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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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GE. IV. NAHRUNGS- UND GENUSSM1TTEL ALS ERZEUGNISSE DER INDUSTRIE. 
Gruppe IV. 
Nahrungs- und Genussmittel als Erzeugnisse der Industrie. 
Mehl. Obgleich Schweden im Allgemei 
nen ein Land ist, das in grossem Mass- 
stabe Getreide ausführt, so werden doch 
auch, wie schon zuvor gezeigt ist, nicht un 
bedeutende Quantitäten Getreide und Mehl, 
und darunter am meisten Roggenmehl, haupt 
sächlich von S:t Petersburg, und Weizen 
mehl, besonders aus Dänemark und etwas 
auch von Stettin, eingeführt. Die Einfuhr 
an vermahlenem Getreide hat in den letzten 
5 Jahren durchschnittlich im Jahre betragen: 
Grütze Ctn 5,000. 
Mehl von Weizen » 250,000. 
» » Roggen » 510,000. 
i) anderes » 10,000. 
Dass Schweden seine Getreideausfuhr 
hauptsächlich auf Hafer gründet, und dem 
nächst auf Gerste, sowie auch wie viel Ge 
treide wahrscheinlich im Lande von jeder 
Person consumirt wird, und welche Ge 
treidearten gewöhnlich verbraucht werden, ist 
oben (S. 43 u. 44) erwähnt worden. Wie viel 
Getreide in Schweden vermahlen oder zu 
Malz zubereitet wird, lässt sich nicht ge 
nau mit Ziffern angeben, weil in Schweden 
keine Mahl- oder Malzsteuer existirt. Mit 
der Kenntniss der Getreideproduktion des 
Landes und mit Abzug des Unterschiedes 
zwischen Export und Import sowie des Be 
darfs zur Aussaat, dürfte sich annehmen 
lassen, dass jährlich 10—12 Millionen Ton 
nen (16—18 Mül. Hektoliter) Getreide im 
Lande vermahlen werden. Die vielen Wasser 
fälle in allen Theilen des Landes gewäh 
ren reiche Gelegenheiten zur Anlage von 
Wassermühlenwerken; ausserdem aber wer 
den auch im mittleren und südlichen Schwe 
den, vor allem auf Öland, eine Menge von 
Windmühlen verwendet. In den Städten, 
besonders in den grossen, sind mehre Dampf 
mühlen angelegt. Die sog. Feuermühle in 
Stockholm hat schon seit 1804 bestanden. 
Diese Anlage, welche in der letzteren Zeit 
nach böhmischem Muster umgebaut worden 
ist, nimmt überdies das Interesse in An 
spruch durch den grossartigen Massstab, in 
welchem sie angelegt ist und ihre Zuberei 
tung betreibt. Die Mühle hat nämlich 23 
Paar Steine ausser Grützenwerk u. dgl., und 
vermahlt in der Woche 2,600 schw. Ton 
nen (4,200 Hektoliter). Zu feinerem Mahlen 
werden in Schweden französische Steine be 
nutzt ; übrigens aber besitzt das Land gute 
Mühlsteine in Öland, Lugnäs (in Wester- 
götland), Hör (in Skäne), Dalarne u. s. w. 
Zucker-Industrie. Zur Raffinirung des 
Colonial-Rohzuckers hat es in Schweden 
längst Fabriken gegeben, sodass etwa nur 
des ganzen Zuckerbedarfs in raffinirter 
Gestalt eingefübrt zu werden braucht. Die 
Einfuhr des Rohzuckers hat sich in den 
letzten 10 Jahren zwischen 35—40 und 
die des Raffinade-Zuckers zwischen 6—8 
Millionen U gehalten, welche letzte aber 
in den beiden letzten Jahren auf das 
Doppelte stieg. Die Einfuhr von Sirup, wel 
cher 1860 1 Mill. fE betrug, hat seitdem 
fortwährend zugenommen, bis sie i. J. 1872 
über 8 Mill. ft betrug. 
Die Zuckerraffinaderieen, deren es vor 
30 Jahren 24 gab, haben seitdem an 
Zahl abgenommen, statt dessen aber ihre 
Produktion vervielfältigt, und waren 1871 
an Zahl 11 mit 1,800 Arbeitern, bele 
gen in Stockholm (5), in und bei Göte 
borg (2), Landskrona (1), Norrköping (1), 
Halmslad (1) und bei Malmö (1), wovon 
die grössten, Tanto in Stockholm, Rosendal 
bei Göteborg und die der Aktien-Gesell- 
schaft D. Carneggie & C:ni in Göteborg jede 
® 10 Mill. IE Zucker und Sirup raffinir- 
ten ; alle zusammen bereiteten sie 37,235,800 
® Zucker zu einem Werthe von 15,925,600 
R'dr und 7,492,900 & Sirup zu einem 
Werthe von 1,131,500 R:dr. Gerechnet 
nach dem Werthe der Produktion, ist die 
ser Industriezweig einer der bedeutendsten 
im Lande. 
Unter der erwähnte Anzahl Raffinade- 
rieen sind einige von denRunkelrübemucker- 
fabriken eingerechnet, die in den letzten 
Jahren in Yerhältniss mit dem Fortschritte, 
den der Anbau der Runkelrüben gemacht 
hat und im Stande gewesen ist, sich mit 
dem landwirthschaftlichen Gewerbe einzu 
verleiben, entstanden sind. Nach einigen 
kleineren vorbereitenden Versuchen in Göte 
borg vor mehren Jahren wurde die erste 
grosse Fabrike dieser Art in Landskrona
	        
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