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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

GR. IV. NAHRUNGS- UND GENUSSMITTEL ALS ERZEUGNISSE DER INDUSTRIE. 
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zu Anfang der 1850ger Jahre angelegt. 
1852—1854 wurden beinahe in allen Pro 
vinzen des südlichen und mittleren Schwedens 
Versuche mit dem Anhau der Runkelrüben 
gemacht und bei der Königl. Akademie 
der Landwirthschaft wurden in diesen Jah 
ren zahlreiche Untersuchungen über den 
Zuckerhalt der in dem Lande erzeugten 
Runkelrüben angestellt. Diese gaben im 
Allgemeinen ein sehr befriedigendes Resul 
tat; aber dennoch verblieb die Fabrik in 
Landskrona noch viele Jahre lang die ein 
zige ihrer Art im Reiche, weil man viele 
Schwierigkeiten zu überwinden hatte, ehe 
man den Anbau der Runkelrüben in so 
grossem Massstabe auf zusammenhängenden 
Arealen zu Stande zu bringen vermochte, 
dass eine Fabrik angelegt und zu ihrer 
Thätigkeit hinlänglichen Rohstoff erhalten 
konnte. Auch zeigte daneben die Erfah 
rung, dass die Fabrik in Landskrona grosse 
Schwierigkeiten zu bekämpfen hatte, ehe 
diese Industrie mit eigentlichem Vortheile 
betrieben werden konnte. Erst als sie sich 
durch den Einkauf des benachbarten Gutes 
Säbyholm ein hinreichendes Landareal ver 
schafft hatte und der dortige Anbau der 
Runkelrüben in guten Stand gekommen 
war, gelang es der neuen Unternehmung, 
mit Gewinn Runkelrübenzucker zuzube- 
reiten. 
Die Fabrikation des Runkelrübenzuckers 
war noch steuerfrei; aber die Ungewiss 
heit, wie lange dies fortfahren würde, dürfte 
verursacht haben, dass man der Sache nur 
geringe Aufmerksamkeit widmete, bis der 
Reichstag endlich i. J. 1869 beschloss, die 
Fabrikation eine gewisse Zeit oder bis zu 
1 - 1873 steuerfrei zu lassen, dann aber 
dieselbe 12 Jahre einer successiven Besteue 
rung zu unterwerfen, welche darauf con- 
stant werden sollte in einem bestimmten 
Verhältnisse mit dem Zoll für importirten 
Zucker. 
Darauf wurde i. J. 1869 auf Inedal 
unweit Stockholm eine grössere Runkel 
rübenzucker-Fabrik angelegt. Doch hat 
diese Fabrik in den wenigen Jahren ihrer 
Thätigkeit unaufhörlich eine Menge von 
Schwierigkeiten zu bekämpfen gehabt, wel 
che darauf beruhten, dass die Fabrik nicht 
die erforderlichen Quantitäten von Runkel 
rüben hat erhalten können. Die Fabrik 
besitzt kein eigenes Land zum Anbau der 
selben, sondern hat es versucht, in der Nähe 
wohnende Landleute zur Uebernahme dieses 
Anbaues zu veranlassen; damit aber ist es 
nur äusserst langsam vorwärts gegangen, 
sodass die Fabrik im Jahre nicht über 
50—60,000 Centner Runkelrüben hat er 
halten können anstatt der erforderlichen 
2—300,000 Ctr. Die Fabrik arbeitet nach 
der Diffusionsmethode. 
Dagegen hat man mit grösserem Er 
folge solche Fabriken an andern Stellen 
im Lande angelegt, nämlich in Östergöt- 
land, Skäne und Halland. 
In Östergötland giebt es bereits 2 
solche Fabriken, nämlich bei Wadstena und 
auf dem grossen Gute Ljung. Die Fabrik 
bei Wadstena wurde i. J. 1871 angelegt 
und verarbeitet täglich etwa 1,200 Centner 
Runkelrüben. I. J. 1872'wurde der Vor 
rath von Runkelrüben auf 140,000 Ctn ge 
schätzt. Die Fabrik arbeitet, gleich der 
in Landskrona, nach der Pressmethode. Die 
Fabrik auf Ljung ist erst im Sommer und 
Herbst 1872 aufgeführt worden. Der Run 
kelrübenbau ist gleichwohl schon im ersten 
Jahre sehr wohl gelungen, sodass die Fa 
brik gleich von vorne herein den hinläng 
lichen Rohstoff erhalten dürfte. 
Bei Halmstad wurde 1870 eine solche 
Fabrik angelegt, doch begann die Fabri 
kation erst im Januar 1871. In diesem 
Jahre wurden 60,000, in dem folgenden 
100,000 und in dem jetzigen Winter 160,000 
Centner Runkelrüben verarbeitet. Die In- 
teressentschaft, welche diese Fabrik be 
sitzt, hat 1,800 Tonnenland Acker gepach 
tet, um darauf die für die Fabrikation er 
forderlichen Runkelrüben anzubauen. Diese 
Fabrik arbeitet nur zur Herstellung von 
Rohzucker und nach der Diffusionsmethode. 
Bei Arlöf unweit Malmö wurde 1870 
eine grössere Fabrik dieser Art angelegt, 
welche täglich etwa 2,000 Ctn Runkelrü 
ben, ebenfalls nach der Diffusionsmethode, 
verarbeitet. Der jährliche Bedarf dürfte 
etwa 300,000 Centner Runkelrüben betra 
gen ; davon erntet die Interessentschaft 
selbst nur etwa 12—15,000 Ctn; aber sie 
erhält eine reichliche Zufuhr von den be 
nachbarten Gütern, sodass es der Fabrik 
noch nie an Rohstoff gefehlt hat. Die 
Runkelrüben sind im Allgemeinen von gu 
ter Beschaffenheit gewesen mit einem Zucker 
halt von 12—13 °/ und darüber. 
In Zusammenhang mit dem Bericht 
über die Runkelrübenzucker-Industrie in
	        
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