XV, Sektion: Zeichnen.
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ebenso mannigfaltig als anziehend zu gestalten Daß jedoch auf
Grund der Erfahrungen noch manche Modifikationen und Ergän
zungen im Lehrgang vorzuelnnen sind, soll dabei nicht in Abrede
gestellt werden.
Es war für die Zeichenlehrer der Mittelschulen ehedem keine
besonders schwierige Arbeit, mit den approbierten Ornamentwerken
und den Holz- und Gipsmodellen, welche in ihrer systematischen
Klassifizierung der Methode gebundene Formen vorschrieben, den
Unterricht zu führen. Eine freiere Bewegung konnten auch die be
züglichen amtlichen Normen nicht vermitteln. Anders liegt die
Sache jedoch heute, da das große Gebiet der Natur als Lehrmittel
quelle zu gelten hat. Hier müssen die Motive mit pädagogischem
und zugleich künstlerischem Verständnis gesucht werden, um den
Stufengang im Technischen in korrekter Weise durchzuführen und
zugleich dem höheren Zweck des Zeichnens, der ästhetischen Aus
bildung, zu dienen.
Mit rühmlichem Wetteifer wird in dieser Beziehung bereits in
den Schulen gearbeitet. Das Zweckmäßige wird akzeptiert, was sich
nicht bewährt, ausgeschieden und neue Stoffkreise werden probe
weise herangezogen. Ein Hauptaugenmerk aber wird vor allem dar
auf gerichtet, für die elementare Stufe leiehtfaßliche Modelle zu
schaffen, um in einem logischen Stufengang zur Darstellung des
Räumlichen in jeder Form zu gelangen. Der Wahl der Naturlehr
mittel sind wohl keine Grenzen gezogen; der Lehrer wird jedoch
stets mit Überlegung und künstlerischem Taktgefühl Vorgehen
müssen, soll nicht der „Kunstunterricht im Kleinen” in dilettantische
Spielerei ausarten.
Eie Ausstellung des „Naturzeichnens” hat nun zunächst den
Zweck, einen Einblick in die neuen Lehrmittel zu gewähren und
die verschiedenen Gebiete zu illustrieren, denen sie entnommen sind.
Der Besucher wird in den einzelnen Blättern die Individualitäten
der Schüler, in den Gruppen der Darstellungen aber auch die In
dividualitäten der Lehrenden wahrnehmen. Bei den Provinzanstalten
machen sich zumeist auch lokale Einflüsse geltend. Durchweg waltet
jedoch das gleiche Bestreben, das Naturbild mit größtmöglicher
Treue festzuhalten und diesem im Vortrag künstlerischen Ausdruck
zu verleihen.
Bietet daher unsere Ausstellung zunächst ein Bild in Plinsicht
des neuen Stoffgebietes, so mag sie auch über die technischen
Seiten des Zeichnens und die Leistungsfähigkeit der Schüler einiger
maßen Auskunft geben.
Von Darstellungen neuerer Methoden im Elementarunterricht
wurde Umgang genommen, da über den Wert derselben wohl erst
die Erfahrung entscheiden wird. Was in der Ausstellung geboten
ist, sind die Resulte nach den bestehenden Lehrplänen.
Bei dem beschränkten Raum war es nicht möglich, eine
größere Anzahl von Anstalten zur Teilname einzuladen. Dieses lag