chen rudelweis, Italiens Maronibrater. böhmische
Liwanzen, slowakische Babuschkas und kroatische
Bereiter trieben es auch nicht anders im Eros Austriae:
O Siedetopf, 0 Völkergosse. Bastardenvolk, Genie-
kompost!
Und Arthur Schnitzlers Reigen, sein Naturgesetz, ist
das Symbol. In Robert Musils großem nebeligen wMann
ohne Eigenschaftenu. Untergangsvisionen, steht glän-
zend das geheimnisvolle Paar der ptolemäischen
Geschwisterliebe heiter da, an welcher Georg Trakl
grausam stirbt. Eros Austriae.
undalsderAptelstrudeltriumphierend unsereWeltero-
bert, hat auch der Doktor Freud aus Wien der ganzen
Welt verkündet von der Zerstörerkraft des Eros.
Seit hundert Jahren fault schon der Kompost. O deka-
dente Süßigkeit! O Edelscheiße! Es blühn daraus die ro-
ten Orchideen, saugender Frauenmund, derJugendstil.
Und Gustav Klimts Gemälde scheinen uns geraubt aus
dem Palaste König Rhadamanthes zu Faistos aulder In-
sel Kreta. Die Schule der phantastischen Realisten ge-
biert nach niemals endenden Orgasmen unwahre Ha-
schischträurne violett und lila.
O hohe Kunst der Transvestiten! Doch wahren Eros
zeigt uns Egon Schiele im Leide schmerzgepeitschter
Königinnen.
Die Skipetaren in der Steiermark sind herbstlich wild
undzeigenmanchmalvielzustarkeMuskelnjedochge-
sunden Eros Styriae.
Und Salzburg garhält seinen Eros ieil im edlen Manage-
ment und im Verkauf um teures Geld an glitzernde Be-
hängte. Das Groß-Musik-und-Kunst-Etablissement der
Welt quillt über von dem Acnsoschönen-edlen-hehren-
holden-delikaten. Salzburger Musenküsse für die Welt.
Rolls-Royce- und Bussigeseilschaften allüberall. Jet-
setgeseire tönt in hohlen Gassen. Delikatessen. Delika-
tessen. Kochhauben. Karajanuskopi. Auch dies ist Eros
Austriae.
OMozartkugelgahneni Dergroßesohntöntklagend auf
die Straße, wenn in der Oper die Cosi ertönt - oderdes
Cherubino Stimme klagt: ivSagt, ist es Liebe, was hier so
brennm Ja, Austriaes Eros brennt, auf alle Arten. Er
liebt. Er brennt.
im alten Austria. im schönen Tarnopbl entstand die er-
ste UNO-Stadt der Juden, Deutschen, Türken, der Un-
garn, der Rumänen, Polen, Russen, der Zigeuner,
Maghrebinier. Kuruzen und Zibeben, ein Klein-Kannit-
verstan, doch alle liebten munterdurcheinander. lebten
zusammen, sich nur selten liebend herzlich prügelnd.
2 r-Zimburgis von Masovlem, 1513-1526. Großmutter Maxl-
milian L, vermählt 1412 mit Ernst dem Eisernen. dem sie 10
Kinderschenkte, gestorben 1429. Eine Bronzestatue aus 28,
Werkstan Gilg Sesselschreiber, Höhe 231 cm, Innsbruck,
Hofkirche, Grabmal Kaiser Maximilians I. '
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O Amor Austriae!
Und wenn die stolpernden Pferde der Reiterdenkmäler
von Italiens Risorgimento verdiopemgleich den Säbel
schwingend stürmen. stehet der Feldmarschall gleich
einem Philosophen wie Marc Aurel am Stubenring in
Ruhe und in Würde. Dazu ertönt die Hymne iiwenn der
Hund mit der Wurscht den Frosch verschlingt oder in
der Luft den Jodler singtu. sei's wie es sei 7 o Eros. Va-
terland. ungarisch Voterlond.
Jedoch in Mailand stellt man Maria Theresia aus und in
Friaul erinnert man sich wieder an den i-Ceccopepeu -
jenen böhmischen Pepperl, den man in Prag den Franti-
sek Prohaska nennt. Und die Nationalneuroten denken
wiederum an die Eroten, an Lissa. wo die eisernen Män-
ner auf den hölzernen Schiffen hölzerne Männer auf
eisernen Schiffen versenkten, hölzerner Tegetthoff.
Am zahlreichsten aber sind die Ejakulationen des Eros
Austriae in Ftestgermanien. dem vielgeliebten doch oft
nur des Geldes wegen. wo sie als Sauerteig die Szene
germen - hefen - durch Sänger, Literaten, Dirigen-
ten. Künstler jedweder Spezies. durch hochbezahlte
teuerste Verlüh rer. Buhlschaften. Zwar sang der Georg
KreislerwWas nützt mirdenndas viele Geld. in Bielefeld.
in Bieleteldv. - Doch nahm er's gern und blieb in Gel-
senkirchen.