XIY. Sektion: Wandschmuck. 1
Obmann: Landesschulinspektor Dr. August Seheindler.
Mitglieder: Maler Karl Friedrich Gsur, Prof. Feodor Hoppe, Maler Adolf Kar-
pellus, Proff. Dr. Robert Kauer, Franz Kopallik, Dr. Josef Perkmann, Privatier
Rudolf Schrödinger, Proff. Josef Sturm, Raimund Wolf.
Immer allgemeiner und entschiedener fordert man heute die
Erziehung der Jugend zur Kunst in der Schule.
Man will einen schweren Mangel in unserem Schulwesen darin
erkennen, daß vorwiegend die intellektuelle und moralische Erziehung
erstrebt, die ästhetische ausschließlich auf die Literatur gegründet
wird, während sich die Schule um die bildende Kunst so gut wie
gar nicht kümmert.
Ganz berechtigt ist der Vorwurf betreffs der Mittelschule nicht
mehr; denn namentlich das Gymnasium zieht schon seit etwa
15 Jahren die antike Kunst mehr und mehr in seinen Bereich, und
fast jedes Gymnasium, wenigstens in Niederösterreich, besitzt Anfänge
einer sogenannten archäologischen Sammlung, manche haben es zu
wahren kleinen Museen gebracht.
Allein die gegenwärtige Forderung geht darüber weit hinaus.
Die Schulen aller Kategorien, von der Volksschule an, sollen in
Zukunft planmäßig der Jugend Auge und Herz für das Schöne auch
in der Kunst öffnen, den „Hunger nach Kunst”, wie das Schlagwort
lautet, in der Jugend wecken, sie mit einem tiefen und dauernden
Bedürfnis nach Kunst ins Leben entlassen und auf diese Weise die
Kunst in weite Schichten des Volkes bringen, kurz dem Volke die
Kunst, der Kunst das Volk gewinnen und durch sie zum Erfassen
des Schönen in der Natur leiten. Diese Forderung hat zunächst unter
den Pädagogen Bestrebungen zu ihrer Verwirklichung wachgerufen;
zuerst in Hamburg. Dann hat die literarische Diskussion eingesetzt,
das Was und das noch wichtigere Wie zu erörtern begonnen und
nach beiden Richtungen manche Übereinstimmung und Klärung
gebracht. Man erkannte, daß die Schule ihre Erziehung mit der
i Das Arrangement der Ausstellung besorgten die Herren: Gsur, Itarpellus,
Kopallik, Schrödinger, Sturm und Wolf. — Den Verkehr mit dem Auslande
hat in uneigennütziger Bereitwilligkeit zum großen Teile der Kunstverlag Martin
Gerl ach & Comp, in Wien vermittelt.
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