern Län
dern, besonders England, ausgeführt worden
sind, werden jetzt in diesen Fabriken ver
arbeitet. Aus Süd-Amerika kommen nicht
unbedeutende Quantitäten roher Thierkno
chen nach Schweden und werden darauf
in den schwedischen Fabriken zu Knochen
mehl und auch zu Knochenkohlen verar
beitet.
Neben dein Verbrauch von Knochenmehl
hat man aber jetzt auch begonnen Super
phosphate in bedeutenden Quantitäten anzu
wenden. Diese werden zwar grösstentheils
und hauptsächlichst von England, Deutsch
land und Dänemark eingeführt, aber es sind
auch verschiedene Superphosphat-Fabriken
im Lande entstanden, in denen man Roh
stoffe verarbeitet, die vom Auslande einge
führt sind. Unter diesen Fabriken verdie
nen Erwähnung:
Die Fabrik der Stockholmer Superphos-
phat-Aktien-Gesellschaft in Gäddviken un
weit Stockholm, angelegt 1871 nach dem
Plane der neueren englischen Superphosphat-
Fabriken, jetzt mit einer täglichen Produk
tion von 200—300 Ctn, wobei als Roh
stoffe sowohl mineralische Phosphate als
auch Mejillones-Guano verwandt werden.
Die Fabrik der Aktien-Gesellschaft »Fer-
tilitas» in Göteborg, welche im Sommer
1871 ihre Thätigkeit begann, hauptsächlich
Bakerguano-Superphosphat und Mischungen
davon mit schwefelsaurem Ammoniak zu
bereitet und, eingeführte Waaren von Mejil-