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ähnlich veranlagte Fenster. Das liegt so auf der Hand, wie nicht leicht etwas. Unter den
großen Einzelobjekten sind zwei ganz besondere Silberwerke von Czeschka hervorzuheben.
Das eine ist die bekannte Kassette der Skodawerke für den Kaiser, das andere eine neue
silberne Vitrine, die Arbeit von dritthalb Jahren (ausgeführt von K. Erbrich unter Anleitung
des Künstlers). Eine gänzlich durchbrochene Arbeit, aus getriebenen: Rankenwerk mit
Laub, Trauben, Vögeln und Eichhörnchen, alles ausgestanzt und ziseliert, jede Fläche
verziert mit feinster Gegeneinandersetzung der Motive. Zwei stilisierte Figuren, in Silber
mit blauem Email und Perlmutter, Gesichter und Hände aus Elfenbein, stützen beiderseits
die Deckplatte. Für die Trauben und andere Details ist verschiedentonige Perlmutter,
für die Augen sind Mondsteine verwendet. Das Ganze ist ein wahres Denkmal von Erfin-
dung, Liebe und Geschmack, dabei technisch vollkommen, bei Anwendung der einfachsten
Werkzeuge (Punzen, Stanzen) und Vermeidung der Laubsäge, die den Linien zu viel
Starrheit gibt. Die so persönliche Kunst Czeschkas feiert hier einen Triumph. Zu den
bedeutendsten Abteilungen gehört ferner der Raum Franz Metzners. Seine mächtige
Denkmalplastik für Bruno Schmitzsche Kolossalbauten, wie das Leipziger Schlachtdenkmal
und der Berliner Rheingoldpalast, lernt man hier in Hilfsmodellen kennen. Ungewöhnliche
Sachen kommen vor, etwa ein 60 Meter langes „Schlachtfeldä als Fries von lauter liegenden
männlichen Akten, dann zehn Meter hohe Sitzfiguren. An solchen Aufgaben entwickelt sich
ein Muskel- und Knochenstil eigener Art, der Übermensch wird zum Überakt. Sehr wertvoll
ist sein Entwurf für das Reiterstandbild des Kaisers in Jägemdorf. Sockel und Figur sind
da in eine einzige große Kurve zusammengefaßt. Im Wettbewerb siegte das temperiertere
Wolleksche Modell (der ausgeführte Guß war soeben im Gußhaus zu sehen). Das Starke
ist selten stark genug, sich bei einer Jury durchzusetzen. Glücklicherweise läßt der Verein
zur Förderung der Künste in Prag die Metznersche Reiterfigur doch in Bronze ausführen
und wird sie dem Kaiser darbringen. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, alle Abteilungen
der Kunstschau eingehend zu besprechen. Moser, Moll, Orlik (mit Reichel), die Kunst für
das Kind (Böhm) haben eigene Räume, der Böhmsche ist überaus amüsant. Desgleichen
die Plakate, die szenischen Entwürfe (auch Maquetten und Kostüme von Roller, Orlik und
anderen); die Graphik ist überreich. In einem großen gemischten Bildersaal tummelt sich
viel Jugend. Auch einen wilden Mann hat die Kunstschau, den jungen Oskar Kokoschka,
dessen verworrene Malerträume (bereits angekauft) nur den Durchgangspunkt eines
gärenden Talents bedeuten, aber jedenfalls eines Talents.
KLEINE
RVVERBÜNGEN DIE SAMMLUNGEN. Das k. k. Österreichische
Museum hat in jüngster Zeit mehrere Objekte für die Sammlungen erworben,
deren eingehende wissenschaftliche und künstlerische Würdigung in dieser Monatsschrift
erfolgen wird.
Vor allem ist zu nennen:
Der GOESZER ORNAT, durch dessen Ankauf das Museum in den Besitz einiger der
bedeutendsten und hervorragendsten Stickereien gelangt ist, die aus romanischer Zeit
erhalten sind.
Bekanntlich ist das x782 aufgehobene ehemalige Nonnenstift Goeß (bei Leoben), in
dessen Kirche die Stücke bisher bewahrt wurden, die älteste Klosterstiftung Steiermarks
und schon 994 durch Verwandte Kaiser Heinrichs 11., des Heiligen, gegründet worden. Auf
dem Omat ist zweimal eine Äbtissin Kunigunde als Urheberin genannt; die erste Äbtissin
Kunigunde gehörte noch der Stifterfamilie an; die zweite Trägerin des Namens stand dem
Stift von 1230 bis 1269 vor. In ihre Zeit wird die Entstehung des Ornats gewöhnlich ver-
setzt; eine spätere Entstehung ist nach Stil, Inschriften etc. völlig ausgeschlossen. Der