GR. IX. STEIN-, THON- UND GLAS-INDUSTRIE.
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theilt worden, und man sollte daher meinen,
dass die Kunstfertigkeit in diesen Gegen
ständen ziemlich allgemein im Lande sein
müsste.
Vergoldungen an Holz werden haupt
sächlich angebracht theils handwerksmässig
von besonderen Vergoldern und Spiegel
machern, theils fabrikenmässig in einigen
Fabriken, unter denen wenigstens eine in
Stockholm befindliche ihre Thätigkeit in
ziemlich grossem Massstabe betreibt, womit
sie besonders Baguetten anfertigt.
Gruppe IX.
Stein-, Thon- und Glas-Industrie.
Stein-, Schiefer- und Cementwaaren.
Als Baumaterial wird in Schweden Granit
sehr oft verwendet. Davon sind unerschöpf
liche Vorräthe vorhanden, von denen beson
ders die grauen und feinkörnigen Varietäten
•benutzt werden, obgleich auch grobkörnige
oder rothe Anwendung finden. Die Fun
damente der meisten massiven Häuser sind
von behauenem Granit gelegt, auch ist eine
grosse Menge von Brücken, oder in neue
ster Zeit, da die Gewölbe von Bisen sind,
die Pfeiler derselben sowie die Hafenkaien
von dieser Steinart aufgeführt. Zum Stein
pflaster werden jetzt auch zugehauene Steine
angewendet anstatt der zuvor und noch
jetzt in den kleinen Städten gebräuchlichen
von der Natur gelieferten Rollsteine von
Graustein (Granit, Gneis u. dgl.), deren
Grösse gewöhnlich einen Kinderkopf nicht
übertrifEt. Wenn es sich um die Aufführung
solider Gebäude handelt, ist der schwedische
Granit sehr gesucht und wird daher nach
Russland, Deutschland, Dänemark, England
und Frankreich ausgeführt. In der neue
sten Zeit sind z. B. die behauenen Steine
zu den Pfeilern der Eisenbahnbrücken bei
Thorn über die Weichsel und bei Tilsit
über die Flüsse Memel, Uszlenkis und Kur-
merszeris von dem Steinbruche bei Karls
krona geliefert worden.
Ausser dem Baumaterial wird der Gra
nit auch an mehren Orten im Lande zu
feineren Gegenständen verarbeitet, z. B. zu
Monumenten, Tischplatten, Säulen u. dgl.
Unter der Masse von Steinhauereien, welche
sich mit der Anfertigung solcher und ähn
licher Arbeiten beschäftigen, können erwähnt
werden: Malmön in Bohus-Län, Bollö in
Blekinge, Hufvudsta bei Stockholm u. a. m.
Bei verschiedenen Festungen wird ausser
dem Granit zugehauen; als Beispiel kann
angeführt werden, dass die Strassen in
Stockholm jetzt mit solchen in dem Straf
gefängnisse auf Längholm (innerhalb Stock
holm) zugehauenen Steinen gepflastert wer
den. Bedeutende Quantitäten solcher Pfla
stersteine werden auch ausgeführt, besonders
nach Russland.
Der Porphyr in Elfdal in Dalarne ist
sowohl im In- als im Auslande weit be
kannt durch die aus demselben zubereiteten
schönen, polirten Arbeiten. Die gewöhn
lichste Varietät hat eine dunkelbraune Grund
masse, welche röthliche Feldspath-Krystalle
einscbliesst; sonst aber hat man als Mate
rial auch andere porphyrälmliche Steinarten
angewendet, besonders Varietäten von Hy
periten und Graniten. Die berühmteste Ar
beit von Porphyr aus Elfdalen ist die bei
dem königl. Lustschlosse Rosendal im Thier
garten bei Stockholm stehende kolossale
Wase mit einem Durchmesser von 15'(4 - 5 m ),
einer Höhe von 9'(2'7 m ) und einem Gewicht
(der Angabe nach) von 155 Ctn (6,590
Kilogr.); ausserdem der in der Riddarholms-
kirche zu Stockholm stehende, für die irdi
schen Ueberreste des Königes Carl XIV
Johan benutzte Sarkophag; dieser, nach dem
Muster des Sarkophags Agrippa’s im Vatikan
angefertigt, ist 400 Ctn schwer. Diese und
andere Arbeiten in einer Steinart, welche
vielleicht von allen bekannten die härteste
ist und darum auch eine ausserordentlich
starke Politur annimmt, warum sie auch
sehr kostbar sind, wurden nur von gewöhn
lichen Laudleuten ausgeführt. In der neue
sten Zeit haben sie beinahe gänzlich auf
gehört bearbeitet zu werden.
Ein sehr bekannter Marmorbruch ist
auf dem Kolmärden, einer Bergstrecke
zwischen Södermanland und Östergötland.
In neuerer Zeit ist bei Claestorp in Söder-