OH. III. CHEMISCHE INDUSTRIE.
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im Kirchspiel Rättvik in Dalarne. Ferner
ist es in Smaland gelungen, so beschaffene
Retorten und Öfen herzustellen, dass man
durch einen einzigen fortlaufenden Process
die Produkte so rein erhalten kann, dass
hernach keine besondere Raffinirung der
Öle weiter in Frage zu kommen braucht.
Der Entdecker dieser Verfahrungsart ist ein
Gutsbesitzer Bruno, welcher derartige Fa
briken in der Nähe von Jönköping ange
legt hat.
Von Theer wurden i. J. 1871 242,200
Ctn ausgeführt, wovon | nach den Nieder
landen ging; dagegen wurden von 1 inland
18,900 Ctn ein geführt.
Zündwaaren. Ein Zweig der chemisch
technischen Industrie, welcher sich alljähr
lich immer stärker entwickelt hat und für
das Land von wesentlicher Wichtigkeit ge
worden ist, ist die Fabrikation von Zünd
hölzchen, welche besonders in der in der Stadt
Jönköping befindlichen Fabrik ausserordent
lich grosse Dimensionen angenommen hat.
Diese Fabrik beschäftigt jetzt über 1,500
Personen, welche Zündhölzchen zu einem
Werthe von 1^ Milk R:dr jährlich zuberei
ten, und es ist ihr gelungen, ihrem Fabri
kate eine solche Verbreitung zu verschaffen,
dass es kaum eine mehr oder weniger ci-
vilisirte Gegend auf Erden mehr giebt, in
welcher ihre Zündhölzchen (Jönköpings länd
stickor) nicht bekannt sind, sodass man es
auch im Auslande nicht verschmäht, diese
berühmte Fabrikation nachzuahmen. Uebri-
gens giebt es jetzt nicht nur in einer gros
sen Anzahl von Städten, sondern auch hier
und dort auf dem Lande Zündhölzchen-Fa
briken, oder es werden solche angelegt.
Der Fabrikationswerth der jetzt thätigen
24 Fabriken steigt ungefähr zu demselben
Betrage, und sie beschäftigen zusammen eben
so viele Arbeiter, wie die Fabrik in Jönköping
allein. Ausserdem sind noch einige Fabri
ken angelegt, welche nur Zündhölzchen-
Material (von Eschenholz) zubereiten. Die
zu den Zündsätzen erforderlichen Chemika
lien, als chlorsaures Kali, chromsaures Kali,
Phosphor u. a., werden noch aus England
eingeführt. Die Ausfuhr von Zündhölzchen,
welche i. J. 1865 nur 2,229,354 'S und
1870: 5,792,796 S betrug, stieg 1871
auf 8,562,790 und 1872 auf 12,119,202 S.
Farbewaaren u. a. m. Theils in den
Städten und theils auf dem Lande giebt es
eine Menge von Färbereien, welche zusam
men 1,500 Personen beschäftigen und der
Angabe nach für eriva 2 Millionen R:dr
bereiten.
Ein Farben Stoff, welcher in Schweden
zum Anstreichen der hölzernen Häuser viel
angewendet wird, ist rother Ocher, welcher
nebst Eisenvitriol und Schwefel aus Schwe
felkiesen der Kupfergrube in Falun und
an mehren andern Stellen sowie auch etwas
bei den Alaunwerken zubereitet wird. Eine
solche Waare, Kali-Thonerde-Alauu, wird
im Lande an mehren Orten aus Alaun-
schiefer zubereitet, wobei der Schiefer auch
als Brennmaterial angewendet wird, was
auch zum Kalkbrennen an mehren Orten
geschieht. I. J. 1871 wurden 30,000 Ctn
rother Ocher und 5,000 Tonnen Alaun
zubereitet.
Unter der gemeinschaftlichen Benennung
»chemisch-technische Fabriken» werden in
den officiellen Berichten nicht weniger als
50 verschiedene Fabriken zusammengefasst,
welche chemische Präparate, Farben, Par
fümerien, Gesundwasser u. a. m. zubereiten.
Hieher gehört auch eine Fabrik in
Uppsala für die Zubereitung eines dort von
H. Gähn erfundenen und in mehren Län
dern patentirten Stoffes, Aseptin und Amy-
kos, dessen antiseptische Eigenschaften sich
grösstentheils auf dem Hauptbestandtheile,
welche Borsäure sowie in letzteren auch
Nelkenöl ist, gründen. Ähnliche Präparate
werden auch in der technischen Fabrik
Barnängen in Stockholm dargestellt.
Eine Fabrik zur Darstellung von'Al
bumin aus Fischrogen ist während der letzten
Jahre zu Jönköping in Thätigkeit gewesen,
woselbst zwei Herren Sahlström in dieser
Industrie schöne Versuche angestellt haben,
die schon bei der Pariser Ausstellung i. J.
1867 die Aufmerksamkeit auf sich zogen.
Die Bereitung von Leim findet im
Lande an vielen Stellen statt, doch
mehr als häusliche Beschäftigung oder in
kleinem Massstabe. Dagegen hat die Fa
brikation von Stärke und Dextrin sich in
den letzteren Jahren wesentlich entwickelt.
Die Darstellung der Stärke, hauptsächlich
aus Kartoffeln, ist besonders früher als
häusliche Beschäftigung und in Verbindung
mit der Landwirthschaft betrieben worden;
in der neusten Zeit aber sind für diesen
Gegenstand mehre zweckmässig eingerichtete
Fabriken in Smaland, Westergötland und
mehren andern Provinzen entstanden.