GR. VIII. HOLZ-INDUSTRIE.
83
Gruppe YIII.
Holz-Industrie.
Bautischler-Arbeiten, als Thüren, Fen
ster, Fussböden u. a., sowie auch Möbeltisch
ler-Arbeiten werden theils von Handwerkern,
theils als Haustkätigkeit und theils von in
neuerer Zeit entstandenen mechanischen
Tischlerei-Fabriken zubereitet. Hierzu könn
ten noch die Tischlereien gelegt werden,
welche bei Gefängnissen oder einigen all
gemeinen Ve'rsorgungsanstalten zur Beschäf
tigung der Gefangenen oder der aufgenom
menen Personen eingerichtet worden sind.
Nach den officiellen Berichten gab es
1871 in_ den Städten und Flecken 640
Tischler mit 1,125 Gehülfen und auf dem
Lande 655 Tischler mit 345 öehülfen oder
zusammen 2,765 männliche Personen, welche
als Handwerk sich mit Tischlerarbeiten be
schäftigten.
Als Hausthätigkeit wird dieses Gewerbe
fast überall im Lande getrieben; besonders
bekannt aber sind die Stühle, welche im
Kirchspiel Öster-Vala im Län Westman-
land, und die Möbeln aller Art, welche im
Kirchspiel Lindome in Göteborg- und Bo-
hus-Län gemacht werden. Nachdem in
der neuesten Zeit von Russland Modelle zu
reich ausgeschnitzten, dort beliebten Stühlen
eingegangen sind, dürfte der Export von
Väla-Stühlen nach Russland einer viel ver
sprechenden Zukunft entgegen zu sehen
haben. Das Holz zu diesen Stühlen, sowie
im Allgemeinen zu allen besseren Möbeln,
welche die Landleute für sich selbst oder
zum Verkauf anfertigen, ist birkenes; sonst
aber wird auch viel föhrenes oder tannenes
angewendet. Zu feineren Möbeln, welche
die eigentlichen Handwerkstischler anfer
tigen, werden die dazu gewöhnlichen Holz
arten, Ulme, Mahagony, Walnuss, Jacaranda
u. s. w., verwendet. In diesem Augen
blicke ist Walnuss die beliebteste Holzart,
die den Mahagony, welcher früher viel an
gewendet wurde, sehr verdrängt hat. Ein
Theil des Walnussholzes kommt von Got
land und den südlichsten Theilen Schwe
dens, wo Walnussbäume gedeihen.
Die Einfuhr solcher Holzarten, die nicht
im Lande wachsen, betrug 1871: unbear
beitete zu einem Werthe von 90,237 R:dr,
Fournierscheiben 124,782 fE, Tischlereiarti
kel 51,643 S nebst 140 Tb Tastenscheiben
von Ebenholz; die Einfuhr an Fournier
scheiben von einheimischen Holzarten, als
Ulme, Esche u. a. betrug 61,855 < EE, an
Tischlerarbeiten von Föhren oder Tannen
26,900 'tt, von Ulmen, Eschen u. a. 105,000
ft, wozu an nicht speciflcirten Drechsler
arbeiten 13,930 7E nebst Möbeln für 9,465
R:dr kommen.
Der grosse Holzhandel des Landes (vgl. S.
48) scheint zwar eine Aufforderung zu ent
halten, die Produkte der Wälder in einer Ge
stalt zu versenden, die mehr veredelt ist,
als Planken und Bretter oder Balken und
Sparren; inzwischen sind erst in neueren
Zeiten in dieser Richtung Massregeln ge
troffen worden durch die Anlage verschie
dener sog. mechanischer Tischlereifabriken.
Von solchen ist neulich 1 in Sandarna unweit
Söderhamn angelegt, 3 sind in Stockholm,
von denen besonders eine (die Ekman’sche
Fabrik) ihre Thätigkeit in grossen Mass-
stabe treibt, 2 (Bark & Warburg, Ströin-
man & Larsson) in Göteborg und 1 in
Uddevalla. Die Arbeiten in diesen Fabri
ken, deren Werth i. J. 1871 über ^ Milk
R:dr betrug, umfassen die gewöhnlichen
der Tischler und auch das Anfertigen gan
zer Häuser, wovon die Wiener Weltaus
stellung mehre Proben darbietet. Die eine
der Stockholmer Tischlereifabriken beschäf
tigt sich beinahe ausschliesslich mit dem
Schneiden von Fournieren. Ausser diesen
Tischlereifabriken giebt es einige Säge
werke, z. B. bei Sundsvall, Skutskär im
nördlichen Uppland, bei Trollhättan u. a. m.,
wo die Bretter gehobelt werden, und man
sollte meinen, als könnten mehre Sägewerke
ihre Fabrikate so behandeln, sofern nicht
gar die Sägewerke mit vollständigen Tischle
reifabriken zu verbinden sind, was das
natürlichste wäre und wahrscheinlich auch
an vielen Orten geschehen wird.
Die grösste Ausfuhr an bearbeiteten
Holzwaaren ist bisher von Göteborg aus
gegangen und hat für ganz Schweden 7—
800,000 R:dr betragen. I. J. 1871 betrug
diese Ausfuhr an Tischlerarbeiten, Möbeln
u. dgl. für 430,000 R:dr und von gröberer
Art, als Handspaken u. dgl. für 281,000
R:dr oder zusammen für 711,000 R:dr,
wovon für 412,000 R:dr nach England,