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Volltext: Schweiz : Bericht über Gruppe V Textil-Industrie, Section IV und Sectionen I, II, III, V, VI nebst Gruppe XXI Hausindustrie

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J. Steiger-Meyer in Herisau. 
gelier durch gesetzliche Bestimmungen über Arbeitszeit etc. schützen zu 
müssen, ist es gewiss an der Zeit, die falschen Illusionen zu zerstören 
und die Situation klar und wahr darzulegen wie sie ist. 
Oie Lage des schweizerischen Fabrikanten ist noch nie eine begünstigte 
gewesen: noch nie hat sich Einer ohne schwere Arbeit, ohne Ringen und Schatten 
emporarbeiten können; heute ist aber die Lage mancher Zweige entschieden 
schwieriger als je. 
Wir zählen sehr viele Industrielle, welche mit sorgenvollem Herzen 
daran studiren wie sie ihren Geschäften die frühere Ergiebigkeit wieder 
verschaffen, dem in Gebäulichkeiten und Maschinen vergrabenen Vermö 
gen seinen Werth erhalten können und die nur zu froh sein würden, 
ihr Geschäft irgend einer Produktivgesellschaft oder einem sonstigen 
humanilären Consortium, das sie beneidet, abzutreten. 
Die Situation der schweizerischen Industrie ist allerdings noch 
keine verzweifelte; sie wird schon wieder neue und verbesserte Wege 
finden; wenn Fabrikant und Arbeiter im Bewusstsein gemeinsamer Interessen 
friedlich Zusammenarbeiten; wenn der Arbeiter seinen Chef um die 
bessere Stellung nicht beneidet; wenn der Arbeitgeber in seinem Arbeiter 
den gleichberechtigten Mitbürger achtet und für sein materielles und sitt 
liches Wohl nach besten Kräften besorgt ist. Aber die Lage kann für 
manche Zweige eine verzweifelte werden, wenn der Fabrikant durch Arbeiter 
und Gesetzgebung in seinem schwierigen Kampte mit dem in jeder Beziehung 
mehr begünstigten auswärtigen Concurrenten gehemmt, seine Ausdauer und sein 
guter Wille gelähmt werden. 
Es ist gewiss hohe Zeit, dass die Missverständnisse durch klare 
Erkenntniss der Sachlage gehoben werden, dass sich manche Zweige 
unserer textilen Industrie mit aller Energie aus der jetzigen Situation 
herauszuarbeiten suchen. 
Wenn wir uns fragen, welcher Weg für den letztem Punkt ein 
zuschlagen sei, so kommen wir zu folgendem Schlüsse. 
Wir sind im Allgemeinen zu sehr auf das Niveau des Gewöhnli 
chen, ja in manchem Zweige unter das Mittelmässige gesunken. Die 
geringe Waare ist immer die unrentabelste; Alle die damit zu thun 
haben können nur wenig verdienen; der Engländer, welcher mit dem 
gleichen Capital einen viermal grossem Umsatz macht, kann darin 
seine Rechnung finden, aber eine in beschränkten Limiten sich bewegende 
Industrie nicht. 
Der einzige Weg, der uns offen bleibt, ist ein energisches Auf- 
raffen für den Fortschritt, ein beharrliches Anstreben des Besten, Schönsten 
und Vollkommensten. Wir müssen so viel wie möglich von den billigen 
Massenartikeln, bei denen dem Arbeiter nur ein geringer Lohn bezahlt 
werden kann, wo Packung und Transportspesen das Benefice auf Null 
reduziren, absehen und diejenigen Fabrikate in’s Auge fassen, wo die Intelli 
genz, der Geschmack und die Genauigkeit eine Hauptrolle spielen.
	        
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